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Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Di 15. Jan 2019, 18:17
von Matt (8800 Thalwil)
Guten Tag

Die Dynamik des Wetters hat sich deutlich abgeschwächt. Dennoch kann man ein paar interessante Phänomene in den Modelldaten finden. Aktuell sticht hier die Inversion hervor. Im Querschnitt finden sich gleich drei Versionen davon:

- Absinkinversion (Subsidenz)
- Aufgleitinversion (durch Warmfront oder im Lee eines Gebirges)
- Strahlungsinversion (nächtlicher Kaltluftsee)

Details gibt's hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Inversionswetterlage

Legende: vertikaler Temperaturgradien (Farbe) | pot. Temp. (Linien) | vertikale Windgeschwindigkeit (nur Peaks)

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Und hier nochmals dasselbe für die Luftfeuchtigkeit:

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Fast hätte ich den vierten Typ Inversion vergessen - Die Tropopause. Hier im Querschnitt über Bern/Sion:

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Gruess, Matt

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Di 15. Jan 2019, 19:46
von Federwolke
In La Brévine bereits kurz nach 18 UTC schön kuschelig mit -15 °C, gibt sicher interessante Werte morgen früh.

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Mi 16. Jan 2019, 18:12
von Haene
Sali zäme

Danke Matt, für die schönen Querschnitte. Hier die Bilder dazu. Passt zwischen die 2 Querschnitte in der Mitte ‚Cross Section Alps | 8.6° E‘, etwa auf der Höhe Schwyz. Das erste Bild zeigt die Sicht oberhalb Küssnacht am Rigi Richtung Pilatus und ist etwa bei 8.4° E um viertel nach 3 Nachmittags.

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Das zweite Bild zeigt eine intensive Nebensonne. Das um viertel vor 4 Nachmittag.

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Liebe Grüsse vom Hans-Jörg

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Do 17. Jan 2019, 09:31
von Stephan
Federwolke hat geschrieben: Di 15. Jan 2019, 19:46 In La Brévine bereits kurz nach 18 UTC schön kuschelig mit -15 °C, gibt sicher interessante Werte morgen früh.
Gegenüber 18 UTC wurde es in La Brévine noch fast 6 Grad interessanter...

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Einen Tucken weniger kalt wurde es in der neu erstellten Station beim Hochmoor von La Chaux-d'Abel im Berner Jura. Den tiefsten Wert gab es in Hintergräppelen im Obertoggenburg mit -24.0 °C. Sehr markant hier der Temperaturanstieg am 16. morgens: über 15 Grad in 30 Minuten...

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Do 17. Jan 2019, 10:08
von Federwolke
Hoi Stephan

Noch interessanter finde ich, dass die Kurve von La Brévine viel unruhiger verläuft als an deinen beiden Stationen. Was könnte der Grund dafür sein?

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Do 17. Jan 2019, 12:18
von Uwe/Eschlikon
Bei uns war es gestern Abend auch im Minus, heute früh trotz praktisch wolkenlosem Himmel aber fast +6°C, kein Wunder bei dem zügigen SW-Wind :warm:

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Verfasst: Do 17. Jan 2019, 13:27
von Stephan
Federwolke hat geschrieben: Do 17. Jan 2019, 10:08 Hoi Stephan

Noch interessanter finde ich, dass die Kurve von La Brévine viel unruhiger verläuft als an deinen beiden Stationen. Was könnte der Grund dafür sein?
Das ist mir auch aufgefallen. La Brévine kommt nie wirklich zur Ruhe, der Kaltluftkörper wird permanent gestört.

In Hintergräppelen sowie La Chaux-d'Abel gibt's nur Temperatur- und Feuchtedaten, in La Brévine gibt es an der abgesetzten und 10 m höher liegendend Hauptstation zusätzlich Windinformationen. Beim Sensor in Hintergräppelen macht sich bei der Feuchte eine gewisse zeitliche Drift bemerkbar: Absolute Werte mit viel Vorsicht zu geniessen, der Verlauf ist aber brauchbar. Insgesamt ist die Datengrundlage nicht optimal um definitive Schlüsse zu ziehen, stichwortartig nur folgende Punkte:

- Der Wind bleibt an der Hauptstation von La Brévine die ganze Nacht über schwach (Mittelwind und Böen <5 km/h. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass dies weiter unten in der Senke anders gewesen sein sollte.

- Interessant ist der Verlauf der Feuchte an der Haupt- und der Nebenstation von La Brévine. Unten in der Senke klebt sie bis in die zweite Nachthälfte bei 100 % (mit kurzen, kleinen Ausnahmen), während sie an der höher gelegenen Hauptstation nach 18 UTC bis um 6 UTC von 100 % auf unter 90 % sinkt: Weiter oben findet also eine leichte Abtrocknung statt. In La Chaux-d'Abel fluktuiert die Feuchte um 100 % - an beiden Orten hat es somit Nebel gehabt. Die Feuchte ist in Hintergräppelen tiefer (Interpretationsvorbehalt wegen der oben erwähnten Sensordrift), fluktuiert aber kaum und sinkt über den Verlauf der Nacht nur wenige Prozent.

- Vergleicht man die Fluktuationen im Temperaturverlauf an den drei Stationen La Brévine, La Chaux-d'Abel und Hintergräppelen, dann sind diese bzgl. Amplitude in La Brévine am stärksten (z.T. 2 - 4 K), in La Chaux-d'Abel weisen sie bzgl. Amplitude und Frequenz eine recht schöne Regelmässigkeit auf (20 - 30 Minuten, ca. 1 K), in Hintergräppelen ist der Verlauf am ruhigsten (kleinere Störungen aber auch hier).

Eine Spekulation: Der Kaltluftkörper in einer Senke ist mehr (Hintergräppelen) oder weniger (La Chaux-d'Abel und insb. La Brévine) in Ruhe. Oft schwappen der Kaltluftkörper hin- und her (Stichwort: Seiches --> https://de.wikipedia.org/wiki/Seiche). An diesem Beispiel lässt sich das ganz gut sehen:

https://www.instagram.com/p/BWPzpCJFxco/

Es könnte sein, dass dieses Phänomen auch im vorliegenden Fall zum Tragen kommt. La Brévine ist der volumenmässig grösste Kaltluftsee mit über 900 Mio m3 Volumen, gefolgt von La Chaux-d'Abel mit 30 Mio m3 , Hintergräppelen ist der kleinste (2 Mio m3). Ein kleiner Kaltluftkörper ist einfacher zu beruhigen, kann aber auch einfach gestört werden.

Klickt man sich unter https://labrevine.roundshot.com/ durch die nächtlichen Bilder, dann sieht man an den Strassenlaternen, wie die Sichtweite wegen wabernden Nebels mal stärker reduziert und mal besser ist - ein Hinweis darauf, dass an der Seiches Theorie was dran sein könnte. Schlussendlich bleibt es aber eine Spekulation, welche sich mangels zusätzlicher Daten nicht erhärten lässt...