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Hitzewelle ab 24.06.2019

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Tinu (Männedorf)
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Hmmh. Also bezüglich Rekordwerte setze ich mal speziell im Nordosten ein Fragezeichen. Grösste Hitze wohl am Mittwoch und Donnerstag. Freitag und Samstag kommts dann zum "Milimeterle" zwischen der "kühleren" (weniger heissen) Luft auf der Rückseite des Tiefdruckkomplexes über Osteuropa und dem Hitzegebläse über Frankreich. Je nach dem wie sich diese beiden Gebilde verschieben kann das mehrere Grad ausmachen. Wird spannend.
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Rontaler
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Rontaler »

Hallo Tinu

Ich teile deine Skepsis betr. den höchsten Temperaturen (> 36 °C) in der Nordostschweiz. Die modellierten Tmax von GFS erscheinen mir realistisch:

Mittwoch:
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Donnerstag:
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Freitag:
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Samstag:
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Am Do/Fr dafür in Frankreich möglw. gleich reihenweise 40/41 °C, was mir ebenfalls realistisch erscheint. :warm:

MeteoSchweiz hat im gestrigen Blog-Beitrag eine interessante Tabelle mit den Allzeit-Höchstwerten Rang 1 bis 3 veröffentlicht:
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Quelle: MeteoSchweiz, Blogbeitrag 23.06.2019 "Vor der grossen Hitze" / https://www.meteoschweiz.admin.ch/home. ... hitze.html

Nachfolgend noch meine Einschätzung, ob die Allzeit-Rekorde gebrochen werden könnten, Südschweiz und Bergstationen ausgenommen, da ich mich damit zu wenig auskenne:

Bild

Die Schätzungen von mir basieren auf Lage der Stationen, angenommene Höchstwerte aufgrund der zu erwartenden Luftmasse inkl. Finessen (Trübung durch Saharastaub), Vorgeschichte (deutlich feuchter als 2003, 2015) und Anströmung. Für > 40 °C in Genf braucht es kräftig Südwest/Süd, der die überhitzte Luft aus Frankreich ins Genfer Becken hochpumpt. Am Mittwoch ist Strömung Südwest/Süd, am Donnerstag aber bereits Südost bis Ost. Ich habe leider den franz. Begriff des heissen Windes vergessen, der hat einen Namen, den ich irgendwo mal gelesen habe vor einigen Wochen...

Gruess
Zuletzt geändert von Rontaler am Mo 24. Jun 2019, 10:43, insgesamt 6-mal geändert.
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Federwolke
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Federwolke »

Interessant finde ich in der Auflistung der Rekorde von MeteoSchweiz, dass alle aus der zweiten Juli- oder ersten Augusthälfte stammen. Bis auf den 07.07.2015, was deutlich zeigt, was für eine Ausnahmesituation das war. Sollten tatsächlich jetzt schon im Juni Allzeit-Rekorde an langjährigen Messreihen fallen, sollte das weiter zu denken geben (natürlich nur bei jenen, die des Denkens mächtig sind).

Thomas Jordi (ZH)
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Thomas Jordi (ZH) »

Rontaler hat geschrieben: Mo 24. Jun 2019, 10:25 Ich habe leider den franz. Begriff des heissen Windes vergessen, der hat einen Namen, den ich irgendwo mal gelesen habe vor einigen Wochen...
Le vent blanc?

Mike, 4055 Basel
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Mike, 4055 Basel »

Doch nur ein Hitzewellchen? MeteoSchweiz hat für Donnerstag für Basel wieder die 40 °C drin, während GFS 12 Z das Hitzwellenkartenhaus zusammenfallen lässt. Demnach in Basel am Donnerstag nur noch knapp ein Hitzetag? Na das wäre ja eine krasse Modellpleite.
Bild

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Rontaler
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Rontaler »

Mike, 4055 Basel hat geschrieben: Mo 24. Jun 2019, 19:52 Doch nur ein Hitzewellchen? MeteoSchweiz hat für Donnerstag für Basel wieder die 40 °C drin, während GFS 12 Z das Hitzwellenkartenhaus zusammenfallen lässt. Demnach in Basel am Donnerstag nur noch knapp ein Hitzetag? Na das wäre ja eine krasse Modellpleite.
Hallo Mike

Das habe ich mir heute auch mehrfach gedacht. Einerseits hat GFS tatsächlich seit 5 Läufen (ab gestern 6Z) sowohl den verirrten Hauptlauf, als auch das Mittel stetig zurückgenommen. Was waren da nicht alles für Werte jenseits von je gesehenen 850 hPa Temperaturen (27, 28 °C). Im Prinzip das, was über ca. Bordeaux eintrifft. Andererseits muss auch gesagt werden, dass viele sich wohl auf den Hauptlauf des neuen GFS eingeschossen haben. EZ hat schon vor GFS ordentlich auf die Bremse getreten und hat einmal mehr voll Recht behalten, ohne Konzessionen an GFS machen zu müssen.

Nehmen wir mal die prognostizierten 850 hPa Temperaturen des heutigen 12Z Lauf auseinander. Gemäss dieser Berechnung wird bereits der morgige Dienstag in der Höhe der wärmste Tag dieser ziemlich zusammengestauchten Hitzewelle! (Zum Glück!) Nix mit 37-40 °C am Mittwoch/Donnerstag, jedenfalls nicht in der Schweiz, auch nicht in Deutschland. Auch Zentral- und Ostfrankreich wurden mit den neueren Berechnungen etwas entlastet, wenn auch minimal (minus 1-3 °C). Die ursprünglich über dem zentralen Alpenraum angedachte extrem heisse Luft wurde weiter zurückgedrängt.

Donnerstag:
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Vergleich ICON: forum_uploads/incoming/20190624_202024_ ... r_frei.png

Freitag:
Bild

Vergleich ICON: forum_uploads/incoming/20190624_202031_ ... r_frei.png

ENS:
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Da soll noch einer durchblicken. Erstens ist der neue Hauptlauf gaga und zweitens wird aus der überaus mit Superlativen beworbene Hitzewelle nun eine Zeit mit heissem Wetter für Schweizer Verhältnisse, aber kaum mehr sehr aussergewöhnlich, von reihenweise purzelnden Allzeit-Rekorden kann keine Rede mehr sein. Vereinzelte Juni-Rekorde können schon geknackt werden, sofern nicht noch weiter zurückgeschraubt wird.
SRF Meteo hat die Höchstwerte für die kommenden Tage nach unten korrigiert und hat diese bei 33, 34 °C angesetzt statt wie bisher 37 °C.

@ Matt, könnte sein. Ich meine aber es war ein Wort, ein kurzes Wort und hat mit "a" angefangen...

Gruss
Zuletzt geändert von Rontaler am Mo 24. Jun 2019, 20:32, insgesamt 4-mal geändert.
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Exilfranke
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Exilfranke »

Naja, am Dienstag sind immer noch verbreitet um 24-25°C in 850 über der Schweiz gerechnet, +26 im Genfer Raum. Die 850er liegt um 100m höher als sonst, dazu kommt die Überadiabate. Junirekorde bleiben in Reichweite.

Am Mittwoch zeigt das GFS sogar verbreitet 25 bis 27 Grad über nahezu der gesamten Schweiz, in Südfrankreich um 28 Grad, mit Pyrenäenföhn auch höhere Werte denkbar. Von Rücknahme kann ich hier nichts erkennen.

Für Donnerstag hat sich eher EZ dem GFS angepasst und die Frontalzone wetteraktiver gerechnet, mit der kühlere Luft aus Nordwesten einströmt, für den 15z-Termin (tageszeitliche Erwärmung am Höhepunkt) sieht es weiterhin sehr heiß aus, noch dazu Nordföhn und 27-28 Grad im Tessin und Wallis.

Bild

Ab Freitag scheint der Hochschwerpunkt weiter westlich zu liegen, sodass die Hitze nach Südwestfrankreich abgedrängt wird. Auch dort sind Rekorde nicht vom Tisch. Speziell, wenn die ersten Schwaden an Sahrastaubtrübung durch sind, und sich durch die tropischen Nächte die Maxima noch etwas erhöhen + Überadiabate/Trockenheit, etc.

Bleiben also bis zur endgültigen Abschwächung ab Samstag (immer noch verbreitet 20-24 Grad) immerhin knapp 4 extrem heiße Tage in weiten Teilen Frankreichs, mögliche Rekorde in Irland/UK, sowie Junirekorde in Süddeutschland, Schweiz, Italien, Westösterreich.

Gruß,Felix
Indem wir den Willen zum Scheitern haben, kommen wir vorwärts - Thomas Bernhard


Markus Pfister
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Markus Pfister »

Hallo,

für die Station Basel Binningen sehe ich auch keine 40 Grad. Es hat bodennah nördliche Winde, Basel braucht jedoch Südwest zum Herausstechen. Dann ist der Boden noch nicht komplett ausgetrocknet, es hat tendenziell etwas hohe Bewölkung und es ist erst Ende Juni. Für 40 muss einfach alles stimmen, inklusive Vorgeschichte. Ich tippe deswegen auf maximal 36 für diese Station. Tessin könnte sehr interessant werden, wenn Donnerstag/Freitag noch ein Tick Nordwind dazukommt. Heiss am Zusammenfluss von Ticino und Moesa, vielleicht besser bekannt unter "A2" und "A13".

Gruss

Markus

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Rontaler
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Rontaler »

Hallo Exilfranke

Vielen Dank für die Beleuchtung der von mir nicht realisierten Punkte. :up:

Ich wäre alles andere als undankbar, wenn die Hitze nicht so stark ausfallen würde, von daher schrieb ich obigen Beitrag nicht aus Frust oder aus dem Motto "ist eh wieder alles nur Modellspinnerei", sondern aus purer Ratlosigkeit, weil der Teufel wie du oder auch Markus erläutert hast in weiteren Details sitzt (Nordföhn Tessin, zunehmende Trockenheit, höherer Start in den Tag, Überdiabate etc.).

Ich lerne gerne dazu. Ich werde morgen mal spasseshalber eine Tabelle machen mit von 850 hPa Werten herunterrechnen und eine Art Tippspiel machen für meine Station, stellvertretend für so manche Flachlandstation. :)

Gruess
Zuletzt geändert von Rontaler am Mo 24. Jun 2019, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Exilfranke
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Re: Hitzewelle ab 24.06.2019

Beitrag von Exilfranke »

was braucht man für Hitzerekorde?

- ungetrübte Sonneneinstrahlung (contra: Cirrus, Saharastaub bzw. beides)
- hohe Tiefstwerte (pro: längste Nächte des Jahres)
- hochreichende Durchmischung (contra: Inversion durch intensive Warmluftadvektion bzw. Absinken unter Hocheinfluss)
- Absinken potentiell wärmerer Luft (pro: Nordföhn)
- sehr trockene Böden (Vorgeschichte!)
- wenig Wind am Boden, weil sonst die Überadiabate vom Wind gestört wird, die im Extremfall 2-3K betragen kann.
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