Sali zäme
Am Sonntag machte ich das was viele Schweizer und Schweizerinnen machen, eine Sonntagsausfahrt. Mit dabei waren meine Frau und eine Kollegin meiner Frau, die in der Schweiz Ferien macht.
Das Ziel der Ausfahrt ist etwas anders als normalerweise, statt ein schöner Aussichtspunkt, ein Wanderweg oder ein gutes Restaurant, suchte ich eine Route, bei der die schönsten Gewitterzellen vorbeizogen. So ein heftiger Tessiner Platzregen währe zum Schluss des Hochsommers 2019 doch gerade das richtige (Träum).
Bei der Vorbereitung sah ich auf dem Niederschlagsradar von search.ch eine interessante Entwicklung um 17:30 bis 18 Uhr im Gebiet Hinterrhein. Ein Gewitter in den Alpen, das ist doch mal was anderes. Darum wählte ich den Weg über den San Bernardino. Um 19h würde auch bei Biasca noch eine kräftige Gewitterzelle vorbeiziehen. In Nufenen gibt es ein Restaurant das sich als Rastplatz anbietet und um die Wetterentwicklung zu beobachten.
Wir fuhren bei schönstem Wetter bis nach Chur. Ab Thusis nahm die Bewölkung deutlich zu. Etwas nach 16 Uhr kamen wir im Restaurant in Nufenen an. Meine Reisebegleiterinnen gingen etwas trinken. Ich blieb vorerst draussen auf dem Parkplatz, denn für mich gab es hier interessantes zu beobachten.
Die Wolken zogen mit beachtlichem Tempo vor dem Chilchalphorn durch.
Dabei bildeten sich interessante Wirbel und Rotationen (im Video ab 0:20).
Auch diese Basis vor dem Schollenhorn hat eine scheinbare Rotation drin (im Video ab 0:32).
Sonst scheint sich hier nichts weiter zu entwickeln. Cosmo auf serach.ch hat die Intensität der Zelle hier etwas zurückgerechnet. Die Zelle bei Biasca währe kräftiger, darum wollte ich um viertel vor 17 Uhr weiterfahren. Vorher aber kontrollierte ich nochmals den Niederschlagsradar auf search.ch. Jetzt ist neu eine kleine aber feine Zelle im Programm, die um 17:20 Uhr genau über Nufenen zieht. Also blieben wir vor Ort. Dafür ist die Zelle bei Biasca praktisch abgesagt.
Um 16:55 Uhr setzten die Niederschläge ein. Um 17:10 Uhr ging’s so richtig los.
Blitzaktiv war diese Zelle nicht. Es donnerte nur einmal hörbar, vielleicht wurden die Donner auch von der Geräuschkulisse des Starkregens übertönt.
Um 17:30 war das Gewitter vorbei. Es gab knapp 10mm Niederschlag nach Regensummenkarte. Darum reagierte der Dorfbach moderat auf das Niederschlagsereignis.
Es gab die typische Stimmung nach einem Gewitter wie zum Beispiel Nebelfetzen am Berghang.
Gegen 18 Uhr fuhren wir weiter über Bellinzona, dort war es immer noch 28 Grad, an Biasca vorbei Richtung Gotthard. Um 19 Uhr erwartete uns dann ab Ambri-Piotta bis Airolo das nächste Starkniederschlagsereignis. Über den Gotthardpass hatten wir Herbstwetter pur, auf der Passhöhe war es nur 14 Grad.
Ganz interessant wurde es gegen 20 Uhr bei Silenen.
Dort erwartete uns dieser Anblick.
Das war die Situation oberhalb von Erstfeld.
Das war ein Naheinschlag bei der Ausfahrt Erstfeld um ca. 20:04 Uhr. Seltsamerweise hörten wir keinen Donner sondern nur ein leises 2-faches statisches Knistern, etwa wie ein pss-pss. Ich hab’s auf dem zweiten Video bei 0:59.
Quelle: meteoradar (Gebührenpflichtig)
Das muss der gewesen sein.
Ca. 4km weiter, etwa 2km vor der Ausfahrt Altdorf sahen wir diese Niederschlagswand vor uns. In die sind wir dann reingefahren. Kurz vor der Einfahrt in den Selisbergtunnel war noch kein Ende auf dem Urnersee in Sicht.
Wir kamen über Luzern wohlbehalten in Küssnacht zu Hause an. Das war ein sehr interessanter und abenteuerlicher Sonntagsausflug.
Zu den Videos:
Das erste Video zeigt das Gewitter in Nufenen. Interessant ist die Rotation ab 0:20, die die Wolke in eine Spiralform wickelt.
https://youtu.be/SJDxyIrGFno
Das zweite Video zeigt die Fahrt von Erstfeld bis zur Einfahrt in den Seelisbergtunnel. Dabei wird der Regen immer intensiver, zu Beginn als Tröpfeln bis zum intensiven strömenden Regen. Das Highlight ist bei 0:59 der Naheinschlag. Der Blitz selber ist leider nicht auf dem Bild, aber die Umgebung wird für Sekundenbruchteile intensiv beleuchtet.
https://youtu.be/UecHpHVCGTc
Liebe Grüsse von Hans-Jörg