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Perlmutterwolken

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Silas
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Perlmutterwolken

Beitrag von Silas »

Hallo zäme

Analog zu bereits bestehenden Threads "Morgen-/ Abendstimmungen", "Halo-Erscheinungen", "Leuchtende Nachtwolken" eröffne ich hiermit der Vollständigkeit halber den Thread zu Beobachtungen von Perlmutterwolken.

Die Perlmutterwolken sind nebst den leuchtenden Nachtwolken die einzigen (allgemeinbekannten) Wolkenarten, welche ausserhalb der Troposphäre auftreten. Sie finden sich in der Stratosphäre in ungefähr 25 km Höhe und treten relativ selten auf.

Letzte Woche hatte ich das Glück, sie zum ersten Mal zu Gesicht zu bekommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um solche handelt, da sie sich überhaupt nicht wie die Cirren im Vordergrund verhielten und bereits nach kurzer Zeit verschwunden waren.

Bild

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Gruss Silas
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pöstligeo
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von pöstligeo »

Hoi Silas

Spannend. Bin aber noch nicht ganz überzeugt, zumindest wie sie auf den Bildern aussehen. Machen eigentlich mehr den Eindruck von "normalen" irisierenden Cirren. Was war für dich denn anders in 3D und wie verhielten sie sich? Habe Perlmutterwolken eigentlich aus Büchern und anderen Berichten auch anders in Erinnerung, eher lenti-mässig.

Grüsse Christoph


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crosley
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von crosley »

Hallo Silas

Sehr spannendes Thema. Bin mir aber auch nicht sicher ob das wirklich Perlmutterwolken sind.
Hab ein wenig "gegoogelt" und einiges gefunden (z.B. Link unten).
Ich denke, wenn wir herausfinden könnten, wie kalt (es braucht min. ca. -85°dafür) es zu dieser Zeit dort Oben war, hätten wir schon eine relativ guten Hinweis für Pro oder Kontra.

Bin gespannt ob wir da noch was rauskriegen. Eine Sichtung in unseren Breiten wär schon was!.... So oder so, aber eine schöne Stimmung!

Grüsse Crosley


Quelle: http://www.meteoros.de/psc/psc.htm
Polare Stratosphärische Wolken (PSC - Polar Stratospheric Clouds) treten in der Stratosphäre in einer Höhe zwischen 20 und 30 km auf. Die Voraussetzung für die Entstehung von PSC sind sehr geringe Temperaturen, weshalb sich ihr Vorkommen auf die Wintermonate und im wesentlichen auf Skandinavien, Schottland, Alaska oder die Antarktis beschränkt.

Es werden allgemein zwei Haupttypen von Polaren Stratosphärischen Wolken unterschieden:

1.Typ 1: Mischwolken
1a) Nitric Acid Trihydrate (NAT)
Kondensierende feste "Nitric Acid Trihydrate" Partikel können bereits bei relativ hoher Umgebungstemperatur (-78°C in 50hPa) auftreten. Die mikroskopische Struktur der Partikel ist chemisch eine Verbindung von je einem Molekül HNO3 mit 3 Molekülen Wasser - einem sogenannten Trihydrat der Formel HNO3* 3H20. Ihre Teilchengröße ist etwa 1 µm (1 millionstel Meter). Bei tieferen Temperaturen können sie weiter wachsen und dann auch relativ geringe Mengen an Salzsäure (HCl) und Schwefelsäure (H2SO4) aufnehmen. Das Aussehen der NAT-Wolken wird als sehr feingliedrig (ähnlich dem der NLC-Wolken) beschrieben und sie treten häufig sehr großflächig auf.

1b) Supersaturated Ternary Solution (STS)
Diese PSC bestehen hauptsächlich aus den flüssigen Partikeln einer übersättigten ternären Lösung von Schwefelsäure, Salpetersäure und Wasser. Ihr Aussehen ähnelt Wolkenschlieren, Strukturen sind oft nicht erkennbar. Meist ist ihr Auftreten deshalb nur durch Messungen nachweisbar.

2.Typ 2: Perlmutterwolken
PSC's des Typs 2 bestehen aus reinen Wasser-Eiskristallen. Sie bilden sich bei tieferen Temperaturen, nämlich bei -85°C bis -90°C und weniger (188 K in 25 km Höhe). Ihre Teilchengröße ist ungefähr 10 µm. Die Eiskristalle sind daher so schwer, daß diese PSC dazu neigen, in die Troposphäre abzusinken. Die eh schon sehr wasserarme Stratosphäre wird so über den Polen weiter dehydriert. Dieser PSC-Typ, auch Perlmutterwolken genannt, haben ein meist linsenförmiges Aussehen und treten nur kleinräumig auf.
Perlmutterwolken

Als Perlmutterwolken beschreibt man ein meist pastellfarbenes Irisieren an kleinsten Eiskristallen linsenförmiger Wolken in 20 bis 30 km Höhe. Ihre beste Sichtbarkeit erreichen sie kurz vor Sonnenuntergang bzw. kurz nach Sonnenaufgang in 10 bis 20° Entfernung von der Sonne. Allerdings können sie auch noch bis 2 Stunden nach Sonnenuntergang beobachtet werden, was darauf hindeutet, daß sie sich in großer Höhe befinden. Sie entstehen, wenn eine Luftströmung ein Hindernis, etwa ein Gebirge überströmt. Dadurch beginnt die Luftströmung zu schwingen und auf der windabgewandten Seite bilden sich bei stabiler atmosphärischer Schichtung stehende Wellen aus. In diesen Leewellen strömt die Luft mehrmals abwechselnd nach oben und nach unten. In den Teilstücken mit Aufwärtsbewegung dehnt sich die Luft aus und kühlt sich dabei ab. Dadurch kann Wasserdampf kondensieren und es bilden sich Wolken. In den nördlichen Breiten reicht die Wellenbildung aufgrund der extrem stabilen atmosphärischen Schichtung bis in die obersten Schichten der Atmosphäre. Da die Temperaturen dort aber nur selten so tief fallen, entstehen nur hin und wieder Perlmutterwolken. In der Arktis und Antarktis sind sie nach neueren Kenntnissen im Winter hingegen häufiger als bisher angenommen.
Es wird vermutet, daß Staub in der Stratosphäre die Bildung von Perlmutterwolken begünstigt, da sich kleine Staubpartikel gut als Sublimationskerne von Wassermolekülen eignen. In Skandinavien können Perlmutterwolken in fast jedem Winter beobachtet werden. Die finnischen Beobachter können dank des westwindabfangenden Skandinavischen Gebirges immerhin auf über 50 Erscheinungen in 12 Jahren zurückblicken. Ob Perlmutterwolken auch in Deutschland möglich sind, darüber konnte man bisher nur spekulieren. Die theoretischen Bedingungen sind im Winter mitunter auch in unseren Breiten gegeben, vor allem im Norden Deutschlands, wo das Klima der höheren Luftschichten noch durch das skandinavische Gebirge beeinflußt wird. Jedoch gibt es kaum Beobachtungsberichte aus Deutschland. Auch aus der Literatur ist nur ein derartiger Fall bekannt. Es wurde in den deutschen "Astronomischen Nachrichten" von 1910 darüber berichtet, daß am 19.05.1910, kurz nach Komet Halleys Vorbeiflug solche Wolken beobachtet worden sind.

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Federwolke
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von Federwolke »

Ich hatte am 5. Februar 2011 in Wien auch eine ähnliche Sichtung:

https://www.facebook.com/photo.php?fbid ... =3&theater

Die unzusammenhängenden Kommentare zum Bild entstehen übrigens durch User, die ihr Profil löschen. Dabei waren die Beiträge, die den Verdacht von PSC äusserten, höchst interessant :fluchen:
Zuletzt geändert von Federwolke am Mi 5. Feb 2014, 11:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Silas
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von Silas »

Hallo zäme

Anzufügen sind natürlich noch Datum und Ort der Sichtung: 30. Januar 2014 in Kiruna (Nordschweden).

Bild
Quelle: http://www.geo.fu-berlin.de/en/met/ag/s ... iagnostics

Die Temperatur war also zum Zeitpunkt niedrig genug.
Lohnenswert ist auch ein Blick auf die Ozonkonzentration in der Stratosphäre, da der häufigste Typ der Perlmutterwolken einen regelrechten "Ozonvernichter" darstellt:

Bild
Quelle: http://exp-studies.tor.ec.gc.ca/cgi-bin ... apsize=100

In der Region wurden jahrelang Lidarmessungen durchgeführt. Zu dieser Jahreszeit waren durchschnittlich an ca. 5 Tagen pro Monat Perlmutterwolken zu beobachten:
http://www.awi.de/en/research/research_ ... ic_clouds/

Diese Indizien sprechen meines Erachtens doch für Perlmutterwolken.

Gruss Silas
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crosley
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von crosley »

Hallo Silas

Vielen dank für die ergänzenden Angaben. Das sind aber "fette" PROS für Perlmutterwolken. Das die Form nicht ganz so Lehrbuchmässig ist, scheint keine Grund zur Annahme zu sein, das es keine Perlmutterwolken sind. Ich würde nun sagen: Gratulation zur Sichtung! :)
Off Topic
PS: da gibt doch aber sicher noch mehr Bilder zu Deinem Aufenthalt Kiruna ;) ? Hattest Du Glück mit dem Polarlicht?
Viele Grüsse
Crosley

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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von Chicken3gg »

Darf ich fragen, wo du im Bereich Kiruna derartige Bäume (abgesehen von den verkrüppelten Birken) gefunden hast? ;)


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Silas
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von Silas »

Hallo Cedric
Das war nordöstlich von Kiruna Richtung Jukkasjärvi, dort hat es doch ncoh einige Tannen, die einem die Sicht versperren ;-).
Gruss Silas
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von Chicken3gg »

OK. Ich war im Sommer halt westlich von Kiruna - Nikkaluokta und Tarfala sowie danach über Abisko nach Vassijaure (kurz vor Riksgränsen, Norwegen). Und dort waren die grössten Bäume 2-3m hohe, kaputte Birken (der Birkenschädling dort frisst, sobald Laub kommt^^)

Severestorms
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Re: Perlmutterwolken

Beitrag von Severestorms »

Ich glaube ich konnte vorhin gegen Westen hin gerade PSC's (also Perlmutterwolken) sichten! Sehr weit weg, hinten am Horizonts. Die Perlmutter-Farbe war von Auge klar zu erkennen. Auf dem Handybildschirm sieht man es aber leider gar nicht mehr. Hmmm..
Werde später das Foto hochladen.

Gruss Chris
Zuletzt geändert von Severestorms am Mi 24. Okt 2018, 08:19, insgesamt 1-mal geändert.
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