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Druckfeld und Windrichtung

Verfasst: Sa 2. Feb 2019, 22:20
von Willi
Habe die folgende Frage aus dem Thema "Schneepäckli am Sonntag, 03.02.2019" hierhin verlegt.
Frage:
Etwas verwirrend für mich die Wetterlage, die für den Neuschneesegen sorgen soll. Diese ist geprägt von einer engen Isobarenschar am Boden, welche eigentlich für stürmische Bise sorgen sollte. Aber das Bodenwindfeld zeigt nichts dergleichen. Es scheint so ein schwaches Lüftchen aus Nordwesten vorzuherrschen.

Antwort:
Das Hoch liegt schlicht zu weit im Südwesten, als dass daraus eine Bisenströmung entstehen könnte. Deshalb eher Nordwestwind, und weil der stärkste Druckgradient ebenfalls südwestlich von uns liegt, bei uns nur mässig - aber im Rhonetal starker Mistral.
Die Antwort kann mich nur zum Teil zufriedenstellen. Also bei dem Druckfeld (siehe untenstehende Karte) und Nordwestwind würde ich eine Corioliskraft=0 erwarten. Dann bläst es direkt vom Hoch zum Tief. Aber die Erde dreht sich immer noch, also ist die Corioliskraft ungleich Null, dann sollte aber der Wind ziemlich parallel zu den Isobaren blasen, oder vielleicht etwas schräg wegen der Bodenreibung, aber nicht im Winkel 90 Grad zu den Isobaren. Die Karte unten zeigt, dass das vielerorts auch der Fall ist. Nicht aber über den Alpen (roter Kreis) und auch weiter im Nordosten (auch roter Kreis). Nördlich der Alpen sollte auch die Kanalisation zwischen dem Jura und den Alpen eine Windrichtung aus Nordosten fördern.

Die Frage bleibt: warum ist die Windrichtung im Bereich der beiden roten Kreise ziemlich genau senkrecht zur Richtung der Isobaren?

Gruss Willi

Quelle: wetter3.de
Bild

Re: Druckfeld und Windrichtung

Verfasst: Sa 2. Feb 2019, 22:48
von Federwolke
Hoi Willi

Man muss es etwas grossräumiger betrachten. Mal abgesehen davon, dass ein Globalmodell nicht gerade das geeignetste ist, um lokale Bodenwinde darzustellen: In der Genferseeregion kommt tatsächlich eine Bise in Gang, da ist der Sog vom Mistral noch stark genug (Umlenkung des Windes um den westlichen Alpenrand herum). Das Tief ist aber grossräumig und buchtet östlich der Alpen nach Norden aus. In der höher aufgelösten Karte wird sogar ein sekundäres Tiefdruckzentrum im Dreiländereck DE/AT/CZ sichtbar, ausgelöst durch Umströmung des östlichen Alpenrandes und der daraus entstehenden Verwirbelung im Lee der Alpen (also exakt das Pendent zum Genuatief):

Bild

Es gibt also nördlich der Alpen auch einen Sog aus Osten. Ergo am östlichen Alpennordrand Westwind. Wir sitzen genau dazwischen. Sässe nicht das Höhentief genau über uns, würde daraus eine schöne Divergenz und Absinken entstehen (tut es ja auch, einfach etwas zeitverzögert: das daraus entstehende Bodenhoch wirkt bei uns ab Montag).

Mit der besser aufgelösten Karte wird auch ersichtlich, dass die Windrichtung über Polen ebenfalls durch den sekundären Wirbel erzeugt wird.

Re: Druckfeld und Windrichtung

Verfasst: So 3. Feb 2019, 08:20
von Willi
Hoi Fabienne

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Also bessser nicht das Druckfeld, sondern direkt das Windfeld anschauen. Aber weshalb passen denn das Druckfeld und das Windfeld in diesem Fall nicht zusammen?

Gruss Willi

Re: Druckfeld und Windrichtung

Verfasst: So 3. Feb 2019, 09:31
von Federwolke
Auf der höher aufgelösten Karte stimmen doch Druckfeld und Windrichtung ganz gut zusammen (abgesehen von den Umlenkungseffekten durch Gebirge). Das Problem ist die kleine Karte mit der groben Auflösung, die kleinräumigere Druckgebiete verschluckt.

Re: Druckfeld und Windrichtung

Verfasst: So 3. Feb 2019, 09:56
von Willi
Vielen Dank. Jetzt sind mir die (kaum sichtbaren) Isobaren auch aufgefallen.

Re: Druckfeld und Windrichtung

Verfasst: So 3. Feb 2019, 10:01
von Federwolke
Achso ;) Mit Rechtsklick und "Grafik anzeigen" wird die Karte in Originalgrösse gezeigt.