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Gewitter/Sturm 30.03.2023 und 31.03.2023

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Willi
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Willi »

Ich gehe auch von Downbursts aus, aber erstaunlich finde ich, dass es in Lüscherz und in Büren nicht mal gewitterte, während der stärkste Teil der Linie inkl. Hagel (?) voll über Montreux zog, wir von dort aber überhaupt keine Berichte über Schäden erhalten haben.
Die Radarbildsequenz kann vielleicht das Geschehen etwas erhellen. Da ich zu spät war, um den 4-stündigen 3D-Loop abzuspeichern, habe ich mir 3 Einzelbilder rausgepickt. Entscheidend scheint mir das erste Bild von 15:35 Uhr. Die Linie war da sehr kompakt und kräftig noch über Frankreich, westlich des Juras. In der Folge dehnte sich die Linie mehr in eine Bogenform und rauschte dann über den Jura und durchs Mittelland bis mind. etwa in die Region des Zürichsees. Im westlichen Mittelland schwächelte der nördliche Teil der Linie, wie erwähnt (die Radarsignatur + Blitzfrequenz, nicht der Wind!). Erst ab etwa Koppigen regenerierte sich der nördliche Teil der Bogenlinie wieder etwas.

Ich glaube, dass der Kältepool der Linie über Frankreich aufgebaut wurde. Da war vermutlich viel konvektive Energie vorhanden, was sich in den zahlreichen Blitzentladungen äusserte. Dieser Kältepool rauschte dann über den Jura ostwärts, wobei jedoch die konvektive Energie nicht mehr reichte für Gewitter. Die Kraft des Kältepools reichte etwa bis Koppigen, auf dem Uetliberg war die Böenfront noch vorhanden, aber mit 100 km/h deutlich schwächer als über dem niedriger gelegenen Koppigen.

Die Orografie dürfte noch das ihre zur Verstärkung der Sturmböen beigetragen haben.

Quelle: 3D-Radar
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Gruss Willi
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Bernhard Oker
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Bernhard Oker »

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Severestorms
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Severestorms »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 20:05 Ich vermute die Windböen waren am Jurasüdfuss stärker als das, was an den Wetterstationen gemessen wurde. 140 km/h reichen nicht, um eine Zugskomposition meterweit aus den Gleisen zu heben. Da kann man mir erzählen was man will. Ich gehe von lokal weitaus höheren Windspitzen aus (140 bis 180 km/h) in diesem Fall.

Ich meine schaut euch das mal an. Wie viel wiegt dieser Zug? Der liegt geschätzt 10-15 Meter neben dem Gleisbett!


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Hallo Tinu,

Der Wagen bei Lüscherz rutschte unmittelbar nach der Entgleisung eine kleine Böschung hinunter. Ich denke, die Orkanböen haben ihn dann noch ein paar Meter weitergeschoben.
Gemäss bisherigen Erkenntnissen sei der Triebwagen der Zugkomposition bei starkem Wind kurz vor dem Bahnhof Lüscherz im Bereich Grossimatte auf die rechte Seite gekippt. Der gekippte Wagen rutschte daraufhin einige Meter eine kleine Böschung hinunter und kam schliesslich auf der rechten Seite liegend zum Stillstand, teilt die Kantonspolizei Bern am Freitagabend mit.
Quelle: https://www.baerntoday.ch/bern/kanton-b ... -150804577

Gruss Chris
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Cyrill
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Cyrill »

Michael ZH hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 18:08 Ich habe mal gelesen das schneebedeckte Alpen die Gewitterbildung hemmen sollen.

Gruss
Michael
Genau. Hier findest Du so ein paar Eckdaten zum Albedo-Effekt:
https://wiki.bildungsserver.de/klimawan ... _(einfach)
Habe es nicht durchgelesen (leider im Moment Megastress); aber wenn sich die "dunkleren" Felsen und Felder früh aufheizen, dann hat dies eine direkte Einwirkung auf konvektive Aktivitäten...
Tja, andere Jahre ging es erst Ende April los, nun einen Monat früher. Und hier in Bauma zog es mich wirklich auf den Sternenberg ins "Heiweh-Ränkli" beim Heiweh-Bänkli. Mega Stimmung mit Blitz und Donner und viel :schirm: = Schirm kaputt..... :sturm:

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Willi
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Willi »

Die Regensummenkarte zeigt den Fussabdruck von 3 Gewitterlinien in der Nordschweiz:

- die erste knapp südlich von Basel ca. 1030 - 1130 Uhr
- die zweite quer durchs Limmattal ca. 12 - 13 Uhr
- die dritte noch ein Stück weiter südlich ca. 13 - 1430 Uhr

Es waren jeweils mehrere einander folgende Zellen, welche den Fussabdruck prägten und dafür sorgten, dass an den betroffenen Orten immer wieder neue Gewitter aufzogen. ich denke, dass die Ursache in einer Konvergenzlinie zu finden ist, welche sich schubweise nach Süden verlagerte und dann für eine gewisse Zeit stationär blieb. Vielleicht kann man entsprechende Windsignaturen in den Bodenstationsdaten erkennen, sicher bin ich nicht.

Quelle: www.meteoradar.ch/regenkarten
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Gruss Willi
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Federwolke
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Federwolke »

Wie auch immer: Jedenfalls hat es im Flachland und im Jura wohl mehr als die Hälfte des Niederschlags an den Kübeln vorbeigeweht. So wie mein Balkon vollgelaufen war, sind bestimmt mehr als etwa 5 mm gefallen. Sieht man auch schön daran, wie hoch die Summen dort sind, wo der Wind nicht so durchgegriffen hat.
Zuletzt geändert von Federwolke am Fr 31. Mär 2023, 23:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Willi
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Willi »

Off Topic
Schon krass, was bei Nässe so alles spriesst und wächst. Zum Beispiel diese Pilz-Familie (stark vergrössert)

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Zuletzt geändert von Willi am Sa 1. Apr 2023, 08:06, insgesamt 2-mal geändert.
Gruss Willi
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Federwolke
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Federwolke »

Off Topic
Willi hat geschrieben: Sa 1. Apr 2023, 08:04 Schon krass, was bei Nässe so alles spriesst und wächst. Zum Beispiel diese Pilz-Familie (stark vergrössert)
Das müssen die nächsten Verwandten der Eierschwämme sein: die Milchschwemme

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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Jeannette »

Federwolke hat geschrieben: Sa 1. Apr 2023, 21:43
Off Topic
Willi hat geschrieben: Sa 1. Apr 2023, 08:04 Schon krass, was bei Nässe so alles spriesst und wächst. Zum Beispiel diese Pilz-Familie (stark vergrössert)
Das müssen die nächsten Verwandten der Eierschwämme sein: die Milchschwemme
Sind das die die sich hauptsächlich in Cornflakes vermehren?

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Silas
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Silas »

Hallo zämä

Eindrücklicher Tag gestern. In der automatischen Gewitterwarnung von Meteocentrale (DTN) wurde besagte Squallline im Emmental mit einer Zuggeschwindigkeit von 96 km/h bewarnt. Eine solche Zuggeschwindigkeit habe ich noch nie gesehen, gibt es doch sonst bereits bei 30 - 40 km/h Zuggeschwindigkeit lokal Windböen über 100 km/h :!: . Bereits da haben bei mir die Alarmglocken geläutet.

Interessant dürfe in der Aufarbeitung der Entgleisungen sein, wie die Böenspitze der Windmesser genau definiert ist. Messen die Geräte von MeteoSchweiz und die bei der DTN verbreiteten VP2 eigentlich gleich? Ist es das 1 Sekunden Mittel, das 3 Sekunden Mittel, das 5 Sekunden Mittel oder ein absolutes Maximum eines beliebig kurzen Zeitraumes? Bei der VP2 müsste meines Erachtens die registrierte Spitzenböe dem maximalen 3 Sekunden Mittel entsprechen (aufsummierte Anzahl Umdrehungen des Magneten des Schalenkreuzanemometers).
Meine Station im Oberthal, an nicht gerade windexponierter Lage, hat übrigens mit besagter Gewitterlinie um Punkt 17 Uhr mit 107 km/h mit weitem Abstand einen neuen Höchstwert gemessen (bisher: 98 km/h, Messbeginn 2005).

Gruss Sila
Wetterstation Oberthal 850 m.ü.M.: http://silas.emmewetter.ch

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