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Höhentief aus Osten, 20.04.2023/21.04.2023

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Federwolke
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Re: Höhentief aus Osten, 20.04.2023/21.04.2023

Beitrag von Federwolke »

widovnir hat geschrieben: Sa 22. Apr 2023, 01:17 ... inwieweit dieser von dir gepostet Messwert von 5.2 cbar Saugspannung in 35 cm Bodentiefe in denn Kontext einzuordnen ist und mir zeigen soll, dass dieser April "bachab" geht.
Wo habe ich das behauptet? Ich beurteile eine Witterungsphase nie nach nur einem Parameter, sondern anhand der Gemengelage. Mein erstes Lamento hat sich denn auch mehr auf die Temperatur bezogen als auf den Niederschlag. Diesen hast du ins Spiel gebracht, unter völliger Ausblendung anderer Parameter. Angesichts der auch nach zwei Bise-Tagen in unserer Gegend am Mittwoch immer noch stehenden Pfützen in manchen Äckern habe ich darauf hingewiesen, dass die Böden derzeit nass genug sind. Wir stehen in Bern bei gut 150 mm Regen innerhalb von 5 Wochen, die Klimanorm der gesamten Monate März und April zusammen ist somit bereits erfüllt. Und nein, diese beiden Monate sind nicht die normalerweise nassesten des Jahres, wie kürzlich zu lesen war, sondern das sollten Mai bis August sein, mit grossem Abstand zu März und April.

Ich finde es derzeit ziemlich befremdlich, wie dieser Schrott-April abgefeiert wird. Gerade gestern war in der Presse zu lesen, das sei ganz normales Frühlingswetter und würde der Natur so gut tun. Nein, ist es nicht. Der April steht per 21.04. in Bern-Zollikofen bei 6.6 Grad, das sind 2.4 Grad unter der Klimanorm 1991-2020 und immer noch 0.9 Grad unter 1961-90. Die beiden warmen Tage dieses Wochenendes werden in der ersten Wochenhälfte gleich wieder einkassiert (jetzt muss noch schnell die Apfelblüte forciert werden, damit man die auch noch frosten kann am Mittwochmorgen), was dann noch bis zum Monatsende folgt, bleibt abzuwarten. Was ist daran auszusetzen, dass man es doof findet, wenn an einem 20. April die Temperatur nicht über 6 Grad steigt und es in die Obstblüte schneit? Wenn fast täglich seit Monatsbeginn die Wolken immer brav in der zweiten Nachthälfte auflockern und somit Boden- oder gar Hüttenfrost ermöglichen, während es tagsüber entweder wolkenverhangen, bis kurz vor Sonnenuntergang durch Hochnebel bedeckt bleibt oder wenn dann doch mal die Sonne scheint, eine kalte Bise durch Mark und Bein zieht? Sind mal 2-3 sonnige Tage ohne Bise oder Morgenfrost zu viel verlangt? Es muss auch für mich nicht gleich Dauer-Frühsommer wie 2020 und 2018 sein, aber dieses komplette Versenken der potenziell schönsten Zeit des Jahres macht mich grantig.

Es erschliesst sich mir nicht, was daran gut für die Natur (oder die Landwirtschaft) sein soll, wenn sie sich an die immer milderen Winter inklusive März anpasst und dann der April wieder vermehrt auf alte Schule macht oder noch schlimmer. 2021 war der kälteste April seit 20 Jahren, 2023 ist auf dem besten Weg, das noch zu unterbieten. Die Leute werden erst wieder erwachen, wenn einheimisches Obst im Sommer und Herbst sauteuer ist oder es gar keines gibt, wie vor zwei Jahren. Wobei nein: Diesen Zusammenhang sind die meisten heutzutage gar nicht mehr in der Lage, ihn zu erfassen. Man wird sich aber vielleicht noch an die verbreiteten Parolen erinnern: Dieser April war gut für die Natur. Vor allem für jene der Stromkonzerne - und das hat ja jetzt offenbar alleroberste Priorität, denn Strom sparen ist extrem mühsam.

Und um doch nicht ganz OffTopic zu bleiben: Nein, ich habe nichts dagegen, dass das Tessin endlich mal Regen bekommen hat. Ich dachte, das müsste ich nicht sonderlich erwähnen, war aber offenbar falsch gedacht...

Mathias Uster
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Re: Höhentief aus Osten, 20.04.2023/21.04.2023

Beitrag von Mathias Uster »

Federwolke hat geschrieben: Sa 22. Apr 2023, 23:22 dieses komplette Versenken der potenziell schönsten Zeit des Jahres macht mich grantig
Manchmal kann ich mich damit trösten, dass diese wunderbare und so kurze Zeit durch die kühle Witterung in die Länge gedehnt wird. Hat wohl mit der altersbedingten Neigung zur Wehmut zu tun.


Markus Pfister
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Re: Höhentief aus Osten, 20.04.2023/21.04.2023

Beitrag von Markus Pfister »

Hallo zusammen,

vorgestern Freitag konnte ich ein schönes Gewitter aus der Wetterlage rausquetschen. Ich hatte frei und sass über den Mittag länger im Rheintal unten bei Oberriet (Seeli in Wichenstein) in der Sonne. Es war herrlich und knapp 20 Grad warm, nachdem es in der Nacht bei mir oben nochmals 5cm Schnee hingehauen hatte. Hier unten im Tal hingegen war der Frühling gekommen, es war alles gelb mit Löwenzahn und die Vögel zwitscherten.

Am Nachmittag sind Richtung Nordosten schliesslich ein paar Quellwolken zu sehen, also fahre ich eine Stunde raus nach Isny im Allgäu, wo sich dieses Bild Richtung Südwesten bietet. Temperatur 18 Grad, Taupunkt 8, nichts Wahnsinniges, aber es ist eindeutig labil:

Bild


Gleicher Standort Richtung Nordosten, also Richtung Kempten/Illertal:

Bild


Ein ordentlicher Cumulus Congestus, das wird was:

Bild


Ich verschiebe nach Wiggensbach auf die andere Seite des Wolkenclusters:

Bild


Von hier hat man Sicht ins Illtertal nach Kempten runter. Der Ort muss reichen heute, da ich keine Lust habe, die Iller nach Osten zu überqueren. Man landet sonst irgendwann in München und ist zu viel gefahren. Dicke Tropfen beginnen zu fallen, und bald darauf grollen die ersten Donner. Man erkennt, wie schmal diese Wolke ist, denn im Rücken scheint die Sonne rein und im Osten davon ist es ebenfalls aufgelockert.

Bild


Nur deutlich weiter im Osten erkennt man ebenfalls eine kompakte Quellwolkenmasse. Sie gehört zu einem sich entwickelnden Gewitter bei Bad Tölz südlich von München:

Bild


Aber "unser" Gewitter hier kommt bald besser, es schlagen einige Erdblitze ein, deren dumpf böllernder Sound ich vermisst habe:

Bild


Der Gewittercluster quillt und grollt fast zwei Stunden lang mässig weiter, verlagert sich schliesslich ganz langsam unter westlichem Anbau nach Norden und entzückt das Herz des Wetterfans. Ich stehe nun auf einem Hügelchen am Punkt "Wanderparkplatz Wiggensbach" und geniesse die frühlingshafte Gewitterstimmung:

Bild


Auch wenn die Luft nicht sehr feucht und energiereich ist, und daher auch die Regenvorhänge meist dünn bleiben, sind die Strukturen dieses Neuanbaus durchaus passabel. Dieser Klotz zieht anschliessend Richtung Memmingen rauf. Ich lasse ihn ziehen, da es auch in meinem Magen langsam zu grollen anfängt:

Bild


Regenbogen gezoomt, das Handy muss zeigen, was es kann, denn für die richtige Kamera ist es heute zu nass im Freien:

Bild


Beste Grüsse

Markus
Zuletzt geändert von Markus Pfister am So 23. Apr 2023, 14:25, insgesamt 3-mal geändert.

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