Synonymdani hat geschrieben:Nachdem ich lange stumm mitlese mache ich auch mal einen Thread auf
Verbessert mich bitte, wenn ich etwas blödes sage
Über der Nordwestschweiz sind CAPE-Werte von ca. 2000-2500 J/kg zu haben.
Mal schauen, ob GFS wieder einmal übertreibt.
Wie seht ihr die Lage?
Hi
Ganz schön mutig, bei dieser kniffligen Lage einen Thread aufzumachen
Aber hier gibt es ja viele Mutige im Forum, die nicht nur wacker Fragen stellen, sondern auch versuchen solche zu beantworten, denn man lernt jedes Mal was dazu....
Ich würde mal behaupten, selbst für ausgefuchste Profis (ausgebildete Mets und Prognostiker) dürfte das kommende WE eine echte Knacknuss werden und ich habe nur soweit den Durchblick, als dass ich in solchen synoptisch heikel einzuschätzenden Lagen einen kleinen Trick quasi aus der "Hausapotheke" habe, mit dem ich bisher in vergleichbaren Situationen ganz gut gefahren bin (werde ich hier also verraten...
).
Wie Joachim schon sagte, ist die CAPE nicht alleine ausschlaggebend für Gewitter. Sieht man sich die GFS-Daten von morgen 26.05.2018, 12z als Beispiel an, dann sehen wir Traumwerte für Katstrophenszenarien, aber nix passiert:
Am Abend einen LI von 10
Früher dachte ich auch: "Da knallen die Sektkorken, bauzz!" Nix is
Ralph hat es schon angedeutet, die CIN-Werte sind sehr hoch; da sitz ein Elefant auf der Sektflasche....
Spass beiseite. Ich versuche mal so verständlich wie möglich anhand der morgigen Situation 12z die Entwicklung zu skizzieren und bitte die Profis (z.B. Matt) mich zu korrigieren, falls nötig. Meine Erklärung ist vielleicht aus fachlicher Sicht nicht lupenrein fomuliert, aber ich hoffe, es wird dennoch verstanden.
Bei einer so grossräumigen Druckverteilung empfehle ich immer den gesamten Europa-Kartenausschnitt am Anfang zu wählen und erst im zweiten Schritt Mitteleuropa.
Zudem schaue ich mir immer die Analysedaten des vorangegangenen Termins an, weil diee Daten auf tatsächlichen und nicht auf mutmasslichen, interpolierten Daten beruhen. Zudem richte ich mich immer nach der Faustregel: je grösser, desto träger; je träger desto besser vorhersagbar. Also sind die 500hPa-Bodendruckdaten als prioritär zu betrachten, woraus man schon synoptisch Grundtendenzen erkennen kann.
First of all: Das eingeschnürte Höhentief (KLT) über der iberischen Halbinsel schwächt sich ab. Die Kaltluftzufuhr versiegt... und Tschüss...
@ Ralph: "Hochkeil" würde ich dies nun nicht unbedingt nennen. Man erkennt im Europaausschnitt diese nordwärts verlaufende Hochdruckbrücke von den Azoren bis nach Skandinavien, mit Kern (1035 hPa)vor der norwegischen Küste. Normal verläuft sie Richtung Russlandhoch, doch dieses WE eher in Richtung Finnland. Gegen SE bildet das Hoch einen schwachen Höhenrücken aus, paralell zum Tiefausläufer aus Nordafrika. Die Schweiz ist am Rand dieses Rückens, unter dessen Teileinfluss wir stehen. Doch das ist noch nicht die eigentliche "Geschichte". Die Lage ist hochspannend, denn die Höhenlinien sehen etwa so aus, wie die Fettauen in meiner Suppe gestern, in der ich lange Markbeine kochte. Und diese "Fettaugen" über Europa sind für die Wetterentwicklung entscheidend, weil die geostrophischen Windverhältnisse die Hebungs- und Absinkzonen mitentscheiden und wie Joachim schon andeutete es bei dieser flachen Druckverteilung ohne die üblichen dynamischen Hebeprozesse es andere Faktoren gibt, die berücksichtigt werden müssen.
Bei solch kniffligen Lagen schaue ich mir immer zuerst den 500 hPa FQ-Parameter an, auf dem die "Fettaugen" und die Divergenz des Q-Vektors angegeben sind und die Pfeile die Richtung des quasigeostrophischen Windes anzeigt. Logischerweise in den Höhentiefs zyklonal und in den Höhenhochs antizyklonal.
Die Q-Vektor Formulierung nach Hoskins hat zum Ziel die hier zweidimensinale Abbildung in eine dreidimensionale umzuformulieren, wodurch Vertikalbewegungen (egal in welche Richtung) direkt proportional zur Divergenz erkennbar sind. Gegenüber der Omegagleichung hat der Q-Vektor den Vorteil, dass er anhand der Geopotential- und Temperaturwerte die Berechnung der Vertikalgeschwindigkeit (V = Geschwindigkeit) ermöglicht. Weil die Bewegung in der Vertikale nur in der Schnittfläche zu sehen wäre und es dreidimensionale Modelle in Bezug auf den Q-Vektor meines Wissens noch nicht gibt, braucht es etwas abstraktes Vorstellungsvermögen und etwas Geduld, denn man sollte neben dem 500 hPa-Niveau auch mindestens ein bis zwei andere Niveaus synoptisch einbeziehen und ein Bild der Vorgänge in der Tropsphäre zu gewinnen.
Nun der kleine Trick: ich konsultiere dann das oberste Niveau an der Grenze zur Tropopause auf 200 hPa. Dort erkenne ich sofort die Ein- und Ausbuchtungen anhand des angezeigten Geopotentials. Sie sind entscheidend für den quasigeostrophischen Wind und die Vorticity, welche mir anzeigt wie der Wind heruntergemischt wird und die breit verteilten Luftpakete sich verhalten (steigen, oder sinken). Je höher (auch ohne Zufuhr von polarer Kaltluft) die Absinkgeschwindigkeit, desto höher die CIN-Werte, die Konvektion hemmen und auch z.B. 3'500 J/kg CAPE in Schach halten können.
Es heisst zwar in der Fachliteratur
: "Q-Vektoren sind allgemein qualitativ recht schwer aus einem vorliegenden Isohypsen- und Isothermenfeld abzulesen. Folglich ist es ebenso schwer mögliche die Vergenzen des Q-Vektors und somit die Vertikalbewegung qualitativ zu beurteilen. Allerdings ergeben sich unter zu Hilfenahme von Computerberechnungen sehr e und vor allem eindeutige Felder, die weitaus einfacher und besser hinsichtlich Vertikalbewegungen zu interpretieren sind, als reine TA- oder DVA-Felder."
http://www.diplomet.info/Q-Vektor.html
Quelle Wetter3.de
Solange also diese "Fettaugen" über Europa unvorhersehbar herumeiern und von keinen wirklich erkennbaren Druckzentren gesteuert sind, wage ich keine Prognose zu erstellen..... Ich finde es eine ziemliche Knacknuss, denn WLA kommt erst in Gang, wenn sich ein Trog abzeichnet, oder das Bodenhoch sich zurückzieht und sich eine kleine Tiefdruckrinne etablieren könnte... Tja, morgen wissen wir mehr....
Aber danke für's Thread eröffnen und für die Diskussion