FCST: Kaltfront und Höhentrog 28.08. - 01.09.2020

[Rontaler]

Sali zäme

Als Ergänzung noch die beiden Summenkarten der Modelle "Europa Swiss-HD 4x4" und "EZ4" von Kachelmannwetter, bis Sonntagabend 20 Uhr.

Europa Swiss-HD 4x4:

Quelle: https://kachelmannwetter.com/ch/modellk ... 1800z.html

EZ4:

Quelle: https://kachelmannwetter.com/ch/modellk ... 1800z.html

Weite Teile der Kantone Uri, Schwyz, Glarus, St. Gallen (Wahlkreise Sarganserland, Werdenberg) und Graubünden sollten gemäss diesen Modellen 150-250 mm Niederschlag erhalten bis Sonntagabend.

[Michael (Dietikon)]

Hoi zäme

Meine beiden WRF-Modelle rechnen sehr unterschiedliche 72-stündige Niederschlagssummen über dem Tessin und Graubünden. Während WRF-GFS ein ähnliches Muster zeigt wie die Mehrheit der Modelle, rechnet WRF-ICON-EU mit deutlich weniger Niederschlag bis Sonntagabend. WRF-ICON-EU rechnet lokal mit >150 mm über der Schweiz, WRF-GFS lokal mit >300 mm. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt bei WRF-GFS über dem Tessin und Südbünden, bei WRF-ICON-EU hingegen südwestlich der Schweiz. Sieht man sich den derzeitigen Verlauf der Niederschlagssummen im Tessin an, so unterschätzt WRF-ICON-EU wohl die Situation. Bisher sind im Tessin lokal fast 100 mm Niederschlag gefallen.

Gruss, Michael

WRF-GFS (00z)


WRF-ICON-EU (00z)


Weitere Karten:
https://www.meteoprime.ch/wrf1/plots/20200828_00/ (WRF-GFS)
https://www.meteoprime.ch/wrf2/plots/20200828_00/ (WRF-ICON-EU)

[Silas]

Hallo zämä

Spannend und besonders kritisch hinsichtlich grösserer Hochwasser wird das Übergreifen der Niederschläge nach Norden, insbesondere in die Surselva und ins Reusstal. Durch die markante Südströmung scheint zu erwarten, dass eindrückliche Niederschlagsmengen selbst in die nördlichen Regionen übergreifen, in denen diese statistisch betrachtet sehr viel seltener auftreten.

Ein Beispiel: Werden in Locarno gemäss Normwerten der MeteoSchweiz-Referenzperiode jährlich an durchschnittlich 1 Tag 100 mm und an 7 Tagen 50 mm überschritten, sind in Disentis an 0.0 Tagen 100 mm und an 1.6 Tagen 50 mm Niederschlag zu erwarten.

Die Abflussprognosen der Reuss und des Rheins sind eindrücklich, selbst das 75 % Perzentil weicht bei letzterem tief in Hochwasser-Gefahrenstufe 4 hinaus Wie gut die Abflussmodelle auf solche Starkniederschlagsereignisse ausgerichtet sind? Persönliche (subjektive) Einschätzung: Im Tessin lässt sich die Spitze genauer vorhersagen, nicht jedoch deren Zeitpunkt, am Rhein und der Reuss ist es genau umgekehrt.
Zur Erinnerung und zum späteren Vergleich mit den effektiven Messwerten (Quelle: BAFU Hydrodaten):

Reuss@Seedorf:

Rhein@Domat-Ems:

Ticino@Bellinzona:


Auch abseits der Hotspots bleibt es interessant. Derzeit greifen die Niederschläge für SW-Verhältnisse meines Erachtens noch immer erstaunlich weit an die Voralpen, ja fast Alpen heran. Dies wird sich während der Nacht ändern, wenn Spiez-ostwärts (Thun, Emmental, Entlebuch, Luzern) zunehmend ins Lee der Waadtländer und westlichen Berner Alpen geraten. Wie bald werden die Niederschläge mit der zunehmenden Drehung der Höhenströmung auf Süd am Samstagabend aus Süden übergreifen? Ich denke, in der Nacht auf Sonntag könnten in obengenannten Gebieten eher grössere Mengen fallen, als derzeit erwartet.

Gespannte Grüsse,

Silas

[Linth]

Silas:

Sehe ich auch so. Gute Analyse.

Es geht schnell mal vergessen, dass Starkniederschläge im Süden auch grossen Einfluss auf die Pegel von Flüssen wie Urner Reuss (1987 war glaube ich ähnliche Situation), Alpenrhein und sogar Linth haben können.

Also für die Reuss und den Rhein sehe ich ebenfalls grosses Flutpontential, wenn ich das Kachelmann Model betrachte. 48hh Dauerregen mit 150-300mm sind für solche Gebirgsflüsse, ohne vorher in einen See zu fliessen, sehr viel für die Alpennordseite. Im Süden sind die Mengen natürlich noch viel massiver! Zuerst wird wohl der Lago di Lugano hochgehen.

[Michael (Dietikon)]

Hoi zäme

Nun schwenkt der neueste Lauf von WRF-ICON-EU (sehr spät) auf die Variante von WRF-GFS ein. Es werden lokal bis So Abend im Tessin und Südbünden nochmals >250 mm Niederschlag gerechnet, nachdem bis dahin lokal fast 150 mm Niederschlag gefallen sind. In der Nähe des Valle San Giacomo (Italien) werden sogar 300 mm Niederschlag modelliert. Nicht auszuschliessen, dass diese Mengen auch über Schweizer Boden fallen. Sollten sich die stärksten Niederschläge über Regionen entladen, welche bereits viel Niederschlag erhalten haben, wird die Situation sehr kritisch.

Gruss, Michael

WRF-ICON-EU (00z)


Weitere Karten findet man unter: https://www.meteoprime.ch/wrf2/plots/20200829_00/

Off Topic
Derzeit untersuche ich, warum WRF-ICON-EU die Lage bisher so massiv unterschätzt hat. Ev. gibt es noch ein Problem bei der Datenassimilation, denn die Konfiguration ist exakt dieselbe wie bei WRF-GFS. Ich werde darum vorerst wieder WRF-GFS als Hauptmodell laufen lassen, mit der Folge dass das Modell wieder früher erscheint (ca. 12:00 Uhr MESZ). WRF-ICON-EU folgt dann um ca. 14:30 MESZ.

[Willi]

Wie sieht es aktuell aus mit Wasserhosen? Die Passage der Trogachse dürfte etwa in der Nacht von So auf Mo zu erwarten sein.

Morgen früh könnte schon was laufen, früh aufstehen

Ups, morgen früh ist ja schon Dienstagmorgen früh, 24 Std. später als gedacht. Nanu, besser spät als gar nicht

search.ch

[Severestorms]

Morgen früh könnte schon was laufen, früh aufstehen

Die Lage ist etwas verzwickt. Die "Trogachse" zieht nicht einfach spitz durch. Sie liegt nämlich bereits heute mehr oder weniger quasistationär über unseren Köpfen und ist im Begriff sich zu deformieren.


Quelle: wetter3.de

Dies, weil sich in den kommenden 24 Stunden ausgehend vom Höhentrog über Oberitalien ein Cut-Off-Tief (Kaltlufttropfen) bilden soll.

Das verkompliziert die Vorhersage natürlich, weil es schwieriger wird, dynamische Hebungsimpulse und hochreichende Labilität exakt zu bestimmen. Das Zentrum des KLT zieht zwar über Österreich nach Norden, weshalb wir etwas länger als üblich von der Höhenkaltluft profitieren können. Allerdings bleibt diese mit -18 bis -19°C (500hpa) auf einem eher moderaten Niveau. Für die Bildung von Wasserhosen aber viel wichtiger als Höhenkaltfluft ist bekanntlich die Labilität in der untersten Luftschicht, bis auf eine Höhe von 1500m (850hpa). Diese Labilität ist wenig verwunderlich stark von der Seetemperatur abhängig. Leider hat der Bodensee aufgrund des Mangels an Sonne und des Überflusses an Regen in den letzten Tagen schon auf fast 20°C abgekühlt. Verglichen mit anderen Wasserhosenlagen ist das eher mau.

Was sagt das Szilagyi Nomogram in diesem Fall?

Dazu zuerst ein paar Eckdaten für den Termin 06Z morgen früh:
TT500: -18° C
TT850: 6° C
Seeoberfläche: 20° C (geschätzt)
Delta T850 - T500: 24° C
Delta T850 - See: 14° C
EL: 8100 m (grob abgeleitet aus Cloudtop Temp. -40° C und 350 mb aus Forecast Sounding MUC)
LCL: 630 m (940 mb aus Forecast Sounding MUC)
Delta EL - LCL (Mächtigkeit Konvektionsbewölkung): 7470 m (ca. 24508 ft)

Ergibt auf dem Szilagyi Nomogramm (gelber Punkt):



Sieht basierend auf dem Nomogram also eigentlich gar nicht schlecht aus (bitte korrigiert mich, sollte ich mit einem Parameter komplett daneben liegen). Und, Cosmo rechnet mit etwas Lake Effekt und quasistationären Zellen (siehe Willi's Beitrag).

Was meint ihr?

Gruss Chris

PS: Auch jetzt schon quillt es ganz ordentlich hier (Zürich).

[flowi]

PS: Auch jetzt schon quillt es ganz ordentlich hier (Zürich).

Am See auch

http://www.swiss-cam.com/wetter/rorschach-panorama.html

[Slep]

Vom Winterthurer Bäumli habe ich gerade das in Richtung ZH gesehen. Was denkt ihr?

[Bernhard Oker]

Was denkt ihr?

Eindeutig ein Funnel.

In Urdorf ein paar Rumpler gerade.