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Gewitter/Sturm 30.03.2023 und 31.03.2023

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Willi
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Willi »

Off Topic
Das müssen die nächsten Verwandten der Eierschwämme sein: die Milchschwemme
Etwas hoch gegriffen, ein Milchtröpfli tut's auch ;)
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

fankyy
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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von fankyy »

Silas hat geschrieben: Sa 1. Apr 2023, 22:49 Messen die Geräte von MeteoSchweiz und die bei der DTN verbreiteten VP2 eigentlich gleich? Ist es das 1 Sekunden Mittel, das 3 Sekunden Mittel, das 5 Sekunden Mittel oder ein absolutes Maximum eines beliebig kurzen Zeitraumes? Bei der VP2 müsste meines Erachtens die registrierte Spitzenböe dem maximalen 3 Sekunden Mittel entsprechen (aufsummierte Anzahl Umdrehungen des Magneten des Schalenkreuzanemometers).
Leider nein. Davis scheint auch im Jahre 2023 noch immer auf dem 2.5s Sampling/Sende-Intervall zu beharren (wobei die gating period laut wxforum nur 2.25s dauert, es gehen also noch 0.25s verloren). Mit dem Argument, dass das ins WMO-Konforme 3 Sekunden Mittel passt, aber wenn man Pech hat, fällt der Böenpeak zwischen 2 Intervalle und wird somit auf 5s gemittelt... (Das Sende-Intervall ist ja mehr als schnell genug, aber das Anemometer-Sampling sollten sie bei einer allfälligen/überfälligen VP3 wirklich verbessern. Sowie ein Funkprotokoll, welches die jeweilige Max. Sekundenböe für 1 oder gar 10min immer wieder sendet, damit auch bei mässig bis schlechtem Empfang oder kurzzeitigen Signalverlusten keine Böen verloren gehen würden).

Laut der Messdiagramm-Legende hat die Meteoschweiz ihre Anemometer, bzw. Logger auf 1s konfiguriert, was meiner Meinung nach deutlich sinnvoller ist. Für eine Küsten- oder Bergstation oder ab einer gewissen Messhöhe, mit weniger turbulenten/gleichmässigeren Böen, mag das 2.5s Intervall der VP2 genügen, aber in bereits leicht überbauten Gegenden, beobachte ich bei der VP2 oft um ca. 10% niedrigere Werte im Vergleich zu Meteoschweiz-Stationen (Aktuelles Beispiel: Eine auf Weatherlink verfügbare VP2 in Cressier hatte bei diesem Sturm 107.8 km/h, vs. 118 km/h MS-Station), auch im Vergleich zu günstigeren Hobby-Stationen. Im Vergleich zum Windmaster 2 Handwindmesser (ca. 0.7s Intervall) kanns in Bodennähe bereits um 19% ausmachen (habe ich allerdings nie auf 10m Höhe verglichen). Im Vergleich zu ultraschall-Windmessern, welche 1x pro Sekunde für 250 oder 125ms sampeln, sinds dann teilweise bereits 30, bzw. 40%, wobei das schon eher Turbulenz-Messung ist. Natürlich beeinflusst das Ansprechverhalten auch noch, nebst ev. leicht variierender Kalibrierung der Messkurve je nach Modell seitens Hersteller.

Bei südlichen Windrichtungen bis SW scheint die VP2 aber vergleichbarer zu sein, da der Schalenstern durch den Halterungs/Montagebügel etwas beschleunigt oder aber gebremst wird, (wurde mal in diesem wxforum Beitrag beschrieben inkl. Grafik*) was durch die Firmware (entweder in ISS oder Konsole) ausgeglichen werden sollte, allerdings kann der Montagemast zusätzlich Einfluss haben.
* erfordert login

Umso skeptischer bin ich daher, wenn eine VP2 zu deutlich in die andere Richtung ausschlägt, wie vorgestern auf meiner Station in Gurzelen, 140 km/h:
Bild
VP2 Ober-Gurzelen, 670m.ü.M, 6m.ü.G, 31.03.2023

Zum Glück habe ich am selben Mast noch ein zweites Anemometer, bzw. eine zweite Station eines anderen Herstellers...Moment mal:

Bild

WH2310, WH2310 SDR, WH65, WH65 SDR, WS80, WS80 SDR, WS68, WS68 SDR

Noch schlimmer, wobei es bei der WH2310 vermutlich der Verlängerung mittels RJ-45 Kupplung geschuldet ist, das Kabel scheint vor allem bei Gewitterlagen durch Induktion/Spannung in der Luft, oder aber durch die Feuchte bei Starkregen beeinflusst zu werden. Seltsam ist aber, dass selbst eine VP2 nicht davon verschont bleibt. So sind wohl auch die 181 km/h der DTN VP2 in Romanshorn entstanden und auch die DTN VP2 in Laufen/Dittingen meldet relativ oft Fehlmessungen von 140-200 km/h.

Es sei denn, die VP2 lag richtig, aber für das haben meine weiteren Sensoren, auch wenn 3-4m tiefer positioniert, einfach ein bisschen zu wenig gemessen, noch nicht mal bei derselben Böe:
WH65: 97.2 km/h
WS80: 106.2 km/h
WS68: 106.6 km/h
Manchmal steht man schon vor Rätseln, wenn man das auf den ersten Blick sieht, dann noch die 225 km/h über den SDR Empfänger, obwohl die Station nur bis 180 km/h spezifiziert ist...(und der Konsolenempfänger entsprechend nicht darüber aufzeichnet). Dies nur zum Aufzeigen, was bei der Windmessung mit diesen Stationstypen alles schief gehen kann, auch wenn ich nun wohl schon viel zu umfänglich zur Thematik lamentiert habe :) Wobei, selbst Meteoschweiz ist ja nicht ganz immer von Fehlmessungen oder Ausfällen gefeiht, von daher...

Damit will ich übrigens nicht etwa behaupten, dass ich Böen von 140+ km/h mit einem VP2 Anemometer nicht für möglich halte unter 800m.ü.M, jedoch müsste dann auch das Schadensbild etc. stimmen (so wie z.B. bei den Zug Entgleisungen). Die Wälder sahen zwar
zerzaust
aus wie eh und jeh, vielleicht minim mehr, ev. war es wirklich sehr lokal und nur ab gewisser Höhe, bin mir selbst noch nicht genau sicher. Ich denke aber, die 140 km/h (180 und 230 sowieso) werde/sollte ich nach unten korrigieren (?)

Abgesehen davon, was die gültigen Messwerte betrifft, war dieser Sturm an meinen Stations-Standorten für diese Wetterlage eher zurückhaltend:


Seftigen Bergwald 650m:


WS80: 120.2 km/h (Ultraschall Anemometer) @ 3m
Windmaster2: 100 km/h (54 kt) @ 2m
WH2310: 88.1 km/h @ 2m
VP2: 82.1 km/h @ 3m

Bild


Seftigen Oberdorf 610m:
WS80: 93.2 km/h @ 3m


Seftigen Oberdorf 600m:


WH2310: 109.1 km/h @ 10m (ev. auch Fehlmessung)
WH2310 SDR: 99.1 km/h @10m
WH2310v2: 79.6 km/h @10m (ev. Signalverlust)
WS90: 140.8 km/h @11m (Ultraschall Anemometer, 125ms Sampling)
WS68: 84.6 km/h @10m
VP2: 80.5 km/h @10m (Weatherlink Live, auf meteostick 78.9 km/h)

Diemtigen 800m:

VP2: 69.2 km/h (Windrichtung Süd) @ 2.5m
WH2310: 63.6 km/h @ 2.5m
WH65: 62.4 km/h @ 3m
Zuletzt geändert von fankyy am So 2. Apr 2023, 18:40, insgesamt 8-mal geändert.
Wettermessungen in 3662 Seftigen (650m), 3663 Ober Gurzelen (670m) und 3754 Diemtigen (800m) -- Gürbetal & Berner Oberland
http://meteo.fankyy.ch


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Re: Gewitter 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Jeannette »

Nachtrag: das Mittagsgewitter vom 31.3. als Blitzzusammenschnitt:

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Re: Gewitter/Sturm 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Federwolke »

Eindrücklicher Sturmschaden an der Westflanke des Ostermundigenbergs auf ca. 690 m:

Bild

Das Schadensgebiet ist relativ klein, es hat aber mächtige Bäume erwischt, von denen die meisten auf den Forstweg gefallen sind.


Bild

Der Wurzelteller links gehört zu einer Buche, die entgegen der Fallrichtung Ost aller anderer Bäume (im Hintergrund) gestürzt ist.


Bild

Interessant finde ich, dass alle Bäume, die auf den Weg gestürzt sind, zur Fällung markiert waren. Vielleicht gab es einen Domino-Effekt: Wie man am Buchenstamm im Vordergrund sieht, war zumindest dieser geschwächt. Vielleicht hat er die gesunde Weisstanne und die zweite Buche mitgerissen.

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Re: Gewitter/Sturm 30.03.2023 und 31.03.2023

Beitrag von Federwolke »

Heute ebenfalls auf dem Ostermundigenberg entdeckt:

Bild

Eine Fichte wurde in etwa 10 m Höhe geköpft (dickster Stamm links des Weges, die Bruchstelle ist knapp unter dem oberen Bildrand zu erkennen). Der Wipfel flog mit dem Wind, schlug 6 m vom Stamm entfernt mit dem Stumpf senkrecht in den Weg und kippte erst dann um:

Bild

Das hinterlassene Loch ist etwa 20 cm tief, dazu passen auch die Erdspuren am Stumpf.

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