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Nasse NO-Lage dank Italien-Tief 06.01.2024 - 10.01.2024

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
JonasF
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Nasse NO-Lage dank Italien-Tief 06.01.2024 - 10.01.2024

Beitrag von JonasF »

Die Modelle zeigen nun mehr oder weniger einheitlich eine feuchte und auch zunehmend kalte NO-Wind Lage am kommenden Wochenende.
Das veranlasst mich jetzt einen Thread zu starten.

Allgemeine Lage:
Am Freitag (5.1.) nähert sich von Westeuropa ein Trog der Schweiz. Im Vorfeld kommt am Freitag Vormittag vorerst Südföhn auf wegen tieferem Druck nördlich der Alpen.
Im Verlaufe des Freitags und am Samstag (6.1.) tropft der Trog über Nord-Italien ab und es entsteht ein Tiefdruckgebiet über Nord-Italien. Im Norden steigt der Druck ab Samstag zunehmend, so dass zuerst der Südföhn abstellt und am Samstag über der Alpennordseite eine NO-Wind Lage entsteht.
Gegenwärtig zeigen die Modelle kontinuierlich abnehmende 850hPa-Temperaturen auf der Alpennordseite. Im Verlauf des Sonntags (7.1.) sollte dann die Kaltluft Flocken bis in tiefe Lagen erlauben - wenn dann noch welche fallen. Auf jeden Fall wird sich eine relativ ungemütliche Bisenlage einstellen.

Unsicherheitsfaktoren:
Die exakte Position und Stärke der Zyklogenese über Norditalien sind die grössten Unsicherheitsfaktoren, die schwierig zu prognostizieren sind.
Und dies bewirkt, dass wir nicht genau wissen, wo und wieviel Feuchtigkeit über die Alpen nach Norden geschaufelt wird und wie stark die Kaltluft bodennah von NO angesaugt wird. Das wiederum lässt uns etwas im Unklaren, wann und wo dann vielleicht der Regen in Schnee übergeht und wieviel Niederschlag insgesamt fällt.

Lasst uns doch diese Entwicklung in diesem Thread die nächsten Tage verfolgen!

GFS rechnet übrigens im 12Z Lauf von heute 2.1. mit ca 30mm Niederschlag von Freitag bis Sonntag auf der Alpennordseite.
Zuletzt geändert von Willi am Mi 10. Jan 2024, 07:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Datumsbereich im Titel angepasst
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JonasF
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von JonasF »

Also GFS 18z lässt uns hoffen auf eine Schneedecke im Flachland.
Meteogramm vom Gitterpunkt Basel (https://www.wetterzentrale.de/de/show_d ... id=OP&bw=1):

Bild
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Jan (Böckten, BL)
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Jan (Böckten, BL) »

Der DWD-Output (MOS?) wäre der "Frust-Klassiker" und in der Kategorie "verschenktes Potential" einzuordnen.

Niederschlagsende kurz vor Frostbeginn:

Bild

www.profiwetter.ch

Der EC-12er hingegen durchaus optimistisch für 5-10cm und danach knackig kalt. 5 Eistage hintereinander wären für Basel durchaus bemerkenswert.


Bild


Gem. Icon wäre auf 700hpa bis Montagmorgen noch genug Feuchtigkeit vorhanden:

Bild

Das würde v.a. die Bisenstau-Regionen mit einige Zentimetern beglücken

Bild
www.wetterzentrale.de

In diesem Fall könnte Basel dank NE-Konvergenz auch mit einem Schäumchen beglückt werden. Erfahrungsgemäss können solche Lagen hier in der Region durchaus eine dünne und in höheren Lagen auch eine etwas dickere Scheedecke bringen. Doch leider sind diese Mittelmeertief-Lagen auch immer mit einem Flop-Risiko verbunden (wie im DWD-Diagramm ersichtlich). In jedem Fall bringt eine solche NE-Lage hier eher Schnee als eine vermeintlich feuchte NW-Lage wo fast alles in den Vogesen hängen bleibt.

Wenn es eine Schneedecke gibt, haben wir danach wohl Tmin's von -6 bis -9 Grad, ohne Schneedecke wohl eher -4 oder -5°C. Tagsüber ohne Schnee geschätzt um 0 Grad und mit Schnee wohl leichter Dauerfrost.

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Federwolke
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Federwolke »

Im Zusammenhang mit dieser Wetterlage einen kleinen Blick über den Tellerrand:

Letzte Nacht -43.5 Grad in Kvikkjok, das ist absoluter Stationsrekord (seit 1860): https://www.smhi.se/en/weather/observat ... pe=weather. In den nächsten Tagen wird südlich dieses Kaltluftreservoirs der Stöpsel gezogen und dann ergiesst sich diese Brühe über Mitteleuropa, natürlich nicht ohne sich über dem Meer zu erwärmen und sich mit milderen Luftmassen zu vermischen, aber trotzdem recht effektiv.

Norddeutschland steht mehr oder weniger unter Wasser, und es kommt noch welches dazu. Hier Flugaufnahmen aus der Umgebung von Bremen: https://www.butenunbinnen.de/videos/hoc ... n-100.html

Nächste Woche Hochdruckdeckel drauf, Kahlfrost und man kann von Bremen nach Emden und zurück einen Schlittschuhlauf-Marathon veranstalten:
Bild

Fragt sich also, wann das dann wieder auftaut und endlich abfliessen kann - wahrscheinlicher ist, dass ein Tauwetter mit neuem Regen einhergeht.

JonasF
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von JonasF »

Das Ereignis hat begonnen :-D

Hier eine Tabelle mit den Vergleichs-Daten der Modelle GFS, ECMWF und GEM für zwei Gitterpunkte in der Schweiz.

Alle Modelle sehen den Schwerpunkt des Niederschlags eher an den Voralpen. Zudem fällt der Hauptniederschlag bei ca -4°C in 850hPa Höhe. Das wird wohl nicht viel weiss ganz unten im Flachland.


Bild
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Rontaler
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Rontaler »

Hallo Jonas

Vielen Dank für die tabellarische Übersicht. Der gezeigte Gitterpunkt Wolhusen liegt bereits im Bisenstau, weiter hinten im Entlebuch fällt noch mehr Niederschlag, dort aufgrund der Höhenlage > 700 m ü.M. ab Samstag mehrheitlich als Schnee.

Für das Entlebuch werden so auch 20-30 cm Neuschnee modelliert, und zwar von beiden hochaufgelösen Modellen AROME und ICON-D2:

Bild
Total Niederschlag: forum_uploads/incoming/2024/20240105_15 ... r_frei.png

Bild
Total Niederschlag: forum_uploads/incoming/2024/20240105_15 ... r_frei.png

Ausserhalb der Staugebiete und unterhalb von etwa 600 m ü.M. wird es voraussichtlich nicht viel oder keinen Schnee geben.

Gruss
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Markus Pfister »

Melde vereisenden Nebel und 8cm Neuschnee bei -1 Grad auf dem Schwäbrig ob Gais. Bis Mitternacht verharrte die Temperatur bei knapp über Null Grad, weshalb die ersten 7mm Niederschlag noch nicht wesentlich zur Schneedecke beitrugen. Das ist erstaunlich bei dieser Wetterlage in einem Januar auf 1150 Meter. Die feuchte Luft bleibt nun liegen, und in den unteren Schichten kommt Nordstau auf. Das könnte nochmals 30cm Schnee geben. Falls der Nord- bis Nordostwind vom Bodensee her auffrischt und genau stimmt, sind besonders in den Hügeln nördlich von hier gemäss Modellen bis Montag auch 50cm Schnee denkbar.

Gruss

Markus


Linth
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Linth »

Markus Pfister hat geschrieben: Sa 6. Jan 2024, 09:50 Melde vereisenden Nebel und 8cm Neuschnee bei -1 Grad auf dem Schwäbrig ob Gais. Bis Mitternacht verharrte die Temperatur bei knapp über Null Grad, weshalb die ersten 7mm Niederschlag noch nicht wesentlich zur Schneedecke beitrugen. Das ist erstaunlich bei dieser Wetterlage in einem Januar auf 1150 Meter. Die feuchte Luft bleibt nun liegen, und in den unteren Schichten kommt Nordstau auf. Das könnte nochmals 30cm Schnee geben. Falls der Nord- bis Nordostwind vom Bodensee her auffrischt und genau stimmt, sind besonders in den Hügeln nördlich von hier gemäss Modellen bis Montag auch 50cm Schnee denkbar.

Gruss

Markus
Wird ziemlich sicher für 40-50cm reichen bei dir. Anströmung ist nicht Nord direkt, sondern Nord-Nord-Ost. Also ideale Voraussetzungen für Appenzell und Umgebung dank, grob gesagt, Säntis-Stau Luv.
Das geben die Modelle immer noch nicht richtig her. Da zu grob aufgelöst.
Zuletzt geändert von Linth am Sa 6. Jan 2024, 20:29, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Willi »

1 cm Neuschnee in Sellenbüren 600m, und das bei 23 mm Regenwasser in den letzten 36 Stunden. Welche Vergeudung :schirm: :roll:
Gruss Willi
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Federwolke
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Re: Nasse NO-Lage dank Italien-Tief am 6.1.2024/7.1.2024

Beitrag von Federwolke »

Diese ganze Jahreszeit ist eine Vergeudung (von wertvoller Lebenszeit). Es wird einem Jahr für Jahr deutlicher vor Augen geführt, was aus unseren Wintern geworden ist: Ein elender, fünf Monate dauernder Spätherbst, der mit viel Glück mal zwei-drei winterliche Tage hervorbringt. Wer hätte es sich noch vor 15 Jahren träumen lassen, dass selbst eine zyklonale Ostlage im Januar auf 550 m nicht mehr zustande bringt als eine grau-braune Tristesse mit gelegentlich nassem Geflöckel. Vor meinem Fenster könnte ich den Schnee sehen, der am Gurten etwa oberhalb von 700 m liegen bleibt - wenn nicht genau dort auch der untere Rand der grauen Suppe liegen würde. Und zur Krönung wird uns dieses Elend eine ganze Woche lang noch mit Bise und Hochnebel "versüsst", was die seit bald drei Monaten verschlammten Wege endlich in Eisbahnen verwandelt, judihui...!

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