Alles, was sich dem Wind in den Weg stellt (im Mikroklima Gebäude, Vegetation etc., im Mesoklima Hügel, Berge) erzeugt Turbulenzen und erhöht damit die Böigkeit. Korrekterweise müsste man allerdings nicht von einer Verstärkung der Böen sprechen, sondern von einer Reduktion des Mittelwindes. Die Böen, die zeitweise durchbrechen, entsprechen dem Mittelwind der auftreten würde, wenn er durch das Gelände nicht gestört wird. So richtig bewusst wurde mir das eigentlich erst, als ich Ballonfahrer den Alpen entlang oder darüber schickte. Die kamen in durchschnittlichen Geschwindigkeiten voran, die auf den Gipfeln in ungefähr gleicher Höhe als Spitzenböen gemessen wurden. Wem dieses Beispiel aus der Praxis zu wenig anschaulich ist, kann sich das auf reiner Theorie-Basis in jeder Höhenwindkarte (am besten 700 hPa) der Modelle anschauen, wie der Wind über dem alpennahen Vorland und direkt über den Alpen modelliert wird. Eigentlich nichts als logisch. Bei den Messwerten zeigt es sich dann wiederum darin, dass bei einem Sturm im (echten) Flachland die Böen ungefähr den Faktor 1.5 des Mittelwindes ausmachen, in den Bergen (auch in den Tälern) hingegegen Faktor 2.5 bis gelegentlich sogar 4-5 an Extremstandorten. Den niedrigsten Böigkeitsfaktor findet man an Stationen auf offener See (z.B. auf Ölplattformen und kleinen, flachen Inseln).
Und genau aus diesem Grund gibt es eigentlich im europäischen Binnenland keine echten Orkane. Gäbe es sie, würde hier bald nichts mehr stehen. Einfach mal gucken, wie es in den flachen, küstennahen Gebieten USA nach einem Hurricane (gleicher Wortstamm wie Orkan) nur schon der Kat. 1 aussieht. Und das liegt nicht nur alleine an der Bauweise, sondern weil einfach jeder Mittelwind von über 118 km/h im Flachland zerstörerisch ist, mit oder ohne noch stärkere Böen. Und wer sich jetzt fragt, weshalb denn dieselben Windgeschwindigkeiten mit höherem Böigkeitsfaktor auf den Berggipfeln nicht dieselben Schäden verursacht (wer hat schon mal eine SAC-Hütte bei 200er-Böen davonfliegen sehen?), dem sei der geringere Winddruck (in Kilogramm pro Quadratmeter messbar) in Erinnerung gerufen, der wegen der geringeren Luftdichte in der Höhe deutlich reduziert ist.
Daher ist es beim Vergleich, was echte Orkane in anderen Weltgegenden hinterlassen, einfach nur lächerlich, in Europa fast jeden Sturm als Orkan zu bezeichnen, nur weil er an ein paar exponierten Standorten Böen über 118 km/h produziert hat. Aber die Medien wollen es so und die meisten Wetterdienste erfüllen diesen Wunsch. Die angestellten Meteorologen müssen das mehr oder weniger überzeugt mitmachen - oder den Zirkus bewusst verlassen und selbständig werden. War auch für mich einer der Gründe für diesen Schritt.
Ich habe den Eintrag erst jetzt gelesen und bin beruhigt, dass da eben
nichts von Böen steht, sondern ausdrücklich der
10-Min.-Mittelwind erwähnt wird. Ich hätte sonst echt am Sachverstand des Verfassers gezweifelt, zumal es sich dabei ja um eine offizielle Stelle handelt.