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Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Erdbeben, Kameras, Forumkritik usw.
Necronom
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Necronom »

Mit dem Risiko mich unbeliebt zu machen ;) :

Ist es nicht eine Frage der Perspektive? Ihr mit eurem umfassenden Wissen über das Wetter bemerkt natürlich die starken Vereinfachungen oder fehlerhaften Formulierungen in der journalistischen Berichterstattung.
Ein Medien- und Journalismus-Forscher würde hingegen eure Kritik hier im Thread als genau so stark vereinfacht und simplifiziert empfinden, wie ihr die boulevardeske journalistische Berichterstattung über das Wetter empfindet. Nun gut, das ist jetzt kein passender Vergleich, da dort der Journalismus mit seiner Rolle im gesellschaftspolitischen System und hier ein Forum zu einem Fachgebiet. Trotzdem möchte ich wieder den Wissens-Gap ansprechen zwischen euch, den Journalisten und auch der breiten Bevölkerung. Bei anderen Themen seid ihr dafür vielleicht diejenigen, welche mit fehlerhaften oder stark simplifizierten Inhalten bombardiert werdet und es nicht mal merkt. Oder seid ihr die, welche als Rezipienten diese Form von Berichterstattung fördert, weil ihr nach Storys und einfachen, verständlichen Artikeln sucht, um euch ein Bild machen zu können. Also ich bin mir ganz sicher, dass ich bei sehr vielen Themen meine, viel zu wissen, aber eigentlich nichts weiss oder ziemlich falsch informiert werde ;) Damit möchte ich niemand verteidigen oder sagen, dass solche starken Vereinfachungen okay sind, es gibt aber gute Gründe warum es sie gibt, und das Problem liegt nicht in einfachen kausalen Zusammenhängen, sondern in einem vielschichtigen, vernetzten System.

Solche Okkasionalismen wie "apokalyptische Wolkenpornografie" haben natürlich Unterhaltungscharakter und widerspiegeln vielleicht auch ein bisschen die Sprache, die von der jüngeren Generation in den Sozialen Medien gesprochen wird. Ich vermute dieser Wetter-Liveticker von Watson hatte auch den Anspruch, neben Informationen zum aktuellen Geschehen auch zu unterhalten und hat deshalb diesen Content implementiert. Schlimm finde ich das nicht, da für den Rezipient doch genau ersichtlich ist, dass es sich bei diesem Teil um Unterhaltung handelt.
Gefährlich wird es erst dann, wenn vermeintlich objektive, seriös daher kommende Inhalte nicht auf sorgfältige Recherchen und vertrauenswürdigen Quellen basieren. Das ist für den Rezipienten schwer zu überprüfen. Oder wenn Themen journalistisch nicht umgesetzt werden, weil ein wichtiger Inseratenkunden nicht brüskiert werden soll etc.

Was natürlich wichtig ist in unserem politischen System, dass die Leute nicht nur diese Form von Unterhaltung konsumieren, sondern sich auch aus unterschiedlichen Quellen informieren und so weiter und so fort...ich labbere wieder, es ist unglaublech (jetzt bräuchte es hier dieses Whatsapp-Äffchen, das die Augen mit den Händen verschliesst :mrgreen: )

Ich muss im Übrigen betonen, dass ich mich sehr oft über die journalistische Berichterstattung, über Kommentare, Beiträge in den Sozialen Medien etc. aufrege...ich rege mich manchmal sehr auf...aber die Welt ist komplex.

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Federwolke
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Federwolke »

Necronom hat geschrieben:Bei anderen Themen seid ihr dafür vielleicht diejenigen, welche mit fehlerhaften oder stark simplifizierten Inhalten bombardiert werdet und es nicht mal merkt.
Das ist ja gerade der erschreckende Punkt, das habe ich weiter oben schon mal angemerkt. Klar, bei Wetterthemen nehme ich das sehr ausgeprägt wahr (bei ein paar anderen Themen auch noch, so einseitig gebildet bin ich glücklicherweise nicht ;) ) und daher muss ich davon ausgehen, dass etliche Entscheide in unserer hochgelobten direkten Demokratie auf Fehlinformationen beruhen. Ich fand den Unterschied zu den österreichischen Medien - wo ja nur alle 5 Jahre mal ein Kreuzchen hinter einen Namen gemacht werden darf und dann heisst's wieder: Hände falten, Goschn halten! - übrigens sehr interessant, aber das würde jetzt zu weit führen...

Und ja, die breite Leserschaft will unterhalten werden und möglichst wenig Aufwand betreiben müssen beim Konsumieren von "Information". Im Zeitalter des permanenten Info-Bombardements per Tweets, SMS und Push-Apps schreitet diese Entwicklung rasant voran, den Anfang nahm das meiner Meinung nach beim Auftreten der ersten Gratiszeitungen. Da wurde eine ganze Generation in die Richtung dieses Fastfood-Journalismus (Motto: nach 20 Min. hast du wieder vergessen was du gelesen hast) erzogen.

Vor 30 Jahren war das noch undenkbar. Das Lesen der Tageszeitung war eine täglich feierabendfüllende Beschäftigung. Das muss man sich mal vorstellen: Meine Eltern waren unterste Arbeiterschicht mit einfachster Schulbildung und ohne Berufslehrabschluss, aber mein Vater hat über Jahre die Tageszeitung "La Suisse" (das Genfer Pendent zur NZZ!) gelesen. Das Hören der Radio-Nachrichten am Mittagstisch war ein Ritual, da wurde konzentriert zugehört und wehe, wir Kinder fingen dabei an zu schwatzen! Ich bin meinen Eltern heute noch dankbar, dass die Flimmerkiste erst spät in unseren Haushalt einzog und ich mit Bildbänden, Lexika, Atlanten und anderen spannenden Büchern aufgewachsen bin. Aber ich schweife wieder ab...

Bei der heutigen Informationsflut darf man sich gerne mal die Frage stellen: Was bringen mir all die "News"? Kann ich etwas daraus lernen? Bringen sie mich in irgend einer Form weiter, wie beeinflussen sie mein Denken und Handeln? In den meisten Fällen muss man ehrlich sagen: Reine Zeitverschwendung! Ich empfehle die Lektüre des folgenden Artikels (Vorsicht, er ist lang und erfordert die Fähigkeit, einen komplexen Text konzentriert aufnehmen zu können): http://www.dobelli.com/wp-content/uploa ... e_News.pdf

Da steckt so viel ungeschminkte Wahrheit drin und wenn ich ehrlich bin, müsste ich sofort seinen Empfehlungen folgen. Wäre da nicht die berufliche Notwendigkeit zu wissen was andere anbieten, wenn man selbst teilweise in diesem Metier tätig ist, würde ich das sofort umsetzen. Immerhin habe ich meinen News-Konsum bereits drastisch heruntergefahren, aber dass ich trotzdem immer wieder über gewaltigen Blödsinn stolpere und mich darüber aufrege, lässt sich leider (noch) nicht vermeiden. Vielleicht, wenn der Zeitgeist das Unvermeidliche fordert und ich den nächsten Berufswechsel vollziehe...


Sims
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Sims »

@Federwolke, wirklich spannender Link :up: ist empfehlenswert!
Meinungsmache über die Medien kann brandgefährlich sein...die Geschichte zeigt es uns

Grüsse
Sims

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Tinu (Männedorf)
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Bin ja selber Teil des hier immerfort diskutierten "Problems". Ich sehe die Sache deshalb vielleicht etwas aus einer anderen Warte.

Vorneweg: Dass die Newskultur à la 20-Minuten und Blick.ch völliger Blödsinn ist, da bin ich 100 % einverstanden. Umso mehr weil ich weiss, wie der Grossteil dieser News produziert (abgeschrieben..) wird. Eigentlich darf man gar nicht allzu viel drüber nachdenken, weil einem sonst Angst und Bange wird.

Ich bin aber auch sehr dezidiert der Ansicht, dass diese Form der Newskultur ihren Zenit überschritten hat. Der Grund dafür: Die Gratiskultur im Internet, die vor allem zwischen 2000 und ca. 2010 ihren Höhenflug hatte, neigt sich dem Ende entgegen. Die Verlage realisieren mehr und mehr, dass sie für ihre Inhalte auch im Web Geld verlangen müssen, wenn sie den Distributionskanal-Wechsel von Print zu Web (der nur eine Frage der Zeit ist) vollziehen wollen. Das ist kein theoretisches Blabla, sondern lässt sich durchaus mit Fakten unterlegen (u.a. anhand Anzahl Paywall-Einführungen bei Tageszeitungen im deutschsprachigen Raum in den letzten paar Jahren).

Damit kommen wir zum springenden Punkt: In dem Moment, wo ich ein Produkt verkaufen will, kann ich es mir nicht mehr leisten, Schwachsinn zu produzieren. Die Menschen sind - entgegen der vielfach hier geäusserten Meinung - nicht komplett verblödet. Gegen Schwachsinn, der nichts kostet, hat niemand etwas. Für Schwachsinn bezahlen will aber eigentlich niemand. Deshalb bin ich auch der Ansicht, dass sich mit der Erosion der Internet-Gratiskultur auf Verlagsebene auch die Qualität der Inhalte wieder steigern wird (muss).
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Sa 11. Jul 2015, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Federwolke
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Federwolke »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben:Gegen Schwachsinn, der nichts kostet, hat niemand etwas. Für Schwachsinn bezahlen will aber eigentlich niemand.
Ich fürchte, da hast du eine zu optimistische Brille auf. Blick in der Schweiz, BILD in Deutschland, Krone in Österreich sind und waren auch vor der Einführung von Online-Medien die auflagenstärksten Printerzeugnisse. Zum Teil mit riesigem Abstand! Und die unzähligen Klatschhefte, die bis heute überlebt haben, will die auch niemand bezahlen? Nee du, eine nicht zu unterschätzende Zahl der Leute will bedingungslos ver**scht werden und wirft dafür eine Menge Geld aus dem Fenster (und jammert gleichzeitig, wie ach so teuer das Leben ist...).

Ein schönes Gegenbeispiel dafür, dass jene Online-Medien welche eine Bezahlschranke einführen sich um Qualität bemühen müssen, ist der "Der Bund". War jahrelang meine Infoquelle Nr. 1, heute schaue ich nur noch selten rein und es würde mir niemals einfallen, dafür etwas bezahlen zu wollen. Denn die Qualität sinkt seit Jahren ungebremst und hat auch seit der Einführung der Bezahlschranke nicht gebessert. In diesem Punkt gebe ich dir völlig recht: Dafür bin ich nicht bereit zu bezahlen. Lieber verzichte ich völlig auf solche "News", fehlen tut mir deswegen nichts. Dasselbe wäre es, wenn statt der vom Volk angenommenen, völlig ungerechten Zwangsabgabe für die SRG diese ihr Online-Angebot auf pay per view umstellen würde. Ein paar wenige Sendungen würde ich mir noch anschauen, auf das meiste könnte ich dann erst recht verzichten, auch auf die Tagesschau, die ich mir heute noch fast täglich anschaue. Wobei ich mich auch immer häufiger frage wozu - wenn z.B. tagelang mehr als die Hälfte der Sendung für die Berichterstattung über den FIFA-Skandal oder die Griechenland-Krise aufgewendet wird. Und all die Amokläufe in Hintertupfingen, das tägliche Treiben der Schwarzkappen am Schmiernippel der Erdachse oder Weisskappen in den USA sind für mein Leben auch nicht wirklich relevant. Auch nicht zu wie viel Schlaf der Gemeindepräsident vom Dorf XY nach einem verheerenden Unwetter kommt etc. blabla...

lukasm
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von lukasm »

Hallo Fabienne

Ohne jetzt die Frage in irgendwelcher Art derespektierlich zu meinen, so möchte ich dich doch fragen, was denn in deinen Augen unter dem Thema "News" relevant wäre, wenn Griechenlandkrise, FIFA-Skandal, Amokläufe, u.ä. nicht relevant sind? Ich meine damit nicht die Gewichtung, welcher News wie viel Sendezeit gewidmet sein soll, sondern bloss, was erwähnenswert ist.

Persönlich denke ich, dass die News jene Themen betreffen sollte, die uns in 10 Jahren in Erinnerung bleiben und/oder die die regional und/oder global Geschichte massgeblich beeinflussen - das einzige Problem: Woher wissen wir heute, was tatsächlich relevant ist? Aber gerade Griechenland-Krise, Amokläufe, "Schwarz- und Weisskappen" düften alles Themen sein, die auf die Geschichte einen gewissen Einfluss haben können, also auch längerfristig eine gewisse Relevanz haben?

LG Lukas
Der Donner erschüttert die heitere Bläue des Himmels,
Weil hochfliegende Wolken im Äther einander sich stoßen,
Wenn in der Mitte sie stehn von entgegengerichteten Winden.

aus "De rerum natura", 1. Jh. v. Chr. (Titus Lucretius Carus, Lukrez)

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Federwolke
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Federwolke »

Nein Lukas, auch wenn dir das nicht passt: Die Gewichtung ist für mich der springende Punkt. Klar soll über diese Themen berichtet werden, doch warum jeden Tag dasselbe Geleier, über Wochen hinweg? Neuer Erkenntnisgewinn = Null, aber Hauptsache die Sendezeit ist im Sommerloch gefüllt. Aktuelles Beispiel Griechenland: Jeden Tag dieselben Geschichten von mangelndem Bargeld, leeren Lagerräumen, stehen gebliebenen LKW im Import/Export weil die Chauffeure kein Geld mehr für eine Tankfüllung haben etc. - einfach nur mit anderen Gesichtern in den Interviews.

Oder das Flüchtlingsdrama am Mittelmeer: Tägliche Zahlen wie viele Menschen ertrunken sind und wie viele gerettet wurden bzw. wieder in der EU-Zone angelandet sind. Hintergründe werden, wenn überhaupt, nur am Rande angeschnitten. Traurig, dass man durch den Luzerner "Tatort" mehr über das ganze System erfährt als über die führenden Informationssendungen. Wer die wirklich relevanten Informationen will, muss sich im Sendeangebot auskennen und die entsprechenden Beiträge suchen gehen (mein Tipp: die Sendung "International" http://www.srf.ch/play/radio/sendung/in ... 735f19aaf9 ). Zu den Hauptsendezeiten kommt hingegen Tag für Tag dasselbe einlullende Gelaber.

Und nein, ich glaube definitiv nicht dass der FIFA-Skandal Weltgeschichte schreiben wird, ebenso wenig wie wenn einem psychisch Kranken oder einem religiösen Fanatiker irgendwo in der Pampa die Sicherungen durchdrehen. Was fange ich mit solchen Informationen an? Dass der Mensch geld- und machtgierig ist und dass ich über den Haufen gefahren oder geschossen werden kann, wenn ich zur falschen Zeit am falschen Ort bin? Hauptbotschaft: Das Leben kann tödlich enden? Tag für Tag, in halbstündlichen Portionen? Wer sich das freiwillig antut, ist selber schuld. Dass man dafür auch noch bezahlen muss, auch wenn man es nicht will, ist eine Schande.


Necronom
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Necronom »

Ausschnitt aus einer alten Zusammenfassung einer Journalistik-Vorlesung zum journalistischen Problem mit der Objektivität:

"Die Frage nach der Wichtigkeit kann nur subjektiv beantwortet werden. Selbst wenn sich ein Journalist anhand der W-Fragen oder Nachrichtenfaktoren (d.h. nach professionellen Selektionskriterien) für oder gegen eine Nachricht entscheidet, sind implizite Einflüsse nicht auszuschliessen (z.B. im vermuteten Nutzen für die Zielgruppe). „Die Realität sagt nicht aus sich heraus, welche ihrer Aspekte relevant sind.“ (Neuberger 1997) Wer dennoch behauptet, „objektiv“ und „ausgewogen“ zu berichten, läuft somit Gefahr, ideologisch für eine nicht mögliche Wahrheit zu plädieren.
Journalisten suchen somit nicht nach „Wahrheit“, sondern suchen durch professionelle Routinen und Standards Entscheidungen so zu fällen, wie sie ihr Publikum erwartet."

Was in die News gehört und was nicht, kann also nicht allgemein beantwortet werden und ist immer subjektiv. Von tausenden von Informationen müssen für die journalistische Berichterstattung Themen ausgesucht, gefiltert und bearbeitet werden. In diesem Prozess inhärent ist die Wirklichkeits- und Bedeutungskonstruktion. Mit Agenda Setting versuchen Interessensgruppen in der Gesellschaft mit Themen in die öffentliche Kommunikation vorzudringen und so zu erreichen, dass sich Menschen über ein spezifisches Thema Gedanken machen, man versucht einen Diskurs zu lancieren. Ich glaube, es ist wichtig, sich diesen Prozessen in der öffentlichen Kommunikation bewusst zu sein, zu hinterfragen und (wie es so berühmt heisst) sich seinen eigenen Verstandes zu bedienen, und nicht einfach nur zu konsumieren und unbewusst zu konstruieren. Aber da werde ich bereits wieder sehr ideologisch und konstruiere selber fleissig ;)
Zuletzt geändert von Necronom am So 12. Jul 2015, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Derzeit dreht sich wieder einmal fast täglich das "Klimaerwärmungs-Karussel" in den Medien! Ich mag mir kaum ausmalen, was geschrieben wird, wenn sich der Juli tatsächlich zum "Allzeit-Rekord-Hitze-Monat" empor bruzelt. Wobei "Allzeit" die vernachlässigbare, lapidar-lächerliche Zeit von etwa 150 Jahren in der 3-4 Mia. Jahren alten Klimageschichte umfasst - genau die 150 Jahre, in der der Mensch allmählich zivilisierte Züge annahm. Genau. Darum geht es nämlich. Um unsere fragile Abhängigkeit, in der wir uns mit unserer immer komplexeren Zvilisation begeben. Da mag es nichts mehr leiden. Weder 3° zuviel noch 3° zu wenig, weder einige mm mehr Regen noch einige cm zu wenig Schnee. Und sonst sagen es uns die Versicherungen schon: Das Klima wird immer extremer! Nein, es kollabiert bald. Es wird unbezahlbar. Schon bald gibt es die Rück-Rück-Versicherung, welche auch noch die Rück-Versicherung rückversichert, falls das Klima noch mehr aus dem Ruder läuft...

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Andreas -Winterthur-
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Re: Sammelthread: Wetter-Boulevard in den Medien

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Man könnte da aber auch über die Qualität insbesondere der CH-Sendegefässe diskutieren (s. Posting Fabienne: "Hintergründe/Tatort"). Habe beim Thema Grexit vor kurzem mal auf ARD/ZDF gewechselt, (da das Gestammel auf 10v10 mit sinnlosen live Schaltungen zu überforderten Korrespondenten nur noch peinlich war). Und siehe da: Da wurde in einer hochkarätigen, sehr divers zusammengesetzten Runde (meist Politiker) und von einer souveränen Moderatorin geleitet, echter Infomehrwert generiert. Ich war schlicht paff, dass heute so was noch möglich ist...
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin

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