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Hochwassergefahr Frühling 2012?

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Federwolke
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Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Federwolke »

Dank dem warmen und trockenen März hat sich die Lage zwar etwas entschärft, doch in den Schweizer Alpen liegt immer noch überdurchschnittlich viel Schnee. Nicht so viel wie im Katastrophenjahr 1999, dennoch könnte es bei einer Verkettung unglücklicher Umstände in den nächsten Wochen noch haarig werden. Nun beruhigt der Klimahistoriker Christian Pfister:
Pfister macht Szenarien aufgrund der Klimageschichte. Ähnliche Wetterkonstellationen wie in den letzten 500 Jahren könnten zu vergleichbaren Ereignissen führen. In diesem Frühling könnte es aber nur aufgrund des schlechtesten Szenarios zu Überschwemmungen kommen, sagt er. Und nichts spricht zurzeit dafür, dass dieses eintrifft. Meteo Schweiz habe einen überdurchschnittlich warmen Frühling angekündigt. Meteo News mag auf Anfrage allerdings keine längerfristigen Prognosen machen. Bereits die normale Vorhersage für die nächsten fünf Tage sei unsicher, heisst es dort. Von den Muotathaler Wetterfröschen wiederum sagt keiner einen kalten und nassen April voraus.
Zum ganzen Artikel geht es hier: http://www.derbund.ch/bern/stadt/Die-Le ... y/17503221

Ich frage mich, wann die Recherchen und das Interview zu diesem Artikel stattgefunden haben, denn mittlerweile finde ich die Aussage aufgrund der seit über einer Woche konstant nass-kühl gerechneten Mittelfrist (Trog West- bis Mitteleuropa open end) etwas gewagt.

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Der Hauptlauf rechnet bis zum Ende des Prognosezeitraums am 26. April keinen einzigen trockenen Tag im Alpenraum.

Chicken3gg

Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Chicken3gg »

der Hauptlauf schon (grün), das Ens Mittel hingegen nicht (weiss).

Bei diesen kühlen Temperaturen kommt es aber wohl nur zu einer langsamen Schneeschmelze - grosse Niederschlagsmengen kommen gemäss Ens Mittel auch nicht dazu.


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Cyrill
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Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Cyrill »

Federwolke hat geschrieben: .......finde ich die Aussage aufgrund der seit über einer Woche konstant nass-kühl gerechneten Mittelfrist etwas gewagt.
Hoi Fabienne

Da pflichte ich Dir bei. Wenn ich mir die GFS-Karten für die Nacht vom 15. April auf den 16. April ansehe, dann sieht dies für mich als ordentlicher Kaltluftvorstoss aus, im Vorfeld des um den 17. / 18. April ankommenden Troges (mit Abtropftendenz), mit einem rasch aus NW in Richtung Schweiz sich verlagernden Bodentief (Nordstau).
So dürfte das Zürcher Sechseläuten bei trübem und nasskaltem Wetter stattfinden, allenfalls mit Schneeflocken durchsetztem Niederschlag. So gesehen also nur 'was für hartgesottene Zünftler.... :frost:

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Meinst Du, es könnte in diesen Tagen eine erhöhte Schneebrettgefahr bedeuten?

Gruss Cyrill

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Federwolke
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Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Federwolke »

Chicken3gg hat geschrieben:der Hauptlauf schon (grün), das Ens Mittel hingegen nicht (weiss).
Die Ens Mittel tendieren hinten raus immer zum klimatologischen Mittel, das hat etwas mit statistischer Logik zu tun. Wenn der Hauptlauf über Tage (mittlerweile kann man von Wochen sprechen - siehe Osterprognose) hinweg zu den kältesten zählt, ist das ein recht klares Signal.

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Willi
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Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Willi »

Seit Monaten tendieren die Strömungsverhältnisse zu Persistenz - Umschwung - Persistenz - Umschwung - Persistenz ... Im Kopf habe ich folgende Verhältnisse in den letzten Monaten:

- Herbst inkl. November 2011: Hochdrucklagen, lange Trockenheit
- Dez. 2011 + Jan. 2012: West/NW-Lagen mit viel Niederschlag
- Feb. 2012, 1. Hälfte: Bise, extreme Kälte
- Feb. ab 2. Hälfte + März: Vorgeschobenes Hoch über Atlantik/Westeuropa, trocken
- Und nun: Troglage bis ...

Ich würde also ebenfalls längere Zeit kühle und niederschlagsreiche Witterung erwarten. Passt soweit ganz gut zum April. Irgendwann kommen die gewitterreichen SW-Lagen, so im Mai, wer weiss ...

Gruss Willi
Gruss Willi
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Tinu (Männedorf)
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Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Passend zum Thema: Der Pegelstand des Zürichsees liegt derzeit rund 10 cm unter dem langjährigen Aprilmittel. Das wird von der Zürcher Baudirektion bewusst so gemacht. Über das Limmatwehr wird derzeit mehr Wasser als normal aus dem See gelassen, sodass der Pegel tief bleibt. Das Awel versteht diese Massnahme als Prävention: Wegen der grossen Schneemengen im Einzugsgebiet des Sees (v.a. Glarneralpen) besteht in diesem Frühjahr erhöhte Hochwassergefahr.

Problematisch wird die Sache aber, wie bereits im Thread erwähnt, erst dann, wenn sich eine warme und regenreiche Periode einstellt (also rascher Anstieg der Schneefallgrenze in Kombination mit starkem Regen). Und das ist ja bekanntlich derzeit nicht absehbar.

Dennoch ganz interessant, dass der Zürichsee in diesem Frühjahr als "Staubecken" genutzt wird. Die Massnahme erscheint mir auch durchaus sinnvoll.

Auch interessant ist es, sich einmal die Mengenverhältnisse vor Augen zu halten. Eine Absenkung um 10 cm klingt ja nach wenig. Wenn man das aber auf die Wassermenge in Litern umrechnet, wird einem fast schwindelig. Der Zürichsee ist 88,17 Quadratkilometer gross. Das wiederum sind 88 170 000 Quadratmeter. 10 cm Wasser auf einem Quadratmeter entsprechen 100 Liter. Durch die Absenkung um 10 cm reduziert sich die Wassermenge im Zürichsee also um fast 9 Milliarden Liter!

Da sieht man mal, was für Wassermengen selbst in unseren kleinen Binnenseen herumgewälzt werden.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert

Chicken3gg

Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Chicken3gg »

Das Worstcase-Szenario wäre laut der Hydrologin Edith Oosenbrug vom Bundesamt für Umwelt BAFU ein starker Wärmeeinbruch mit viel Niederschlägen bis hoch hinauf. «Es liegt sicher überdurchschnittlich viel Schnee über 1500 Metern», sagt Oosenbrug. Doch weiter unten sei schon viel Schnee geregelt abschmolzen, die Situation ist daher weniger aussergewöhnlich als noch im März.

Die Hochwasser-Verantwortlichen der Kantone und des Bundes beobachten die Situation deshalb im Moment genau: Die Pegel der Juraseen und des Zürichsees wurden schon im März vorsorglich tief gehalten. Die Verantwortlichen versuchten so viel Wasser wie möglich abzulassen, damit die Seen bereit sind, um das Schmelzwasser aufzufangen.
http://www.blick.ch/news/schweiz/kommt- ... 42916.html


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Cyrill
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Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Cyrill »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben: Auch interessant ist es, sich einmal die Mengenverhältnisse vor Augen zu halten.
Das wiederum sind 88 170 000 Quadratmeter. 10 cm Wasser auf einem Quadratmeter entsprechen 100 Liter. Durch die Absenkung um 10 cm reduziert sich die Wassermenge im Zürichsee also um fast 9 Milliarden Liter!

Da sieht man mal, was für Wassermengen selbst in unseren kleinen Binnenseen herumgewälzt werden.
Hoi Tinu
Wirklich erstaunliche Mengen! Das wären 62'978'571 Badewannen (à 140 l) voll. Beim täglichen Schaumbad würde es für 172'544 Jahre reichen...... :mrgreen:

Gruss Cyrill

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Michi, Uster, 455 m
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Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

Unterdessen sind die Schneehöhen nur noch in höheren Lagen überdurchschnittlich, inbesondere am Alpennordhang. Über das Wochenende fallen zwar grössere Mengen Niederschlag, die Nullgradgrenze liegt aber nur kurzzeitig am Sonntag und im Osten mal auf knapp 2000 Meter.

Apropos 1999: damals lag mehr Schnee, zudem fiel am 16.4. im Osten nochmals 50-100 cm Neuschnee, ganz zu schweigen von den ergiebigen Regenfällen im Mai.

Vergleich 1999: Gesamtschneehöhen 12.4.2012 (12.4.1999): Säntis 570 cm (735 cm), Andermatt 96 cm (138), Weissfluhjoch 247 cm (293)
Zuletzt geändert von Michi, Uster, 455 m am Do 12. Apr 2012, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.

Chicken3gg

Re: Hochwassergefahr Frühling 2012?

Beitrag von Chicken3gg »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben: Auch interessant ist es, sich einmal die Mengenverhältnisse vor Augen zu halten. Eine Absenkung um 10 cm klingt ja nach wenig. Wenn man das aber auf die Wassermenge in Litern umrechnet, wird einem fast schwindelig. Der Zürichsee ist 88,17 Quadratkilometer gross. Das wiederum sind 88 170 000 Quadratmeter. 10 cm Wasser auf einem Quadratmeter entsprechen 100 Liter. Durch die Absenkung um 10 cm reduziert sich die Wassermenge im Zürichsee also um fast 9 Milliarden Liter!

Da sieht man mal, was für Wassermengen selbst in unseren kleinen Binnenseen herumgewälzt werden.
naja, soo viel ist das auch wieder nicht. Der Rhein führt derzeit gut 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Also 1'000'000l/s. Die 9 Mia Liter fliessen also nach knapp 2.5h hier durch...
Zuletzt geändert von Chicken3gg am Do 19. Apr 2012, 09:20, insgesamt 1-mal geändert.

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