Willi hat geschrieben:Es bildete sich eine über längere Zeit
ortsfeste Wolkenwalze über Stallikon, Entstehungsursache unbekannt.

Jetzt tippe ich auf eine "
Wall Cloud", generiert durch den
Inflow aus Nordosten. Die Aufnahme entstand kurz vor 21 Uhr, da war auf dem Radar über Stallikon eine
echofreie Zone erkennbar, bevor sich dann aus SW die Gewitterfront reinschlich.
Dieser Wulst war nicht stationär, sonden bewegte sich aus Süden rein. Das kann aus dem
Zeitrafferfilm der Webcam Sellenbüren extrahiert werden, auch wenn die Filmqualität mit der einbrechenden Dunkelheit gerade in der spannenden Phase rapide nachliess. Der Film ist auch sonst sehenswert und zeigt die Entwicklung ab 15 Uhr.
http://www.meteoschmid.ch/downloads/Web ... 150607.mp4
Quelle:
http://www.meteoradar.ch/webcam/raebi/raebi.php
Anbei die Zoomradar Loops 2030-2100 Uhr.....
Quelle: Zoomradar Pro (kostenpflichtig)

...
Hoi Willi
ich erlaube mir hier auf Deine interessanten Hinweise zu reagieren und meine Sicht der Gegebenheiten darzulegen. Vielleicht erweitert es unser Verständnis der doch sehr seltenen Situation, wobei zwei Zellen, bzw. eine Gewitterzelle und eine Gewitterlinie aus entgegengesetzten Windrichtungen aufeinander zu steuerten (ich habe dies in meinem Vorpost bereits erwähnt). Ich verfolgte seit dem Nachmittag die Zelle, welche von Koblenz in Richtung Baden und weiter nach Süden unterwegs war, erstaunt darüber, dass von Luzern her in Richtung Zürich (NNO) eine breite Gewitterlinie sich entfaltete.
Ich positionierte mich oberhalb von Urdorf, in der Hoffnung, die etwas westlich von Urdorf spontan entstandene und blitzaktive Zelle würde sich nach Nordosten bewegen, vor meine Kameralinse, was sie partout nicht im Sinn hatte und von der Koblenzer Zelle nach Süden mitgerissen wurde.
In Richtung Südosten machte ich (Urdorf im Vordergrund) einige Aufnahmen eines Cb's, der im Abendlicht aufleuchtete, während rechts im Bild (man erkennt den Ütliberg) schwarze Wolkenbänke sich formierten (Bild 01). Es ist 20:51:35 Uhr MESZ, nach meinen Exif-Daten):
Ausgerechnet vor diesem schönen Cb bildeten sich Wolken, die die Sicht verdeckten und mich zuerst ärgerten. Doch ich machte eine Serie Aufnahmen, weil ich die Entwicklung dieser durch Leewellen entstehenden Wolkengebilde festhalten wollte (Bild 02). Aus dieser Serie zeige ich die folgende Aufnahme von 20:53:18 Uhr MESZ:
Die rot eingezeichnete Wellenlinie ist die von Dir genannte Nordostströmung (in Deinem Text rot markiert), welche quer zur Orographie von Käfer-, sowie Zürichberg, als auch der gesamten Albiskette verlief. Dieser Überströmeffekt ist vom Prinzip her derselbe wie derjenige, den wir beim Föhn, oder bei der Bora in Kroatien beobachten können, weshalb es sich hier um orografisch bedingte Leewellen handelt, an dessen Kulminationspunkt sich entsprechend Lenticularis bilden (im roten Feld markiert).
Im nächsten Bild (Bild 03) aus der Serie, war es 20:54:54 Uhr MESZ:
Du hast in Deiner Bildlegende von einer "ortsfesten Wolkenwalze" gesprochen. Bei Leewellen sind vornehmlich Lenticularis, oder Rotorwolken (im Lee eines Hügels / Gebirges) anzutreffen (wobei in Ausnahmefällen auch Ac-Strukturen quer zur Strömung geostationär bleiben können). Da es sich (sorry!) bei Deiner Aufnahme aus diversen Gründen um keine Wallcloud handeln kann, ziehe ich eine recht massive Rotorwolke in Betracht, wobei diese durch Deine Beobachtung einer "echofreien Zone" nur bestätigt wird, da im Lee im Absinkprozess der Luftmasse sich diese erwärmt und den Effekt hat in diesem Bereich abzutrocknen.
Ich habe aus dem Donnerradar-Zoomloop die Sequenz von 20:55 Uhr MESZ herauskopiert und die beiden Hügelketten (schwarz), sowie die Nordostströmung (roter Pfeil), die beiden Trackrichtungen der Zellen (blaue Pfeile) und meinen Beobachtungsstandort oberhalb Urdorf (rotes Rechteck) eingezeichnet:
In Deinem Post schreibst Du andererseits von einer "nicht stationären Wulst"....
Auskopplungen aus dem Webcam-Zeitraffer von Sellenbüren zeigen (A) um 20:12 Uhr MESZ eine stationäre Rotorwolke (man sieht sehr schön den im Lee des Albis entstehenden Effekt).....
...., dann (B) um 20:30 Uhr MESZ nochmals eine stationäre Rotorwolke (die während einer längeren Zeit an Ort und Stelle stand).....
..... und (C) um 20:45 Uhr MESZ am Horizont diese "Wulst"*, welche (die nicht stationäre) Böenwalze der Luzerner Gewitterlinie markiert, die in Richtung Webcam in nordnordöstlicher Richtung unterwegs war und die laminare - wenn auch nicht unbedingt deutliche und optisch schöne - Struktur einer Shelfcloud aufweist.
In dieser Webcamsequenz, lässt sich durch den Zeitraffer auch einen plötzlichen Windsprung um 90° Grad erkennen.... Das Radarbild dazu von 20 45 Uhr MESZ:
Die approximative Böenfrontlinie (Shelfcloud) habe ich mit der bläulichen Linie markiert, die normalerweise vor dem Niederschlagsbereich sich formiert, aber in diesem (speziellen) Fall etwas anders verlief. Als sie um 21:23 Uhr MESZ kurz vor Lieli war (wo ich inzwischen mich positionierte), stiess sie keilförmig im Südwesten vor (und an mir vorbei):
Die Phasen der erwähnten Begegnung der Zellen und dessen Auswirkung lässt sich kurz wie folgt beschreiben:
20:55 Uhr MESZ: Zwei Zellen auf Kollisionskurs:
21:25 Uhr MESZ: Kollision der beiden Zellen etwa auf Höhe von Beromünster
21:40 Uhr MESZ: Deutlich sichtbare Bresche in der Gewitterlinie von Luzern, welche die Koblenzer- / Urdorferzelle geschlagen und sich dabei gleich selber vernichtet hat:
22:10 Uhr MESZ: Diese Dynamik reisst einerseits im Bereich des Impacts (bei der Bresche) ein Loch (blauer, fast niederschlagsfreie Zone, anfangs des Pfeils) in die gesamte Gewitterlinie UND erzeugt den Effekt, dass das westliche Ende der östlichen Teillinie durch den Impact in eine zyklonale Rotation versetzt wird (s. Pfeil):
22:35 Uhr MESZ: Auf seinem Nordnordostkurs rotiert dieses Teil weiter (s. Pfeil), genau über Urdorf und Zürich, was ich selbst als sintflutartiger Wolkenbruch erlebte und einige hier im Forum bereits eindrücklich schilderten:
Ob dies nun ein klassisches "Bow-Echo" ist, oder nicht (auch wenn es von der Form her darauf schliessen lässt), kann ich in diesem Fall nicht zweifelsfrei beurteilen; hier noch dasselbe Radarbild ohne Pfeil:
Gruss Cyrill