Hier der Link auf Fabienne's Blog-Eintrag, wo alles noch mit Grafiken untermalt ist:Die erste Front steht am Freitagabend genau über der Alpennordseite und trennt sehr energiereiche Subtropenluft ... von gemässigter Atlantikluft. Die zweite Front, welche Polarluft ... nach sich zieht, folgt nur etwa 6 Stunden später. Erst mit ihr erreicht uns auch Höhenkaltluft, was bedeutet, dass die Labilität in allen Phasen ungefähr dieselbe bleibt. Vom Energiepotenzial ist die erste Front wie üblich die gefährlichere, das zeigt der Blick auf die Karte mit dem ausfällbaren Wasser.
Über 40 Liter pro Quadratmeter stehen in der Luftsäule bereit. Wenn sich das auf mehrere Stunden verteilt, ist das schon ordentlich viel. Bei einem dynamischen Kaltfrontdurchgang kann das aber in viel kürzerer Zeit runterkommen. Somit geht die Hauptgefahr am Freitagabend von Sturzfluten aus, die lokal wahrscheinlich wieder grössere Schäden anrichten dürften. Es spielt aber noch ein zweiter Faktor mit, nämlich der Wind...
Der Wind in mittleren Höhen ist nicht aussergewöhnlich stark, doch die Gesamtsituation mit auf Nordwest drehendem Wind riecht stark nach einem heftigen Kaltfront-Joran am Jurasüdfuss. Eilt die Druckwelle der Front voraus, kann dies bedeuten dass die Gewitter in Juranähe und im nördlichen Mittelland gar nicht mal so heftig ausfallen, sondern einfach im Nachgefolge der Front kräftiger Regen begleitet von starkem Wind aufzieht. Bei solchen Lagen zündet es, wo die energiereiche Luft durch den Schub aus Nordwesten in Richtung Alpen gehoben wird. Das beginnt in der Regel bereits dort, wo das Mittelland in die höhere Hügelzone übergeht. Mit Südwestwind von 80-90 km/h in 3000 m Höhe ziehen die dort entstehenden Zellen sehr rasch; dass diese Windstärke böig zum Boden runtergemischt wird, ist zu erwarten. Auch ist die Hagelgefahr aufgrund der starken Scherung nicht zu unterschätzen. Wir haben es also mit einer potenziell sehr gefährlichen Lage zu tun, zumal das tageszeitliche Timing stimmt. Wobei diesmal die Sonneneinstrahlung (möglicherweise am Nachmittag bereits viel hohes Gewölk) gar nicht mal so sehr entscheidend ist: Die Luft vor der Front ist energiereich genug und braucht nicht noch zusätzlichen Treibstoff. Die zweite Kaltfront in der Nacht bringt tagesgangbedingt wahrscheinlich nur vereinzelt in den Dauerregen eingebettete Blitze, die Niederschlagsmengen dürften aber am Alpennordhang beträchtlich sein. Die Schneefallgrenze sinkt zum Samstagmorgen auf etwa 2500 m.
http://www.meteoradar.ch/wetterblog/201 ... spuelgang/
Ergänzend die COSMO-7 Perspektive der Synoptik (Sat/300hPa Z/Wind, 500hPa Z/TT, PrecWat und 700hPa Wind, 850h ThetaE/Wind/TT) ...
... sowie ein paar mesoskalige Felder COSMO-1 (mixed-layer CAPE/Wind sowie ein préviTEMP für LSME "unspoiled" vor Eintreffen erster Modell-outflows/-zellen):
Die hochauflösenden COSMO-1 und AROME überbieten sich derzeit in jedem Lauf aufs Neue mit eindrücklichen Szenarien: präfrontale splittende Superzellen in straight-line Hodographen, dann (oder schon vorher?) die berühmt-berüchtigte Outflow-Welle aus NW, die gebietsweise (MiLa?) unterm CIN durchrauscht und dann andernorts (Alpenrand/höheres MiLa, wie Fabienne bereits angedeutet hat) die nächsten SZ triggert. So richtig explodieren tun die Modelle auf ihrem Weg über den Bodensee hinweg Richtung Allgäu/Bayrisches Alpenvorland ab 18 UTC, wobei die Läufe derzeit dort noch enden. Hier die sexy Variante vom COSMO-1 Lauf heute 09 UTC, sowie der Blumenstrauss vom COSMO-E zur allgemeinen Beruhigung (nicht dass ihr schon Hotelzimmer mit Aussicht auf SW bucht auf der Basis von COSMO-1 ):