Federwolke hat geschrieben: ↑Do 7. Okt 2021, 12:14
Habe am Dienstag meine zweite Moderna-Dosis erhalten und fühle mich seit gestern so krank wie seit fast 20 Jahren nie mehr (damals hatte ich eine echte Influenza).
Ich habe lange überlegt, ob ich mir das antun soll und bin zum Schluss gekommen, dass das Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken bzw. bleibende Beeinträchtigungen davonzutragen mit 50 zu hoch ist.
Ja, ich verbinde natürlich das Influenza-Virus in der Erinnerung immer mit den vorweihnachtlichen Düften von frisch gebackenen Gritibänzen und anderen Guezli-Gebäcken und Leckereien, vor allem, weil sich die anderen daran gütlich taten und ich nicht; ich, der regelmässig als Kind mit einer schweren Grippeinfektion im Bett lag und nur schaurig schmeckenden Tee mit Zwieback bekam, während sich der Kopf so anfühlte, als würde gleich eine etwas überstrapazierte Glühbirne sich an ihre eigene Hitzebelastungsgrenze tasten. Im fortgeschrittenen Alter nennt man diese Symptome Wallungen, bei den Frauen Klimakterium (ACHTUNG: das hat mit der globalen Klimaerwärmung nichts zu tun, wie eine Bekannte von mir einmal ernsthaft glaubte!). Ich hatte während der Grippe hohes Fieber und hätte liebend gerne auf den damals noch als puren Saft verabreichten, ekelhaft stinkenden Lebertran verzichtet (gibts heute offenbar aus gutem Grund in Kapseln). Handkehrum war mir durch die Herbst-, Winter- und regelmässige Frühlingsgrippe jeweils auch vergönnt, endlich in aller Ruhe und Musse meine Asterix-Bücher zu lesen, was sich später im Gymnasium so nachhaltig auswirkte, dass ich in Latein den Notendurchschnitt von 5,9 erzielte und mich generell Geschichte bis heute interessierte. So sehr, dass ich vor rd. 40 Jahren mit dem Auto einmal nach Carnac, in Südwesten der Bretagne, fuhr, um diese Reihen an Menhiren (Hinkelsteinen) mal selbst vor Ort zu bestaunen. So will ich hier mit etwas Ironie und einem etwas schelmischen Hinweis, auch die vorteilhaften Seiten einer grippebedingten Zwangspause in unserer (schon damals) hektischen Welt am Rande erwähnen, u.a. durch die Unterrichtung meines Kinderarztes am Krankenbett über die tiefere Bedeutung von Salvador Dali's Bild mit den sich im Wasser spiegelnden Schwänen. So gewann ich die Sichtweise auf das Verborgene, was zwar in unserer Natur und Umwelt stets präsent, aber nicht für alle erkennbar ist.
Als ich Jahrzehnte später immer noch jedes Jahr zwei Mal mit Grippe und Fieber im Bett lag und ich jedoch unfreiwillig der Arbeit fernbleiben musste, hatte ich mir ernsthaft überlegt mich gegen Grippe impfen zu lassen. 2005 traf ich zufällig einen äusserst sympathischen, älteren Mann, der sich als Imker zu erkennen gab. Während er mir spannende Details aus seiner Tätigkeit mit grösster Leidenschaft erzählte, war ich so gefangen von seiner Vorstellung, wonach einheimischer Honig, der am Ort des Lebensmittelpunktes von fleissigen Bienen produziert werde, die Gesamtheit aller Ingredienzen enthalten sollen, die u.a. auch gegen alle Formen der Grippe wirken. Einzige Bedingung: Nur Honig innerhalb des Kreises von 20 km des Lebensmittelpunktes soll es sein. Ich begann 2005 mit der einmal im Jahr Ende August, anfangs September anstehenden Honig-Kur, so wie es mir der Imker empfohlen hatte, in der Vorstellung
"wie oben, so unten (aussen wie innen)", wie die Schwäne von Dali und jener, worüber ich flüchtig schon gelesen hatte, wonach die eigentliche "Apotheke" in unseren Wiesen und Wäldern in der Natur verborgen liege.
Im November 2004, nach einem Flug von Zürich nach Perth (Australien), war ich so krank, dass ich dort notfalls ins Spital musste (Virenübertragung im Flugzeug durch die Klimaanlage). Von 2005 und der Honig-Kur an, war ich bis im November 2021 (Corona-Impfung) nie mehr an einem grippalen Infekt erkrankt, oder hatte Symptome. Der Honig wirkte zu 100%!
Meine Skepsis der Corona-Impfung gegenüber war nicht, weil ich z.B. die Existenz des Virus verneint hätte, oder ein Leugner der pandemischen Ausbreitung wäre, sondern weil ich befürchtete a.) dass der Impfstoff mein durch den Honig über 16 Jahre hinweg aufgebautes Immunsystem aushebeln könnte und b.) wusste ich schon Jahre zuvor, dass die Grippeimpfung nur beschränkt wirkt (was der "Beobachter" im Okt. 2020 u.a. auch publizierte).
https://www.beobachter.ch/gesundheit/me ... beschrankt
Zu einer Generation gehörend, die in den 80er-Jahren unter dem Slogan
"Zurück zur Natur" aufgewachsen ist, war mir die perfekt funktionierende Honig-Kur ein Beweis dafür, wonach die Auskopplung des Menschen aus seiner Umwelt eine zerstörerische Entfremdung zur Folge hat, also das Gegenteil, eine spür- und messbare Zunahme an Lebensqualität darstellt.
"Zurück zur Natur, aber keiner zu Fuss...." war damals das geflügelte Wort, wenn man die erst in den Anfängen sich befindliche "grüne Bewegung" (die heute regierungsfähige Parteien stellt) etwas abschätzig belächelte, denn die Rollkragenpullover tragenden, bärtigen Studenten aus der alternativen Szene, konnten trotzdem nicht auf ihren "Döschwo" (Citroen 2CV, "die Ente") verzichten, wonach man ihnen Inkonsequenz unterstellte.
Was mich unter anderem in dieser Pandemie am meisten ärgerte, war diese Schwarzweiss-Malerei, von Covid-Leugnern und Impfgegnern versus vernünftigen, solidarischen Bürgern, die jede Massnahme des Bundesrates kritiklos akzeptieren und mit Gratisbratwurst abgespeist werden. Diese, vielleicht auch kleine, Gruppe von Menschen, die in keine der genannten Schemen zu passen scheinen, zu welcher ich mich zähle, wurde, vor allem in der Impfkampagne letztes Jahr nicht abgeholt. Mehr Transparenz in der Information (wie ich bereits in Posts in der Vergangenheit schrieb) und vertrauensbildende Aufklärung hatte gefehlt. Die Medien wurden in meinem Leben plötzlich omnipräsent, weil ich nur via TV wirklich aktuelle und gültige Informationen zu den Regeln erhielt. Die Impfkampagne, obwohl ich nie ein Gegner war, empfand ich als brachial. In diesem Fokus, wie ich ihn oben beschrieb, empfand ich die Empfehlung als indirekten Zwang, quasi mein Glaubensbekenntnis, welches sich bewährte, gegen ein neues einzutauschen, als hiesse es "Zurück zur Chemie".
Dass dies ein inneres Zögern auslöst, so als müsste man konvertieren und von einer Religion in die andere wechseln, wurde nie befriedigend diskutiert, auch wenn sich Ethikräte mit den verschiedenen Aspekten befassten, durch welche man sich zu einer Entscheidung durchringen musste.
Aus dem selben Grund, wie es scheint, wie "Federwolke", war mir einerseits das Risiko schwer zu erkranken zu hoch, aber auch jenes, danach mein Leben lang an "Long-Covid" zu leiden, an einer durch das Virus ausgelöste neue und noch weitgehend unerforschte Krankheit, als Folge der Infektion. Natürlich hatte ich Bedenken, liess mich aber mit Moderna impfen. Schon nach der ersten Impfung traten unmittelbar danach heftige Reaktionen auf, u.a. konnte ich durch Versagen der Muskulatur zwei Tage lang kaum mehr aufstehen. Der ärztliche Befund ist eindeutig, auch mit dem Anschwellen der Lymphbahnen, -knoten, dem eigenartigen Ziehen abwärts der Taille, den häufigen Wadenkrämpfen, Erschöpfungszuständen usw. Über 38° Grad Fieber, Grippesymptome, einen heissen Kopf, wie damals in meiner Kindheit.
"Sie müssen froh sein.." hiess es dann von ärztlicher Seite
"dass Sie jetzt so vergleichsweise milde Symptome haben. Wären Sie nicht geimpft, lägen Sie jetzt bei einer Infektion auf der Intensivstation und müssten beatmet werden, oder wären an Covid gestorben." Hört sich schon dramatisch an...
Jedenfalls glaube ich (Stand heute), dass sich das Schweizer Fernsehen nicht so ein Schabernack erlauben würde, insbesondere um die Long-Covid Diskussion uns Bürgern Sand in die Augen zu streuen, selbst wenn Kritik immer in gewissen Masse angebracht ist. Aber die heutige Club-Sendung, in welcher eindrückliche Berichte von Long-Covid-Patienten gezeigt wurden, hat mir schon gezeigt, dass ich mit der Impfung sicher die intelligentere Entscheidung gefällt habe, als beharrlich auf meiner Honig-Kur zu bleiben, in der eventuell irrigen Meinung, dadurch auch gegen die aggressiveren Viren einen Schutz zu haben.
https://www.srf.ch/play/tv/club/video/l ... 03770c72ef
Was ich dennoch vermisse, ist eine öffentliche Diskussion über die Impf-Nebenwirkungen, die wie Long-Covid sind, mit ähnlichen, wenn auch milderen Symptomen.