Ich hab ja in den letzten Monaten schon einiges an Leerläufen, Bürokratie und Beamtenbüffelei über mich ergehen lassen müssen, aber heut hat es mir endgültig den Nuggi rausgespickt!
Als Nicht-EU/EWR-Bürger ist mein Schweizer Führerschein nur bis 6 Monate nach hiesiger Wohnsitznahme gültig. Damit ich auch in Zukunft die Berechtigung habe, hier ein Auto zu fahren (was zwar selten genug vorkommt), muss ich nun einen österreichischen Führerschein beantragen. Dazu muss ich persönlich beim Verkehrsamt vorsprechen (auf einem per Post eingeschickten Formular könnten ja Passkopien, CH-Führerscheinkopien und -Original, Passfoto und Unterschrift gefälscht sein), das sich auf der anderen Seite der Stadt befindet. Natürlich sind die Öffnungszeiten extrem bürgerfreundlich wie auf allen Ämtern (8.30 -12.00 Uhr), und man verplempert gut und gerne einen halben Tag, bis man das Prozedere durchlaufen hat. Dafür darf ich dann auch noch 55 Euro brennen - dachte ich zunächst. Mein Antrag wurde abgeschmettert: zuerst muss noch ein ärztliches Gutachten her, das meine Fahrtauglichkeit bestätigt. Kosten: weitere 29 Euro und ein weiterer halber freier Tag futsch (die Wartezeiten bei Arztbesuchen hier sind eine Zumutung, weil die Ärzte mehr Zeit brauchen, den Abrechnungs- und Kostenbewilligungskrempel zu bewältigen, als die Leute zu behandeln, aber das ist ein anderes Thema). Zu allem hinzu wird dann mein Schweizer Führerschein eingezogen - will ich irgendwann mal wieder in die Schweiz zurück, muss ich das Ganze wieder rückgängig machen. Gehts eigentlich noch?
Solche Schikanen muss nur durchlaufen, wer keinen EWR- oder EU-Führerschein besitzt: diese sind nämlich unbeschränkt gültig und müssen nicht umgeschrieben werden. Nun frage ich mich: Was hat die EU bzw. der EWR mit der Führerscheintauglichkeit seiner Bürger zu tun? Hat ein Grieche, Ire oder Lette etwa die bessere Anpassungsfähigkeit an die österreichischen Verkehrsregeln als ein Schweizer? Sind EU-Bürger automatisch gesund, während bei einem Schweizer zuerst die Fahrtauglichkeit ärztlich überprüft werden muss?
Schweizer müssen das gleiche Prozedere durchlaufen wie Bürger aus Andorra, Guernsey, Insel Man, Japan, Jersey, Kroatien, Monaco, San Marino, Australien, Israel, Kanada, Südafrika, Südkorea, USA. Es ist nicht die erste Schikane, die einem als Ausländer trotz bilateralem Freizügigkeitsabkommen den Eindruck gibt, hier nicht willkommen zu sein. Die nationalistisch durchsetzte Regierung hat in den letzten Jahren alles daran gesetzt, die Einwanderung drastisch zu reduzieren. Die Stimmung ist extrem aggressiv, das spüre ich schon alleine wegen meines Namens, dessen Herkunft die wenigsten zuordnen können. So wird man immer erst mal extrem schnoddrig oder arrogant behandelt - beschämtes Lächeln, wenn in perfektem Deutsch geantwortet und der Schweizer Pass gezückt wird. Nein, hier werde ich bestimmt nicht alt!
