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Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer, einzelne Gewitter
Verfasst: Mi 17. Jun 2020, 18:15
von manic
Das Seeland hat die Front heute Morgen zu früh losgeschickt

so konnten sich nur vereinzelt Gewitter bilden.
Wettermodell (COSMO-DE) 2,2 km 15z
Der Wind war gegenüber den meisten Modellen ebenfalls 2Std zu früh und nicht so stark, vor allem in Böen.
Windmessung nach Meteotest/Steckborn 15Kt - 28Kt in Böen. Die Prognose dagegen, war bei Meteotest wesentlich schwächer.

Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer, einzelne Gewitter
Verfasst: Mi 17. Jun 2020, 19:18
von Federwolke
Zu Modellen und automatischen Prognosen vielleicht noch etwas Meteorologenhirn dazu?
Max Böen Hitliste (Flachland, bis 19:00 MESZ):
Schaffhausen 57.6 (auf dem Galgenbuck-Turm)
Salen-Reutenen 55.4
Steckborn 53.3
ZH-Affoltern 52.2
Güttingen 49.3
Auf dem See also "bis zu 60 km/h" plausibel. Und nix Gewitter in der Schweiz, kein einziger Blitz. Musste darum auch gar nicht in die Prognose rein, sagte das Meteorologenhirn.
Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer, einzelne Gewitter
Verfasst: Mi 17. Jun 2020, 20:38
von manic
Danke Meteobrain!
Aber Windsurfen heute, auch ohne Blitze, war definitiv angenehmer!

Re: Mi 17.06.2020 nachmittags Gewitterfront, starker Westwind
Verfasst: Do 18. Jun 2020, 12:14
von Severestorms
Zur Sturzflut in Gunten (BE) ein paar Gedanken:
Ich finde das einen interessanten Fall, da die Flut am Älebächli (Nr. 3 in der untenstehenden Grafik) nicht nur unerwartet kam (was bei vielen Sturzfluten der Fall ist), sondern auch noch mehr als 24 Stunden nach dem Ereignis ziemlich unerklärlich bleibt. Schliesslich gab es weder eine einzelne ortsfeste Niederschlagszelle, noch bewegen sich die per Radar berechneten und aufsummierten Niederschlagssummen im eindeutig kritischen Bereich.
Meine Meinung: Vermutlich gab es lokal grössere Regensummen als per Radar gemessen/berechnet im Bereich Aeschlen ob Gunten (hellblauer Punkt in der Grafik). Bezüglich der Bodensättigung darf nicht vergessen werden, dass es im genannten Gebiet von 1.00 Uhr bis 4.40 Uhr stets leicht bis mässig (vermutlich eben auch da schon mehr) geregnet hat. Ab 4.40 Uhr kam der Starkregen, um 5.30 Uhr die Sturzflut. In diesem Zusammenhang ist es aber auch interessant, dass es bei den beiden nahegelegenen Bächen Guntenbach (im Osten, Nr. 2 in der Grafik) und Örtlibach (im Westen, Nr. 1 in der Grafik) keine oder kaum Probleme gab, obwohl es dort viel mehr Zuflüsse gibt. Das meiste Wasser vom Berg oberhalb Aeschlen dürfte vermutlich in diese beiden Bäche resp. deren Schluchten geflossen sein. Da es gemäss bisherigen Informationen in Aeschlen selbst noch keine Probleme gab (hier fliesst das Älebächli zum Teil noch unter dem Dorf durch), dürfte aber etwas anderes ursächlich für die Flut gewesen sein. Wie in den sozialen Medien auch schon andere vermutet haben, könnte es eine temporäre Verklausung/Stauung irgendwo in der kleinen Schlucht nördlich der Klinik Schönberg (gelber Punkt in der Grafik) gegeben haben, welche sich dann plötzlich löste. Interessant zu wissen wäre sicherlich die Dauer der Sturzflut unten am See und ob es mit einer plötzlichen Flutwelle kam oder einfach schnell aber stetig stieg.

Quelle: Google 3D Maps
Gruss Chris
Re: Mi 17.06.2020 nachmittags Gewitterfront, starker Westwind
Verfasst: Do 18. Jun 2020, 13:03
von Microwave
Severestorms hat geschrieben: ↑Do 18. Jun 2020, 12:14Schliesslich gab es weder eine einzelne ortsfeste Niederschlagszelle, noch bewegen sich die per Radar berechneten und aufsummierten Niederschlagssummen im eindeutig kritischen Bereich.
This.
Wo ich von den 6 mm gelesen habe und die Twittergrafik gesehen, habe ich erst mal so gedacht "wtf das geht doch gar nicht", dann das 3D Archiv angeschaut und noch mehr gewundert.
Und ganz am Anfang habe ich erst gedacht die machen einen Schreibfehler mit bis zu 6 mm

.
Off Topic
P.S. Danke euch wirklich für eure zeitaufwändigen hochqualitativen Analysen immer! Saubere Statistik und seriöse Forschung!
Gespannte Grüsse - Microwave
Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer
Verfasst: Fr 19. Jun 2020, 13:46
von Thomas Jordi (ZH)
In zahlreichen Kommentaren war gestern von "Schreibfehler" die Rede, wegen diesen 6 mm. Irgendwie scheint niemand mehr nachzudenken. 6 mm/h, das ist starker Regen. Wer rekordgeil ist, darf auch von 6'000'000 Nanometern Niederschlag reden, vielleicht ist das Bedürfnis dann gestillt. Bitte bedenkt, dass wenn es einen Tag lang mit 6 mm/h regnet, die Gefahrenstufe 5 der MeteoSchweiz pulverisiert würde. Dafür reichen nämlich 5 mm/h nen Tag lang.
Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer
Verfasst: Fr 19. Jun 2020, 15:56
von Philippe Zimmerwald
@Thomas Jordi: Ich kann die Verwunderung über die 6mm/h auch nachdenkend

gut nachvollziehen. Es ist glaub allen Sturmforum(ind)ianern klar, dass 6mm/h und die Schadensbilder nicht zusammenpassen. Das Einzugsgebiet ist vom Älebächli ist nur ca. 0.6km2 gross. Damit das gesamte Einzugsgebiet abflusswirksam wird (bei gesättigtem Boden) dürften nur rund 30 bis maximal 60 Minuten vergehen. Die Stundenrate sind hier entscheidend ob der Bach eskaliert oder nicht. Die 6mm/h sind für grössere Einzugsgebiete interessant (mindestens Sense, Gürbe, Emme bis Aare, Limmat, Rhein), wo die Laufzeiten 3 bis 12 Stunden betragen, aber nicht für so ein Bächli. Jedes Gewitter hat dem Älebächli schon grössere Intensitäten gebracht und es ist nie derart eskaliert. Ich gehe deshalb von einer Stundensumme von mindestens 30mm/h aus....also ein Mehrfaches von den gennanten 6mm/h. Die Eskalation ist primär durch Verklausung entstanden (=Pech), aber vom Einzugsgebiet weiter oben wird von ungekannten Wassermassen berichtet, was darauf schliessen lässt, dass es sich nicht nur um Pech handelt sondern um ein gröberes, seltenes Niederschlagsereignis.
Grüsse
Philippe
Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer
Verfasst: Fr 19. Jun 2020, 16:38
von Willi
Gemäss Radar gab es 2 Niederschlagszentren, zuerst bei Thun und dann anschliessend, in den frühen Morgenstunden, bei Gunten.
Anbei die nachgerechnete 3-Stunden Niederschlagssummenkarte (0330-0630h). Die Regensumme im fraglichen Einzugsgebiet war demnach über 20 mm. Im Vergleich mit Thun gab es in diesem Gebiet doch deutlich mehr Niederschlag.
Aufgrund des Radars scheinen 30 mm in einer Stunde eher unwahrscheinlich. Aber eine (für den Radar unsichtbare) Niederschlagsverstärkung in Bodennähe wäre möglich. Das Radarzentrum bewegte sich langsam nordwärts. Durch einen Staueffekt bei südlicher Anströmung könnte, zusammen mit dem Seeder-Feeder Effekt, mehr Niederschlag produziert worden sein als der Radar erfassen konnte.
Quelle: meteoradar.ch/regenkarten

Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer
Verfasst: Fr 19. Jun 2020, 17:16
von Kaiko (Döttingen)
Hoi zäme
Niederschlagsverstärkung in Bodennähe konnten die Radare gar nicht registrieren.
Für den Radarstrahl vom La Dole stehen die Berner Alpen bis 2'000m.ü.M. im Sichtfeld
und für den Albisradar waren die Emmentaler Alpen bis 1'700m.ü.M im Wege.
Das heisst unterhalb 1'700m.ü.M. war der Radar blind.
Gruss Kaiko
Re: 17.06.2020: Verbreitet Schauer
Verfasst: Fr 19. Jun 2020, 17:58
von Philippe Zimmerwald
@Willi und Kaiko: danke für die Inputs.
Wolkenbasis lag gemäss MCH Webcam Sigriswil zeitweise bei 700m. Was bringen 1000 Höhenmeter Seeder-Feeder bei rund 10 Grad (in der Wolke)? Habe keine Ahnung über den möglichen Beitrag von diesem Effekt über 1000 Höhenmeter der untersten und somit wasserträchtigsten Wolkenschicht: viel oder marginal?