Hallo Adrian
"mehrmals gefroren und wieder aufgetaut"
Erlaube mir, eine kleine, aber wichtige Korrektur anzubringen: Nicht AUFgetaut, sondern ANgetaut, falls überhaupt. Sonst könnte ja das Hagelkorn gar nicht wachsen
Die Geschichte eines Hagelkorns kann sehr gut an seinen Ringen abgelesen werden: Jeder Ring bedeutet einen Aufenthalt in der sehr kalten Gipfelregion der Wolke, wo Schneekristalle anfrieren (weisse Schichten) oder in den mittleren Höhen der Wolke, wo unterkühlte Wassertropfen anfrieren (dunklere, bzw. durchsichtige Schichten). Je nach Dicke dieser Schichten kann auch interpretiert werden, ob sich das Hagelkorn lange oder nur kurz in der entsprechenden Höhe aufgehalten hat. Bei grossen Hagelsteinen ist die äusserste Schicht in der Regel durchsichtig und sehr dick, was darauf zurückzuführen ist, dass das bereits recht grosse Hagelkorn zu schwer war, um noch mal in grosse Höhen geblasen zu werden. Es wurde vom Aufwind nur noch in mittleren Höhen in der Schwebe gehalten, bis es durch weiteres Anfrieren von Wassertropfen zu schwer wurde, oder bis der Aufwind nachgelassen hat. Leider fehlt diese äusserste Schicht häufig, da diese ja auf dem Weg zur Erde, bzw. am Boden als erste wieder abtaut.
An diesem Hagelkorn, das Giovanni aus Kriens vor einem Jahr (08.05.2003) aufgenommen hat, lässt sich das oben beschriebene sehr gut nachvollziehen:
Auftauen tut das Hagelkorn erst, wenn es auf dem Weg zur Erde in tiefere und somit wärmere Luftschichten kommt. Das sind dann die Riesentropfen, die nur von mittelgrossen Hagelkörnern stammen können.
An Alfred: Frag nicht mich, ich hab die in Zürich ja nicht gesehen. Aber hier in Bern gab es auch einen solchen Schauer. Leider konnte ich nicht nach draussen gehen und die Körner untersuchen, aber anhand des Lärms auf dem Glasdach vermute ich, dass es sich um (eher weichen) Graupel gehandelt hat. Hagel (also massive Eiskörner) macht einen viel brutaleren Lärm

Nö, im Ernst: Die Luftmasse von heute hat keine Konvektion zustande gebracht, wie dies in sommerlichen Gewittern der Fall ist. Nur solche können massiven Hagel erzeugen (Wolkenhöhe, Lebensdauer der Zelle --> stundenlanger, kräftiger Aufwind und somit mehrfache Zirkulation des Hagelkorns). Die polare Luftmasse erzeugt eher Schauer vom Typ "Wintergewitter": kurzlebig, Wolken erreichen nicht die Höhen wie in subtropischen Luftmassen, Aufwind ist aufgrund der mangelnden Hitze schwächer.
Gruss