Hier ein weiterer, aktueller Artikel aus dem St. Galler Tagblatt vom 7.6.07 über den Thurgauer Hagelverband:
Kampf gegen den Hagel
Seit 1952 besteht der Hagelabwehrverband Thurgau. 1998 wurde beantragt, diesen Verband aufzulösen. Die Raketen-Schützen in der Gemeinde Egnach mit Landwirt Emil Müller an der Spitze konnten diesen Entscheid kippen, da sie bereits damals schon koordiniert den Hagel bekämpften und Erfolge vorweisen konnten. Emil Müller nahm das «Heft in die Hand». Er startete 1999 eine Versuchsphase. Mit Elan machte er sich an die Sache. Kein Aufwand war ihm zu gross, um endlich beweisen zu können, dass die Raketen den Hagel wirklich abwehren.
Der Verband wurde professionell organisiert und in Zusammenarbeit mit Skyguide ein Hagelabwehr-Gebiet festgelegt. Zudem fand Müller in Willi Schmid, Diplomphysiker an der ETH und Inhaber von MeteoRadar GmbH in Stallikon, einen idealen Partner, der ihm die Radarbilder liefert.
Zum Beitritt motivieren
Heute gehören dem Verband 27 Thurgauer und 11 St. Galler Gemeinden an, darunter auch Andwil, Waldkirch und Gossau. Im Gebiet zwischen Tägerwilen und Abtwil sowie zwischen Bussnang und St.-Gallisch-Berg sind 200 Hagelabwehrraketen-Schützen tätig, pro 200 Hektaren ein Schütze.
Allerdings fehlt dem Verband die Unterstützung von elf weiteren Gemeinden, zum Leidwesen der Verantwortlichen. Am Rande des Hagelabwehr-Gebietes, zwischen Braunau und Märstetten, sind einige Gemeinden noch nicht Mitglied des Hagelabwehrverbandes. Das Loch im Zentrum des Hagelabwehr-Gebietes ärgert die Verantwortlichen am meisten. Denn die Gemeinden Amriswil, Hefenhofen, Dozwil und Sommeri haben sich ebenfalls noch nicht zu einer Mitgliedschaft entschlossen. Diese Gemeinden profitieren von der Hagelabwehr, schaden aber den Nachbargemeinden, da auf ihrem Gemeindegebiet nicht geschossen wird.
Diese Gebiete ebenfalls abzudecken ist nun eine der Aufgaben, denen sich Hagelabwehrverband annehmen muss. Deshalb wurde die Homepage
www.hagelabwehr-ostschweiz.ch aufgebaut, um die Öffentlichkeit und die Behörden über die Aktivitäten des Hagelabwehrverbands Thurgau zu informieren. Zugleich soll die Faszination und das Verständnis für die Entstehung und die Bekämpfung von gefährlichen Gewitterlagen geweckt werden.
Minimale Bodenbelastung
Die Versuche, die der Verband in den vergangenen Jahren durchgeführt hat, sind in ihrer Art in der Schweiz einzigartig. In einem dichten Netz stehen die Raketen-Schützen bereit, um auf Befehl via SMS aus der Alarmzentrale Abwehrraketen in den Aufwind des nahenden Gewitters zu schiessen. Ein Pulver, das die Raketen ausstreuen, soll die Entstehung von Hagelkörnern in der Wolke unterbinden. Die Raketen wurden auch auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft. Der Thurgauer Kantonschemiker schreibt dazu: «Bei 700 Raketen pro Jahr mit je 7,5 g Silber und 7,5 g Jod auf etwa 700 Quadratkilometern entspricht dies einer Bodenbelastung von 0,0058 mg/m2. Bei einer Regenmenge der geimpften Gewitter von etwa 200 l/m2 ergibt dies eine Belastung von 0,000029 mg/l, 3500-mal weniger als der zugelassene Grenzwert für Trinkwasser.»
Schützen arbeiten ehrenamtlich
Der Verband hatte in den vergangenen vier Jahren ein Budget von jeweils 150 000 Franken pro Jahr. Darin sind der Kauf und Transport der Raketen (128 Franken pro Stück), die Ausgaben für die Meteo-Bilder, die Ausbildung der Schützen sowie der Beitrag an die Alarmierer eingerechnet. Die Schützen arbeiten ehrenamtlich. Die Kosten werden von Mitgliedergemeinden und von Sponsoren berappt. Die Gemeinden haben pro Jahr 4.50 Franken pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche zu bezahlen. Damit der Verband weiterhin bestehen kann, ist er auf Beiträge angewiesen. Präsident Arthur Angehrn sowie Projektleiter Emil Müller hoffen, dass ihre Arbeit bei den Gemeinden auch künftig Unterstützung findet und somit weitergeführt werden kann.
Link zur Homepage des Hagelverbandes:
http://www.hagelabwehr-ostschweiz.ch
Auf der Homepage wird ein Erfolg der Raketen anhand des Gewitters vom
11.9.06 beschrieben. Ich bleibe skeptisch. Es ist doch normal, dass sich Gewitter zwischenzeitlich abschwächen können und an neuen Stellen neu anbauen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das aufgrund der Raketen so stark beeinflusst wurde. Und dann kommt wie immer die Frage der auf was wäre passiert, wenn man nicht geschossen hätte.
mfg