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Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 12:05
von Amboss
@Heiziger

Ja, das sind in der Tat fette Teile. Einer dieser Oelkondensatoren wiegt 250kg und hat eine Kapazität von 1uF. Davon sind dann 20 parallel geschaltet. Bei der maximalen Entladung knallts gewaltig. Und wenn ein Prüfling versagt und explodiert, ist das ohne weiteres mit der Explosion einer Handgranate zu vergleichen :T Dementsprechend sind die Sicherheitsvorrichtungen ;-)

@Mickey

In der Tat, ein Blitz hat allermeistens wesentlich weniger Energie. Bei unseren 100kV mit 200kA handelt es sich um die absolute Extremsituation. Es geht darum, die Grenzen auszuloten. Die meisten Versuche werden mit viel kleineren Strömen uns Spannungen durchgeführt.

Deine Theorie ist sehr interessant. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Es gibt ja auch Gehörschoner, welche einen Gegenschall erzeugen und so den Lärm ausschalten.
Du denkst also, dass es durchaus ein "normaler" Naheinschlag gewesen sein könnte. Der Schall wurde allerdings durch die Umgebung zurückgeworfen und hat sich weitgehend selbst gekillt? Das wäre ein sehr seltenes und genau so spannendes Phänomen!

Jedenfalls bin ich demfall doch noch nicht ganz gaga :-D

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 13:07
von nordspot
Hi zusammen!
Glaub auch daß Mickey's Erklärung den Nagel auf den Kopf trifft. Im Automobilbau nützt Man ja zwischenzeitlich auch dies an, um mittels Akustikprozessor und Lautsprecher störende Geräusche auszulöschen. Bei Amboss hat das natürliche Umfeld wohl zufällig grad gestimmt für eine löschende Schallreflection. Daß es ein "verendeter" Leitblitz war ist wohl eher unwarscheinlich, oder was meinen die Anderen? Habe vor Kurzem eine Interessante Homepage gefunden von einem Stormchaser in den USA, WVlightning, mit vielen Fotos, Videoclips und Erklärungen zu Blitzphänomenen, Hier Link zu Leitblitzartikel:

http//:wvlightning.com/tower.shtml
(Edit: dieser Link funktioniert trotz mehrmaliger Korrektur einfach nicht, am besten den weiter unten
aufgeführten link öffnen, zurück zur "home" Hauptseite, und "Lightning&towers,skyscrapers&tall structures" anklicken)


..und hier noch link zu Videoclip vom mehreren Einschlägen in TV sendemast, incl Slo-Mo,
unheimlich detailierte Aufnahmen :O (auf dieser Seite den video-link anklicken am Anfang, und weiter unten auf der Seite ist noch ein videoclip zum "verendeten Leitblitz)

http://wvlightning.com/july42006.shtml

Grüße, Ralph
- Editiert von nordspot am 22.06.2007, 13:40 -
- Editiert von nordspot am 22.06.2007, 13:52 -

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 13:15
von fish
Original von Amboss

Du denkst also, dass es durchaus ein "normaler" Naheinschlag gewesen sein könnte. Der Schall wurde allerdings durch die Umgebung zurückgeworfen und hat sich weitgehend selbst gekillt? Das wäre ein sehr seltenes und genau so spannendes Phänomen!

Ich will dich nicht enttäuschen, aber das kann so nicht ganz stimmen.

Wenn der Schall durch einen Gegenschal „aufgelöst“ wird, muss der Schall von einem anderen Ort als vom Blitz stammen. Warum das?
Der Schall bewegt sich vom Entstehungsort weg,, kommt bei dir vorbei (du hörst den Knall --> 1), wird reflektiert(2), kommt wieder bei dir vorbei (hörst es „nachgrummeln“ --> 3).

Bild

Ein „Hauptgeräusch“ kann sich also mathematisch schon mal nicht durch die eigene Reflexion auflösen. Ausserdem muss der Lärm die gleiche Frequenz haben damit sich die Schallwellen gegenseitig auflösen.

Es könnte also sein dass du in der Mitte von 2 Blitzen warst die genau dasselbe Geräusch produziert haben ;-)

[edit]Spass mit sonderzeichen :-/[/edit]
- Editiert von fish am 22.06.2007, 13:23 -

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 15:39
von Mickey, Berneck, 430
@Fish: So einfach wie Du das darstellst ist das meiner Meinung nach nicht. Mit Deiner Zeichnung hast Du allerdings recht. Aber: wenn z.B. jemand in einem Raum drin sitzt, da wird er in den allermeisten Fällen nicht direkt beschallt... Beispielsweise muss der Schall einen Umweg durch eine Mauer machen und ein anderer Weg über eine Fensterscheibe könnte zwar länger sein, aber schneller übertragen werden, je nach dem halt...

Allerdings will und kann ich meine Theorie nicht allzustark verteidigen, da es viel mehr eine Theorie ist als Wissen.

Bei der Sache muss evtl. auch noch berücksichtigt werden, dass sich die Schallwellen um einen Blitz nicht unbedingt homogen ausbreiten müssen, keine Ahnung, wie die erhitzte Luft sich ausbreitet...

Aber interessant wäre das Thema allemal. Von den Experimenten in der Automobilindustrie habe ich auch schon gehört. Ich hatte bei meinem HTL-Abschluss vor 13 Jahren 2 Kollegen, die eine Diplomarbeit zu dem Thema geschrieben haben... Mittels DSP (Digital Signal Processor) haben sie genau diese Signalauslöschung theoretisch gelöst, soviel ich weiss.

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 22:32
von Amboss
@all

Hmm, ja ok. Das mit der gegenseitigen Aufhebung ist wirklich sehr interessant. Doch ergibt sich da nicht das folgende Problem:
Müssten nicht beide Blitze die selbe Schallfrequenz über die gesamte Blitzlänge haben, um sich aufzuheben. Dazu müsste ich genau in jener Zone sein, in welcher die beiden Schallfronten zusammentreffen?! Wenn das so wäre, hätte ich wohl den Lottosechser gehabt ;-)

Ah ja, by the way:
Wir hatten heute zwölf Studenten der ETH Zürich im Labor. Wir mussten innen einen "sichtbaren Blitz demonstrieren. Dazu haben wir 380kV, 13kA über eine Luftstrecke von einem Meter gezündet. Meine Fresse, das gab einen unheimlichen Knall welcher in der Bauchgegend einen Schlag verspüren liess!!! :-D
Die Jungs (und eine Dame) sind ganz ordentlich erschrocken :-D
Ok ok, als wir das ganze geprobt haben, bin ich das erste mal auch erschrocken ;-) kein Wunder bei diesen Werten!

Grüsse an euch alle

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Sa 23. Jun 2007, 10:02
von Bernhard Oker
Hier noch ein ganz naher Einschlag in einen Baum (verfällt wahrscheinlich):
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/le ... handy.html

Gruss
Bernhard

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Sa 23. Jun 2007, 13:06
von fish
Original von Amboss
Doch ergibt sich da nicht das folgende Problem:
Müssten nicht beide Blitze die selbe Schallfrequenz über die gesamte Blitzlänge haben, um sich aufzuheben. Dazu müsste ich genau in jener Zone sein, in welcher die beiden Schallfronten zusammentreffen?!

Doch...
Darum wollte ich mit meine Post auch sagen vergiss die Sache mit dem Gegenschall.
Wir leben in der Praxis und nicht in der Theorie ;-)

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Sa 23. Jun 2007, 15:35
von Amboss
@Bernhard
Woow, das ist eine geniale Aufnahme!!! Derjenige wird wohl einen Moment lang ein Pfeiffen auf den Ohren gehabt haben :-D
Habe selbst schon einen Naheinschlag (<40m) erlebt. Danach war für einen kurzen Moment alles ein wenig durcheinander bei mir ;-)
Aber besten Dank für Deinen Post. Suche immer solche Aufnahmen.


@fish
Ja, habs auch wieder beiseite geschoben. Ich denke, dass sich der Schall wirklich aufheben kann, aber nur in einzelnen, kleinen Teilstücken des Blitzes, so dass wir davon nichts merken.
Tja, nun wären wir wieder am Anfang der Diskussion... :(

Wünsche allen ein schönes Weekend!

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Mo 25. Jun 2007, 03:24
von Severestorms
Vor einem Jahr waren wir während eines starken Gewitters in Delémont nahe einer Bahnlinie stationiert. Währenddem ich filmte, blitzte es zweimal (das erste Mal ist der Blitzkanal noch zu sehen) und beidemale konnte man praktisch zeitgleich eine Art Knacken oder Zischen hören. Zumindest beim ersten (sichtbaren) Blitz kam dann ein paar Sekunden später auch der obligate Donner. Beim zweiten Blitz bin ich mir nicht sicher, ob da was kam. Könnte da die nahe Bahnleitung eine Rolle gespielt haben (evtl. kurzzeitige Überspannung im Leitungsnetz der SBB)?

Siehe Sekunde 38 und 49:

http://swiss2.whosting.ch/vertex/chasin ... clip01.wmv

Gruss Chrigi

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Mi 16. Jul 2008, 18:13
von Cyrill
Original von Amboss (Buchs AG)

Mir brennt schon seit langem eine Frage unter den Fingern welche mich schon seit Jahren beschäftigt. Und zwar gehts um das Thema "Naheinschläge".
./.
Nun zum Gewitter letzter Nacht. ...es .... passierte folgendes:
Grelles aufleuchten (man hätte lesen können), im selben Moment begann dieses knackende Geräusch UND DANN PASSIERTE NICHTS MEHR!!! kein Knall, kein Donner, kein Rumpeln gar nichts.
./.
Hat jemand von euch etwas ähnliches beobachtet? Würde mich brennend interesserieren!

Gruss an euch alle

Denis
Hoi Denis
Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass ich jetzt alle verwaisten Threads wieder zum Leben erwecke. Aber beim Stöbern im Forum und beim Recherchieren für ein kleines Projekt bin ich auf Deine Frage von letztem Jahr gestossen, die ich äusserst interessant finde.

Vorallem beim Chasen, wo die Aufmerksamkeit auf Blitz und Donner gerichtet ist, fiel mir ein paar Mal dieses Phänomen auch auf. Es ist meiner Meinung nach kein Hirngespinst, kann mir dieses aber auch nicht erklären. Meine Chasingassistentin hat mich natürlich gefragt, was das soeben war und ich antwortete (aus Erklärungsnotstand): "Naja, der (Blitz) hat sich's vielleicht anders überlegt... Auch ein Blitz braucht mal ein wenig Abwechslung." ;-)

Beim folgenden Outtake von einem Stormchasing-Video sind zwei brutal laute Donner von zwei positiven Blitzen enthalten:
http://www.myvideo.ch/watch/4412655
Beim zweiten Blitz (Timecode 0:47) tritt fast unmittelbar danach eine Art "zögerliches" Donnergeräusch auf - während ca. 3-4 Sek. -, welches sich wie Knacken, Holzhacken oder so ähnlich anhört und unterbrochen ist, bis dann der Megadonner kommt (die Kamera war 2 m vom Fenster weg im Innenraum!). Dies fand im dichten Siedlungsgebiet statt und es waren zwei von den drei letzten Einschläge eines langanhaltenden Gewitters in diesem Gebiet.
Ganz selten erlebte ich es wie Du. Entweder fehlte der Donner vollständig (1 Mal), oder er knatterte (wie im Video von 0:47 - 0:50) einige Sekunden so durch die Gegend (ca. 3 Mal), wobei der eigentliche "Big-Bang" erstaunlicherweise ausblieb.
Ich glaube weniger, dass dies ein physikalisch-akustisches Problem von übrelagerten Schallwellen ist, weil dies bekanntlich nur mit der Tonfrequenz und Klangmodulation möglich ist (z.B. Versuche bei Tinnitus-Patienten). Fangladungen schliesse ich ebenfalls aus. Logischerweise muss es mit der Ausdehnung des Blitzkanals zu tun haben und schliesslich mit der Temperatur.

So stelle ich mir statt einen "Perlschnur-Blitz" einen "Cipollata-Blitz" vor :( , wo die einzelnen Kettenglieder im Entladungskanal länger und verschieden intensiv sind; d.h. an der "Schnur" wechseln sich "Cipollatas" und "Cervelas" ab. Letztere Kanalsequenzen erzeugen durch Druck und dem Auffüllen einer vakuumierten Zone einen lauteren Donner als die "Cipollata-Sequenzen".
Meine Theorie: Dies kann nur bei postiven Entladungen stattfinden. Und da von der Erde aus in geringerer Menge (Verfügbarkeit) und in vielleicht auch geringerer "Qualität" (Widerstand) negative Fangladungen vorhanden sind, gibt es Verzögerungen (das Verhältnis +Blitze / -Blitze liegt im Normalfall in etwa bei 2/7).
Eine andere Variante wäre eine plasmaartige Ausdehnung des Blitzkanals, wie bei Kugelblitzen, wobei durch den verlangsamten Prozess keine Schockwelle und deshalb kein Schall entstehen kann.
Die dritte Variante wäre eine Entladung in einem extrem dünnen Kanal in Millisekunden.

Gruss Cyrill