Hallo zu später Stunde,
man darf - glaub ich jedenfalls - sagen, dass die heutigen Gewitter verpasst wurden.
Keine Diskussionen im Forum bis die ersten rot (oder violett) auf dem Radar sahen,
und von den Prognosen der Wetterdienste, die ich im Moment nocht auf dem Netz finde redet nur Meteoschweiz
im Text von 21.45 Uhr (was ja auch nicht schwierig ist wenn's draussen rumpelt...) von Gewittern,
Meteotest von "wahrscheinlich kräftigen Schauern", ansonsten ist sogar von leicht bewölkt und trocken die Rede -
egal wie und wer, ich hätt's auch nicht besser gekonnt, aber vielleicht können wir ja was lernen:
z.B. GFS für heute FR 12Z: 13.8°C auf 850hPa, 2°C auf 700hPa, -16°C auf 500hPa, das gibt lapse rates
von rund 0.7°C/100m ....... dementsprechent unspektatkulär sieht die Sondierung 12Z auf den ersten Blick aus:
Was aber auffällt ist die Windscherung (betragsmässig, weniger Richtung) vom Boden bis 850hPa!
Wieder zum GFS zurück (das muss jetzt herhalten weil's die Fehler so schön drin hat, soll auch
gesagt sein, dass LM bspw. Gewittersignaturen gezeigt hat! Vielleicht tu ich anderen Modellen Unrecht,
welche die Lage besser im Griff hatten, mag nicht immer alle anschauen): DMO taupunktprognose für Zürich 8.9°C
für 21Z (12run), bei einer Temperatur von 9.2°C - die Feuchte und Wärme in der Grundschicht wurde massiv unterschätzt!
Um 22 Uhr zeigte sich folgende Temperaturverteilung:
Mit einem Spread 1 - 2 Grad geht's ziemlich rasch feuchtadiabatisch (0.6°C/100m) hoch und dann
sind wir sowohl auf 700hPa weit über den Modellwerten für freie Atmosphäre, als auch auf 500hPa und
haben hübsche, hochreichende Konvektion (kann man mit der Maus auf obiger Sondierung leicht
nachvollziehen). Was ansonsten an Labilität gefehlt hat, wurde durch
das grosse Feuchteangebot (und damit freiwerdender latenter Wärme!) am Boden wettgemacht!
Was dazwischen noch fehlt ist der Trigger für das Aufsteigen, und der kann bspw. aus der Windscherung
kommen - man vergegenwärtige sich vielleicht wieder mal die Omegagleichung (zum Beispiel hier, wenn
das jemanden interessiert:
http://www.cimms.ou.edu/~doswell/PVAdisc/PVA.html), dort steckt unter anderem
auch die Veränderung des Windes mit der Höhe drin. Ob noch allfällige Bodenkonvergenzen in Frage kommen
hab ich jetzt nicht mehr so schnellschnell rekonsturieren können, vielleicht habt ihr das Windfeld
heute Nachmittag/Abend beobachtet.
Kurz zusammengefasst: Feuchtigkeit in der Grundschicht wurde unterschätzt, labilisierte die Schichtung
hinreichend für Gewitterbildung.
Initialauslöser der Konvektion evtl. die Scherung in der Grundschicht.
Andere Meinungen? Korrekturen? Würde mich freuen über ein kleines Pastcasting über die doch überraschende Lage.
Gruss Marco