Christian Matthys hat geschrieben:Off Topic
Badnerland hat geschrieben:@Cyrill: Würde mich mal interessieren was der 300er mit der Tornadogenese zu tun hat. Dachte immer, dass es eher auf die bodennahe Scherung ankommt...
Hallo Benni/Cyrill
Der 300er hat nicht viel mit der direkten Tornadogenese zu tun. Indirekt natürlich schon, weil der Höhenwind massgeblich für Bildung von Schwergewittern verantwortlich ist (schnelles Wachstum und Unterstützung der Organisation von Gewitterzellen => günstig für Superzellen). Abgesehen von einer Mesozyklone als Voraussetzung superzellularer Tornados sind für deren Entstehung aber (wie du Benni bereits erwähnst) vor allem die bodennahen Werte von Belang: Scherung => Helizität, Feuchte => tiefes LCL, CAPE/CIN => beschleunigter Aufstieg der Luftpakete in die Mesozyklone. Siehe z.B. auch http://www.severeweather.ch/usa2010/vor ... param.html
@Cyrill: Auf die erhöhte Tornadogefahr im Bereich Nordwestdeutschland, Nordfrankreich, BeNeLux-Staaten hat meines Wissens so ziemlich jeder (DWD, UWZ, Estofex, Keraunos, etc.) hingewiesen. Einzig MeteoFrance war dahingehend etwas zurückhaltender.
Gruss Chrigi
Hoi Benni / Chrigi
Verschiedene Faktoren sind für die Bildung von Tornados unbedingt notwendig. Wie Chrigi bereits andeutete, ist die Strömungsrichtungsdifferenz (Scherung) in den verschiedenen Luftschichten innerhalb einer Gewitterzelle massgeblich, sowie die vertikale Vorticity, die durch Auf- und Abwinde entsteht. Das ganze ist sehr komplex und leider fehlt mir die Zeit und auch die richtigen Worte (und hier auch der Platz) alles zu erklären. Erlaube mir aber Dir hier einen Link zu posten, der mir u.a. sehr geholfen hat die Zusammenhänge zu verstehen (und ich hab's mir dann u.a. auch noch einmal auf die USA bezogen von Tim Samaras erklären lassen).
Der 300er-Jet ist nicht zwingend notwendig, hilft aber enorm. Treffen zwei unterschiedliche Luftmassen (z.B. eher trockene Kaltluft aus den Rocky Montains auf feuchtwarme Luft aus dem Golf von Mexiko) aufeinander entsteht bei genügend Dynamik eine horizontale, schnell rotierende Walze. Wenn nun mit sehr viel höherer Geschwindigkeit der 300er-Jet über das Quellgebiet hinweg fegt und sich die Windfelder auf diesem Niveau spreizen (Divergenz), dann entsteht vertikal ein Druckabfall, so als würdest Du z.B. durch Pusten bei der Öffnung einer Bierflasche einen Ton erzeugen wollen. Das von Chrigi beschriebene Luftpaket hat weniger Widerstand zu überwinden, es steigt schneller (quasi durch die Sogwirkung der divergenten Höhenströmung) und bewirkt, dass die zunächst mehr oder minder horizontale Rotationsachse der Walze angehoben / gekrümmt wird. Dies erklärt, weshalb Tornados / Funnels im Stadium ihrer Enstehung oft zunächst mit Neigungswinkel seitlich aus der Wolkenbasis ragen und nicht von Anfang an sich bolzengerade nach unten schrauben. Durch zunehmende Rotation des Rüssels bäumt sich die Achse vertikal auf, wird durch die vertikale Vorticity und den horizontalen Scherungskomponenten unterstützt. Durch den lokalen Druckabfall innerhalb der "Säule" sinkt rapide das Kondensationsniveau, weshalb der Wolkenschlauch sichtbar wird.
Bei Wetter3.de ist bei der 300 hPa-Divergenz Karte auch noch eingezeichnet (gestrichelte Linien mit + und -), wie sich in der Umgebung des eigentlichen Jet-Streams die konvergenten und divergenten Höhenwindfelder verhalten. Diese sind bei einer Tornadovorhersage auch zu beachten. So bildlich und rudimentär stelle ich mir immer einen Tunnel vor, in dem ein Zug hindurchrast. Angeblich soll man kaum die Kraft haben -stünde man an der Tunnelwand - sich der Sogwirkung zu entziehen...
Als dann die Estofex-, Keraunos. usw. Updates herauskamen, habe ich dann die Tornadowarnungen schon gesehen. Beim DWD war aber lange nix
Super-Link mit fundierten Erklärungen zu Gewitterbildung / Tornados usw.:
http://www.blitzwetter.de/anleitung/advanced5.htm
Gruss Cyrill