Sali,
am 27.08. bildeten sich Nachmittags Gewitter über Ostfrankreich, u.a. auch westlich der südlichen Vogesen. Gewarnt durch die Nacht davor machte ich mich frühzeitig auf den Weg in Richtung Süden, um schon in Position zu sein falls eine der Zellen ausscheren sollte (zuvor war bereits eine Zelle westlich des Juras auf OSO Kurs unterwegs...). Ich entschied mich auf dem Golfplatz oberhalb von Bad Bellingen die Szenerie zu beobachten, um gegebenenfalls schnell sowohl nach Norden als auch Süden zu gelangen. Aufgrund des kräftigen Jetstreams in der Höhe wurden die Eisschirme der Zellen bereits über die Vogesen/den Rheingraben geweht. Als ich am Golfplatz ankam bot sich mir folgendes Bild in Richtung Vogesen...16.28 Uhr:
Ich telefonierte mit Thies, der gerade am Tuniberg westl. von Freiburg angekommen war. Ich spekulierte nach wie vor auf die südlichste Zelle während er vorerst am Tuniberg blieb und abwarten wollte was aus den nördlicheren Zellen werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt war für uns nicht eindeutig erkennbar, ob und welche Zellen noch aktiv waren oder ob sie bereits in sich zusammenklappten. Die Aufwindbereiche befanden sich mehr oder weniger auf der Westseite der Zellen, dadurch konnten wir im Prinzip nur den jeweiligen Abwindbereich sehen. Da ich mich recht weit südlich befand konnte ich immerhin erahnen, dass die südlichere Zelle noch aktiv war und immer wieder Konvektionsschübe bekam. 3-Bilder Pano 16.35 Uhr:
Wir warteten an unseren jeweiligen Spotterpunkten erstmal ab und während auch am Jura eine Zelle zu beobachten war, konnte ich langsam aber sicher Strukturen der südlichen Vogesenzelle erahnen. Jedenfalls schien sie noch aktiv zu sein (Donner bis hierhin Fehlanzeige, auch keine CCs im Eisschirm...). 3-Bilder Pano 16.42 Uhr:
16.46 Uhr war es schließlich eindeutig, der Aufwindbereich und frische Quellungen waren zu erkennen:
Die Zelle schien nun doch nördlicher in den Rheingraben zu ziehen und so machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden. Ein kleines Stück südlich von Müllheim fuhr ich auf den nächstbesten mir bekannten Spotterplatz. Die Zelle schien sich zu verstärken und es waren auch die ersten Blitze zu sehen. Die schöne glatte und regenfreie Basis befand sich jetzt schon im Rheingraben, dichte Fallstreifen liessen auf kräftige Niederschläge wohlmöglich gar Hagel schliessen. 17.13 Uhr:
Die Dynamik war beachtlich, die Basis inkl. kleinem inflow tail war weiterhin schön vom Abwindbereich getrennt und auch oben rum

sah die Zelle äusserst gesund aus. Ich gab Thies kurz bescheid und berichtete von einer möglichen Meso im Rheingraben. Er hatte den Braten aber schon gerochen und sich bereits auf den Weg in Richtung Süden gemacht. 17.19 Uhr:
Nun ging es Schlag auf Schlag, der Rheingraben bzw. vermutlich das modifizierte Windsystem schien der Zelle einen regelrechten Schub zu geben und es bildete sich binnen Sekunden eine Absenkung an der Basis. 3-Bilder Pano 17.22 Uhr:
Es entwickelte sich eine stattliche Wallcloud. 17.26 Uhr:
Da sich die Wallcloud derartig absenkte, dass sie hinter dem Weinberg zu verschwinden drohte, musste ich mich auf selbigen verlagern (da oben war ich noch nie und nach einigem hin und her zwischen den Reben habe ich glücklicherweise relativ schnell einen neuen Spotterpunkt gefunden

). Dort angekommen bot sich zusammen mit dem sonnenbeschienenen Vordergrund folgender kontrastreicher, einfach nur genialer Anblick. Die Wallcloud hatte sich binnen 5 Minuten prächtig weiterentwickelt und kratzte förmlich am Boden entlang, in etwa zu diesem Zeitpunkt machte Thies (wie berichtet) bei Heitersheim einen Corepunch mit ~3cm Hagel, Starkregen und Sturmböen. 17.32 Uhr:
3-Bilder Pano 17.34 Uhr (innerhalb 2 Minuten ein solcher Strukturwechsel...

):
Während bei mir kräftiger, böiger Inflow aus südwestlicher Richtung aufkam, befand sich die Wallcloud an ihrem "tiefsten" Punkt geschätzte 100-150m über dem Boden. Rangezoomt sah das dann so aus...
Als die Zelle die westlichen Ausläufer des Schwarzwalds erreichte, verlor die Wallcloud recht schnell an Struktur. Panorama aus 4 Hochkantbildern, während die Zelle sich in Richtung Schwarzwald verabschiedete. 17.38 Uhr:
In den oberen Stockwerken wickelten sich immer wieder leichte Wolkenbänder um den (sehr schrägen) Aufwindbereich. 17.44 Uhr:
17.47 Uhr:
Die Zelle schwächte sich über dem Schwarzwald relativ schnell ab und löste sich gegen ca. 18.30 Uhr am Donauquellgebiet auf. Entstanden war sich ca. 15.30 Uhr westlich der Vogesen und hatte damit eine Lebensdauer von rund 3 Stunden, in der sie wohl auch mehrere Zyklen durchlebte. Aufgrund der Lebensdauer, Meso/Wallcloud und teils mit blossem Auge deutlich erkennbaren antizyklonalen(!) Rotation an der Basis neben(!) der Wallcloud war das für mich eindeutig eine Superzelle. Interessant war, dass sich weiter oben die Wolkenbänder sozusagen zyklonal um den Aufwindbereich wickelten - könnte aber auch getäuscht haben. Bekannte aus der Nähe von Heitersheim berichteten mir noch von einer "Weltuntergangsstimmung", schweren Sturmböen und Hagelschlag. In Staufen etwas weiter östlich hat es wohl einige Bäume gekostet und vollgelaufene Keller gegeben.
Für mich zusammen mit der (Super-)Zelle bei Mulhouse Anfang Juni definitv das Highlight dieser dürftigen Saison, von den Strukturen her definitv in den Top5 seit 2006!
Hier noch die unscheinbaren (ETH-)Radarloops der kompakten Zelle von 16 - 19 Uhr:
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Gruss Benni