Helfer durchsuchen Trümmer nach Opfern
An der US-Golfküste türmen sich Scherben, Bretter und Äste teilweise meterhoch. Besonders schlimm hat es die Region um Houston und Galveston erwischt. Rettungsmannschaften suchen in den Schuttbergen nach Opfern des Hurrikan "Ike".
Houston/Washington - Möglichwerweise hat "Ike" doch mehr Opfer gefordert, als zunächst gemeldet. Vier Tote habe es gegeben, hieß es bisher von offizieller Seite. Doch US-Heimatschutzminister Michael Chertoff sagte in Washington, er habe Informationen über "mehrere Tote". "Ike" war am Samstag mit meterhohen Wellen und Windböen von mehr als 200 Stundenkilometern über die Südküste der USA hereingebrochen. Der Wirbelsturm richtete in der Region um die Millionenstadt Houston schwere Schäden an, bis zu drei Millionen Haushalte waren ohne Strom. Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, schätzte die Folgen des Hurrikans allerdings weniger schlimm als erwartet ein.
Chertoff befürchtete, dass die Zahl der Toten steigen könnte, "vor allem unter den Menschen, die die Gefahrenzone nicht verlassen haben". Im Bundesstaat Texas waren laut Chertoff 2,2 Millionen Menschen vor "Ike" in Sicherheit gebracht worden, im benachbarten Louisiana 130.000. Zwei bis drei Millionen Haushalte seien ohne Stromversorgung, weil "Ike" Stromleitungen und -masten ausgerissen hatte.
In Texas begann nach Worten von Gouverneur Perry die "größte Rettungsaktion in der Geschichte des Bundesstaates". Auf einem 800 Kilometer langen Küstenstreifen am Golf von Mexiko wurden Gebäude beschädigt und Bäume ausgerissen. Vor allem in der Inselstadt Galveston, die von "Ike" am Samstag mit voller Wucht getroffen und vollständig überschwemmt worden war, bot sich den Helfern ein Bild der Verwüstung.
"Bis jetzt war es einfach", sagte ein Feuerwehrmann, der während des Sturms in einem Hotel ausgeharrt hatte. "Aber die Leichen aufzusammeln, wird eine andere Sache sein."
In Houston ließ "Ike" an zahlreichen Wolkenkratzern die Scheiben zerbrechen. Bürgermeister Bill White rief die Bewohner auf, nicht hinauszugehen und kein Leitungswasser zu trinken, weil eine wichtige Pumpstation von einem Stromausfall betroffen sei. Mehr als 10.000 Kommunalangestellte, Feuerwehrleute, Polizisten, Reinigungskräfte und andere Helfer seien im Einsatz, um die Schäden in der Stadt zu beheben und mögliche Opfer zu finden.
"Glücklicherweise ist der für einige Gegenden prophezeite schlimmste Fall nicht eingetreten", sagte Perry. Dies gelte vor allem für den Hafen von Houston, wo eine schwere Sturmflut vorhergesagt worden war. Im Fernsehsender Fox News kritisierte er die Menschen, die in ihren Häusern geblieben waren und sich für "stärker, härter als Mutter Natur" hielten. Mehr als 100.000 Menschen waren trotz einer dringenden Evakuierungsaufforderung in Galveston und im benachbarten Bezirk Brazoria in ihren Häusern geblieben. Die texanischen Behörden rechneten mit Schäden in Höhe von 80 bis 100 Milliarden Dollar.
Die Ölfördermetropole Houston ist mit rund 2,2 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt der USA. Wegen des Sturmes wurde die Arbeit in 13 Ölraffinerien eingestellt, die zusammen 3,7 Millionen Barrel Rohöl täglich verarbeiten. US-Präsident Bush sagte in einer Fernsehansprache, die Regierung habe schnell reagiert und Beschränkungen für den Öl-Import aufgehoben, damit Treibstoff leichter auf den US-Markt gelangen könne.
Nach Angaben des Nationalen Hurrikanzentrums (NHC) hatte "Ike" die Küste in der Nacht zum Samstag als Sturm der Kategorie zwei auf der fünfstufigen Hurrikanskala erreicht. Über dem Festland schwächte sich "Ike" ab und zog über Louisiana und Arkansas. Das NHC stufte den Sturm in der Nacht zum Sonntag auf ein tropisches Tief mit Windböen von rund 35 Stundenkilometern herab.
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- Editiert von Urbi am 14.09.2008, 17:08 -