Hoi zäme
Chasingbericht vom 06.08.2013:
Ich stützte mich an diesem Tag vornehmlich auf die WRF-Karten, in denen bereits um 12z sehr gute Bedingungen für Schwergewitter im Südschwarzwald modelliert waren und ich machte mich auf den Weg, als ich von Winterthur aus die ersten Quellungen beobachten konnte. Dieses Teil war riesig, als ich bei Schaffhausen ankam und verstärkte sich extrem.
Auf Höhe Rottweil überquerte die massive Zelle die Autobahn, nur wenige Kilometer vor mir, während dem mir von Süden her der Blick auf einige schöne CGs gewährt war. Kurze Zeit später: Extremniederschlag, kein Hagel. Es war die Zelle, die später südlich von Reutlingen den von Ben (BaWü) und Marco Kaschuba dokumentierten Grosshagel (8-12 cm) produzierte. Hier (Foto) von meinem Spotterplatz aus diese Zelle (Rückseite) um 14:56 Uhr MESZ, nachdem sie mich überrollte:
Gleichzeitig südlich und südwestlich neue Quellungen und Gewitterentwicklungen:
Dann (es wurde schon angesprochen) teilweise totaler Internetausfall, oder nur E-Empfang mit schwacher Leistung (Donnerradar lädt nicht

). Wolkenlesen war angesagt. Ich konnte mit der Zeit erkennen, dass es sich um eine ganze Linie handelte, die jeweils südlich anbaute, insgesamt aber in Richtung meines Spotterplatzes kam, sich ständig erweiternd. Die CGs kamen immer näher, Zelle No. 2 überrollte mich. Im Westen / Südwesten riss kurz die Wolkendecke auf, mit einem "Fenster" (blauer Himmel). Darin schoss wie in einem Lift ein Congestus hoch, in dem ich einen CC flackern sah. Die Zelle kam rasant näher und plötzlich wurde es gleissend hell. Ein CG hatte genau vis à vis auf der anderen Autobahnseite im Abstand von rd. 50 Metern eingeschlagen und ich habe ihn wieder mal nicht auf Video

Ein paar von den vielen Naheinschlägen habe ich dennoch erwischt.
Ich fuhr über Herrenberg-Tübingen-Reutlingen- Bad Urach der Zelle hinterher, konnte sie aber nicht mehr einholen und brach auf dem Weg nach Blaubeuren die erste Phase der Jagd ab. Da bei diesem vom Hagel erzeugten dichten Nebel und in diesem hügeligen Gelände die Sicht stark eingeschränkt war und ich immer noch kein Internet hatte, entschied ich mich an den Bodensee zurück zu fahren, da rd. 14 Std. vorher Cosmo2 eine Zelle in der Schweiz, bzw. nördlich aus der Schweiz heraus gerechnet hatte und ich dieser Prognose vertraute:
Diese Signale sehen zwar harmlos aus, aber oft rechnet Cosmo2 bei solchen Lagen eher weniger und im SMR-Parameter von WRF-ARW war am Bodensee dieses fette Teil eingezeichnet: das "Objekt der Begierde"

, wie man so schön sagt:
Von Bad Urach ging es in Richtung SE nach Münsingen und Ehingen, wo ich zwischendurch immer mal anhielt um Fotos zu machen, sei es den südlichen Anbau der nach Osten laufenden Linie auf der Höhe Ulm-Memmingen....:
...., oder die durch den Hagel verursachten Schäden hier bei Ehingen:
Inzwischen hatte sich südlich der Innerschweiz eine kräftige, sich extrem verstärkende Gewitterzelle gebildet und irrtümlicherweise hatte ich gedacht, ich hätte genug Zeit das Nordufer des Bodensee's zu errreichen. Ich war bereits bei Biberach, rd. 55 - 70 km vom Bodensee entfernt, als ich um 19 00 Uhr MESZ endlich wieder Internet hatte und feststellen musste, dass die enorm schnelle Gewitterlinie kurz vor der Zürichseeüberquerung war. Blick von Süddeutschland auf die langsam den blauen Himmel verdunkelnden und noch harmlos aussehenden Zelle:
Biberach-Bad Waldsee-Ravensburg, dort kurz das Radar gecheckt, auf dem noch nicht ganz klar war, wo der Blitzcore verlaufen würde. Es schien aber, dass er sich im südwestlichen Teil in Richtung Konstanz verstärkt (was Ralph auch so sah) und ich fuhr in Richtung Markdorf, wo plötzlich vor mir eine gigantische, sicher über 30 km breite Shelf-Cloud auftauchte:
Ich suchte schnell einen guten Spotterplatz auf einem Hügel, wo ich mich von der Gewitterlinie überrollen liess. Hier im Bild sieht man den östlichen Teil (ca. die Hälfte) dieser Shelf, die sich über dutzende Kilometer ausbreitete:
Gemäss Radarsignatur, dürfte sie die gesamte Länge des Bodensees (63 km) bedeckt haben:
Später fuhr ich nach Basel und fing kurz vor Rheinfelden eine weitere Zelle ab (ca. 01 40 Uhr, 07.08.2013), die ein paar wirklich schöne Blitze produzierte. Nächster Check. In den ANETZ-Daten sah ich rd. 140 J/kg SRH-Werte am Südjura; das muss einfach knallen, dachte ich, selbst wenn kaum CAPE vorhanden ist:
Ich fuhr nach einer Verpflegungspause los in Richtung Welschland, als kurze Zeit später, wie aus dem Nichts, mitten in der Nacht am Genfersee eine riesige Zelle mit enorm hoher Blitzrate entstand:
Dauergeflacker am Horizont, dann einzelne Blitze bereits in Sichtweite. Doch dann geschah die eher seltene "Jura-Rochade"; d.h. der südöstliche Teil der Linie stirbt und der nordwestliche, französische Teil verstärkt in Richtung Belfort. Keine Chance! Chasing dann kurz vor Solothurn abgebrochen.
Gruss Cyrill