Hurrikan peitscht Sturmflut und Tornados über US-Küste
Donnerstag 16 September, 2004 12:43 CET
- Von Chris McFadyen -
Mobile (Reuters) - Von gewaltigen Sturmfluten und Tornados begleitet ist Hurrikan Ivan am Donnerstagmorgen über die US-Küste am Golf von Mexiko hereingebrochen.
Der Hurrikan peitschte meterhohe Flutwellen ans Land, die Strandhäuser wegrissen und Wassermassen tief ins Landesinnere trieben. Hunderttausende Menschen waren am Morgen ohne Strom. Im Nordwesten Floridas starben zwei Menschen, als fünf von Ivan ausgelöste Tornados siebzig Häuser teils oder ganz niederrissen - darunter auch eine Feuerwache. Bis zu zehn Milliarden Dollar an über Policen versicherte Schäden könnte Ivan Schätzungen zufolge allein in den USA anrichten - die Ausfälle der US-Ölindustrie nicht mitgerechnet. Die Südstaaten-Metropole New Orleans liegt nicht auf dem direkten Kurs des sechstgrößten je in den USA gemessenen Hurrikans.
Der unter Meeresniveau liegenden Stadt am Mississippi-Delta droht jedoch eine giftige Flut aus Abwasser, Chemikalien und schmutzigem Mississippi-Wasser. Zehntausende Menschen an der Südstaatenküste hatten sich vor dem Sturm in Sicherheit gebracht. Wenige Stunden nach Mitternacht (Ortszeit) traf das Zentrum des Hurrikans - der so groß ist wie der US-Bundesstaat Texas - in Alabama aufs Festland, teilte das US-Hurrikan Zentrum in Miami mit.
"Ivan ist da", sagte eine Sprecherin des Katastrophenschutzes in Baldwin County, an der Ostseite der Mobile Bay in Alabama. "Wir habe hier Winde in Hurrikan-Stärke und sie werden immer stärker. Man berichtet uns von steigenden Wasser und umgerissenen Bäumen und Dächern, die angedeckt werden". Lange vor der Morgendämmerung fegte Ivan mit Windgeschwindigkeiten von rund 220 Kilometern pro Stunde über die Inseln vor der Küste hinweg. Insgesamt sei ein 640 Kilometer langer Küstenstreifen in Mitleidenschaft gezogen. Es werde noch Stunden dauern, bis nach Opfern gesucht und das genaue Ausmaß beurteilt werden könnte, teilten die Behörden mit.
Den 200.000 Einwohnern der Stadt Mobile in Alabama hatte der Bürgermeister geraten, in Richtung Norden zu fliehen. "Ich spiele nicht mit solchen Dingen. Ich denke nicht zwei Mal darüber nach, sie hier raus zu kriegen", sagte Bürgermeister Mike Dow. Doch nicht alle waren dem Rat der Behörden gefolgt.
Ivan zog östlich der Stadt New Orleans ins Landesinnere und schwächte sich dabei leicht ab. Am Morgen befand er sich rund 60 Kilometer nordwestlich der Stadt Pensacola in Florida. Fernsehberichten zufolge wurde dort ein Krankenhaus von einem Tornado getroffen. Stromleitungen wurden niedergerissen, Häuser seien vom Wasser umspült.
Versicherungsexperten gingen davon aus, dass "Ivan" in den USA bis zu zehn Milliarden Dollar (etwa 8,2 Milliarden Euro) allein an durch Policen gedeckte Schäden verursachen wird. Einnahmeausfälle der US-Wirtschaft, die rund ein Viertel ihres Erdgases und Öls im Golf von Mexiko fördert, sind nicht eingerechnet. Energiefirmen hatten vorsorglich Plattformen geschlossen und Tausende Mitarbeiter in Sicherheit gebracht.
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- Editiert von Andreas (Zürich) am 16.09.2004, 13:32 -