Guten Abend zusammen!
Am 23.08. gab es im hier Umkreis endlich wieder sehenswerte Gewitter.
Alles begann am Mittag, als sich die bereits erwähnte (Super)Zelle über dem schweizer Jura gebildet hatte. Da es mal wieder eine klassische Schiene für uns hier war, behielten wir die Zelle von Geburt an im Auge. Daher wurde auch die Arbeit unterbrochen, als die Zelle Höhe Basel war. Als sie dann den Sprung über der Schwarzwald schaffte und ihre Struktur dabei etwas zu verändern schien, fuhren wir los. Der Aufwind der Zelle befand sich im NW, wurde also von eher trockener Luft gespeist. Möglich, dass sie sich entlang der nach Norden wandernden Luftmassengrenze hangelte. Außerdem ein eher seltener Fall, denn sonst haben die Zellen an der schwäbischen Alb den Aufwind meist in südlicher Richtung. Da bis kurz vor Aufzug nicht ganz klar war, ob das Teil auf der Alb oder am Albtrauf entlang ging, entschlossen wir uns dazu, direkt an den Albaufstieg zu fahren. An einem netten Plätzchen konnten wir dann den Aufzug beobachten. Dabei wurde uns schnell klar, dass der nördliche, niederschlagsfreie Aufwind deutlich rotierte. Dies war bereits visuell gut zu erkennen. Auf dem folgenden Video kann man die leider nur kurzzeitig sichtbare, aber starke Rotation jedoch zweifelsfrei erkennen (-> Vollbild, Quali hoch):
http://www.youtube.com/watch?v=LewHf28m_2E
Der Aunfwindbereich war anfangs wirklich sehr turbulent, zeigte etwas später dann aber leichte Ausfallerscheinungen. Hier noch einige Bilder vom Aufzug:
Zum Zeitpunkt dieses Bildes war die Rotation am ausgeprägtesten (s. Video)
Der Durchgang brachte kräftigen Regen und kaum Wind. Etwas weiter im NO fiel in Reutlingen später dann aber wohl Hagel um 2cm. Auch der Abzug war schön anzusehn, da die Zelle schön frei stand. Man beachte auch das schön ausgeprägte Inflowband!
Nach diesem schönen Auftakt waren wir bereits guter Dinge. Die größte Action sollte gemäß Modellen ja eh erst gegen Abend gehen. Aufgrund der Indizes, speziell der Scherungswerte wegen, war uns klar, dass wir aber noch weiter nach Süden mussten. Nach einem gemütlichen Vesper mitten auf der Albhochfläche ging es dann weiter. Am späten abend legten die Zellen aus Frankreich gehörig an Geschwindigkeit und Dynamik zu. Als taktisch gut gelegenen Punkt suchten wir uns einen "Berg" nahe Tuttlingen (bei Emmingen) aus, da wir einen etwaigen Rightmover an der D-CH-Grenze nicht ausschlossen und daher die Autobahn wichtig war.
Dort angekommen zeigte sich bei strammem Inflow Dauergeflacker von SW bis NW. Anfangs noch absolut unfotogen, zeigte sich erst nach und nach, was da auf uns zurollte
Es näherte sich eine abartige shelf-cloud mit einem Affenzahn. Leider wurde diese aufgrund ihrer Mächtigkeit nur recht schwach von den vielen vielen CCs ausgeleuchtet. Das fotographieren gestaltete sich daher nicht ganz einfach. Ich lass nun einfach mal die Bilder sprechen:
Die shelf rauschte nur wenige Meter über dem Boden über uns hinweg. Die letzten Bilder machten wir mit ISO1600 und nur 3sek. Belichtung. Trotzdem zeigten die Bilder sehr große Bewegungsunschärfe. Hier mal das "beste" davon:
Es wurde dann schnell klar, dass es gleich heftiger zur Sache gehen würde. Wir packten zusammen, als es anfing zu stürmen. Das Auto wurde gut durchgeschüttelt von den Böen, die wir im Nachhinein auf 90-100 km/h schätzen. Vom Himmel kam dann anfangs kleinkörniger Hagel, später Platzregen. Auf der Rückfahrt sah man viel "Salat" auf der Straße. Außerdem hat es ganz in der Nähe unseres Standorts einen Baum über die Straße gelegt.
Im Anschluss an diese Linie, welche noch weit auf die Alb zog, schwächelten die nachfolgenden Zellen aus der Schweiz leider deutlich. Sonst hätten wir bei Überlingen noch ein paar nette Blitze ablichten können. Nichts desto trotz wars ein wirklich schöner Gewittertag für diese Jahreszeit!
Greez
Ben