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Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Rontaler
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Rontaler »

Federwolke hat geschrieben: Di 5. Jan 2021, 11:02 Bild
Die Zonalwindumkehr schlägt bei ca. 70 °N bis zum Boden durch, allerdings nur schwach. Und weil das ein Mittelwert rund um den ganzen Globus ist, sagt er nichts darüber aus, wie die Situation gerade in Europa sein wird. Wie die aktualisierte Prognose weiter oben zeigt, soll sich der Westwind in der Stratosphäre nach der Monatsmitte rasch wieder erholen. Sollte das so kommen, hätten wir ein Beispiel dafür, dass ein SSW auch dazu beitragen kann, dass sich eine blockierte Situation auflöst und die atlantische Frontalzone wieder zur "Normalität" zurückfindet:

Bild
Hallo Fabienne

Nun, spätestens dann kommen wenigstens die Niederschläge wieder. Der mögliche Ablauf:

Es kommt eine intensive Warmfront, es schneit zwei Stunden wie verrückt, dann schifft es rasch bis über 1000 m und die Tage danach Vollwaschgang bis 1500 m. :shock:

PS. Kleiner Scherz, aber meistens ist es ja leider schon so oder so ähnlich... :warm:
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

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Haene
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Haene »

Rontaler hat geschrieben: 05.01.2021, 14:31
Es kommt eine intensive Warmfront, es schneit zwei Stunden wie verrückt, dann schifft es rasch bis über 1000 m und die Tage danach Vollwaschgang bis 1500 m.
Für mich ist dieses Szenario interessant. Denn während der kühlen Tagen bildet sich in mittleren Lagen von 600 bis 900 m in den Flussbetten, z.B. Kleine Emme im Entlebuch, die eine oder andere Eisscholle. Diese lösen sich bei rasch steigendem Pegel und fliessen als Eisflut zu Tal. Dazu braucht es nicht viel, ein Ansteigen des Pegels bis 50 cm innerhalb relativ kurzer Zeit genügt. Am 31. Januar 2017 hatten wir eine solche Situation. Damals war es vorgängig noch etwas kühler als jetzt. Das dürfte auch für andere Flüsse gelten, die ihr Flussbett über eine weitere Strecke in dieser Höhe haben (Emme, Alp, etc.).
Idealerweise gibt es noch ein paar Tage, die 2 bis 3 Grad kälter sind als die letzten Tage. Das sieht bis nächsten Montag nicht so schlecht aus. In Schüpfheim ist die Temperatur seit 2. Januar durchgehend unter 0 Grad.
Ich bin jedenfalls mit meinem Fotoapparat bereit, sofern ich Freizeit habe und falls dieses Ereignis eintrifft.

Liebe Grüsse von Hans-Jörg
Zuletzt geändert von Haene am Fr 8. Jan 2021, 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
Häne, Küssnacht am Rigi, 453 m.ü.M.


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Federwolke
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Federwolke »

Das Ende des Blockings ist so gut wie sicher, aber vorerst mal anders als ursprünglich gedacht:

Bild
Die EZ-Clusterung zeigt, dass die Rückkehr zu einer positiven NAO (NAO+, blau) wohl etwas länger dauert. Vorerst mal dominierend ist atlantischer Rücken (ATR, violett), was bei uns Grosswettertyp Nordwest bedeutet. Zumindest ab mittleren Lagen des Alpennordhangs darf man fast sicher mit ordentlich Schnee rechnen. Unten reicht es in der Regel nicht, da Luftmasse zu warm. Wobei da auch immer noch nicht klar ist, was von wo her reingemischelt wird:

Bild

Dieser Januar ist und bleibt eine Knacknuss.

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Tinu (Männedorf)
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Wobei das Temperaturmittel in den ENS nicht so recht über das Klimamittel klettern will. Finde ich ganz interessant: In den letzten Jahren war das meistens eher umgekehrt. Heisst: Das Mean lag immer über der Norm und irgendwo in der Mittel-bis Langfrist gab es dann die Abkühlung (das "Rüebli", wie Willi das jeweils so treffend bezeichnet), die aber nie stattfand.

Diesmal ist es umgekehrt. Die Erwärmung wird immer wieder abgeschwächt und nach hinten geschoben. Sozusagen das "Reverse-Rüebli" also :-D

Bild

So lange die Winterstimmung am Zürichsee so daherkommt, ist es mir jedenfalls recht:


Bild
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert

Markus Pfister
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Markus Pfister »

Hallo zusammen,

es ist verrückt, wie der Ecmwf Hauptlauf hin- und her springt. Der heutige 0z zeigt die volle Heizabrechnungs-Version mit T850 nächstes Wochenende deutlich unter -10 Grad (Klick-Schlagzeile: "Die Klima-Mutation aus Russland kommt!"):

Bild
Quelle/neuester Lauf: https://kachelmannwetter.com/ch/modellk ... 1200z.html

Dazu eine akkumulierte Schnee-Niederschlagssumme von 10 bis 40mm Wasseräquivalenz:

Bild
Quelle/neuester Lauf: https://kachelmannwetter.com/ch/modellk ... 1200z.html

Gruss

Markus
Zuletzt geändert von Markus Pfister am Sa 9. Jan 2021, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.

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Federwolke
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Federwolke »

Wobei die 850er bisher für die Niederungen wenig aussagekräftig waren. Polare Luftmasse ist seit dem 26. Dezember da, unbestritten, und seither bewegt sich die 850er immer recht deutlich unterhalb des Klimamittels. In den Niederungen hingegen dümpelt die Temperatur immer schön brav um das Klimamittel herum, deutlich zu kalte Tage gab es bisher nicht: https://www.meteoschweiz.admin.ch/produ ... 2021_G.pdf

Anders in höheren Lagen: https://www.meteoschweiz.admin.ch/produ ... 2021_G.pdf

Bisher war es also ein typischer Berglandwinter, von dem gelegentlich ein paar Brosamen fürs Flachland abfallen. Heute wird auch im Flachland der erste Tag deutlich unter dem Klimamittel bilanzieren, dank der vergangenen klaren Nacht (in Bern war es heute so kalt wie seit dem 3. März 2018 nicht mehr). Mit der Bise und hohen Wolken dürfte das in den nächsten Tagen wieder knapp werden. Und mit der bevorstehenden Nordwestlage haben wir wegen der Durchmischung wieder dasselbe Problem wie bisher: Kalte Luftmassen in der Höhe, mau unten durch.

Markus Pfister
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Markus Pfister »

Hier liegt ein Grund vermutlich darin, dass es im Flachland im Winter sowohl bei durchmischter polarer Luft als auch bei ruhigem Wetter mit Inversion kühl sein kann, während in den erhöhten Lagen im zweiten Fall die negativen Anomalien bereits wieder ausgeglichen werden.


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Willi
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Willi »

es ist verrückt, wie der Ecmwf Hauptlauf hin- und her springt.
Auch GFS wackelt munter hin und her, die Ensembles streuen wie einst im Mai, ehm, früher mal ab dem 6.1.2021. Da hat sich die kalte Variante durchgesetzt. Auch jetzt scheint das Pendel, mindestens vorübergehend, um die Monatsmitte Richtung kalt auszuschwingen.

GFS zeigt in den letzten Hauptläufen immer in der allerletzten Vorhersagekarte (16 Tage zum voraus) das extremste Wetter. Gestern war es ein Wärmeeinbruch mit Null Grad auf 3000m Höhe, heute ist es ein Megahoch an einer Stelle, wo es über Wochen sitzenbleiben kann. Naja, wenn die Modelle nichts hergeben, dann kann man lustvoll drauflos spekulieren, wie es nach der Monatsmitte weiterläuft. Momentan tippe ich auf kalt, vielleicht sogar bisengefühlt saukalt. Aber bin gerne bereit, meine Meinung nach dem nächsten Vorhersagelauf wieder zu ändern. :-)

wetterzentrale.de
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Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

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Federwolke
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von Federwolke »

Federwolke hat geschrieben: Fr 1. Jan 2021, 20:15 Die Erklärung, welche physikalischen Vorgänge durch den zunehmenden Temperaturunterschied auf der Erdoberfläche eine Erwärmung der Stratosphäre in Gang setzen, fehlt mir allerdings noch. Falls da jemand eine Idee hat, immer her damit!
Eine interessante Erklärung liefert Jens Bonewitz im heutigen "Thema des Tages" des DWD:
Ein vergleichbar starkes Aleutentief findet man normalerweise in "El Nino"-Jahren. Auf dessen Vorderseite werden starke Wärmeflüsse meridional und vor allem vertikal in die Stratosphäre übertragen. Diese Kopplung ist allerdings nur im Winterhalbjahr möglich, da dann sowohl in der Troposphäre als auch in der Stratosphäre der mittleren und hohen Breiten Westwinde vorherrschen und so die Wellenflüsse miteinander interferieren (sich überlagern) können. Das führt in jedem Fall zu einer Schwächung des stratosphärischen Polarwirbels (SPV), da Wellenenergie auch in Wärmeenergie umgewandelt wird (d.h. der im Grunde "kalte" Polarwirbel wird erwärmt). In unserem Fall entsteht durch die stratosphärische Erwärmung ein Gebiet hohen Luftdrucks in der Stratosphäre (auf der pazifischen Seite).
Quelle und ganzer Artikel: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_ ... /1/10.html

So viel zur physikalischen Erklärung, wie die Wärme von unten nach oben gelangen kann. Mich stört allerdings bezogen auf den aktuellen Fall, dass die Erwärmung eben nicht auf der Vorderseite des Aleutentiefs begann (also über Kanada), sondern über Zentralasien. Das würde bedeuten, dass der Wärmestrom eben nicht wie geschildert meridional geschieht, sondern zonal um die halbe Nordhemisphäre herum. Ebenfalls wird nicht erwähnt, dass beim aktuellen Fall bereits vor dem SSW eine stark meridionale Zirkulationsform vorhanden war, die wohlgemerkt bei äusserst intaktem Polarwirbel entstand. Und 43 % aller bisher untersuchten SSW hatten keinen Einfluss auf die Troposphäre. Bei all den widersprüchlichen Theorien scheint es also noch viel Forschungsbedarf zu geben.
Zuletzt geändert von Federwolke am So 10. Jan 2021, 13:14, insgesamt 3-mal geändert.

flowi
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Re: Mittelfrist/Langfrist Winter 2020/2021

Beitrag von flowi »

Hoi @Willi,

passend dazu dieser Glaskugel Traum:
"Unser" Hochwasser Modell mit signifikantem Anstieg Abfluss Mitte nächster Woche.

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https://www.hvz.baden-wuerttemberg.de/
Zuletzt geändert von flowi am Di 12. Jan 2021, 12:16, insgesamt 1-mal geändert.

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