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Wärmster Winter seit Menschengedenken

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Stefan, Wichtrach

Wärmster Winter seit Menschengedenken

Beitrag von Stefan, Wichtrach »

Ach diese wärmer = feuchter vor Allem im Winter These :-/

Anhand offizieller Daten komme ich zumindest für Bern zu folgendem Ergebnis.
1990-Januar 2007 waren die Wintermonate 0,9 Grad zu warm und die Niederschlagsmengen entsprachen in diesem Zeitraum beinahe dem langjährigen Mittel 1961-1990. Die Ns. Abweichung ist sogar leicht negativ.

Edit; Ich bestreite nicht die Zunahme der Jahresniederschläge. Aber in diesem Thread gehts um den Winter. Die Jahreszunahme, die allerdings ab 1990 auch gering ausfällt, muss in anderen Monaten liegen. Ich denke eher, dass der Frühling zugelegt hat. Es wäre irgendwie naheliegend. Denn wenn der Sommer früher anfängt als früher, gibts auch früher entsprechende Starkniederschläge.

In Thun fehlen übrigens Jan-Feb 2007 66% der mittleren Niederschlagsmenge. Aber dort wars genau so viel zu warm wie sonstwo ;-). Der Schneemangel ab 2000m Höhe resultiert also nicht aus der Wärme alleine sondern auch aus dem Niederschlagsmangel.


- Editiert von Stefan, Wichtrach am 24.02.2007, 20:42 -

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Wärmster Winter seit Menschengedenken

Beitrag von Federwolke »

Wärmster Winter seit 500 Jahren

Eine interdisziplinäre Berner Forschergruppe stellte fest: Es wird immer wärmer
Was alle ahnen, weiss der Berner Klimatologe Jürg Luterbacher mit Sicherheit: Der letzte Herbst und Winter waren je die wärmsten seit 500 Jahren. Historische Dokumente und Blumen sagen nun: Es geht weiter so.

Im vergangenen Winter machten Bilder von grünen Skihängen mit weissen Tupfern aus Kunstschnee die Runde. Auch an die blühenden Iris und Primeli unter immer noch grünen Eichen im letzten November sind vielleicht noch Erinnerungen wach. Oder daran, wie sich im Februar bereits wieder ein Blütenteppich ausbreitete und bei Mensch und Tier verfrühte Frühlingsgefühle weckte.

Jetzt steht es schwarz auf weiss geschrieben: Der vergangene Herbst und Winter waren je die wärmsten in Europa seit mindestens 500 Jahren. Eine Forschergruppe um den Berner Klimatologen Jürg Luterbacher veröffentlichte diese Erkenntnis in einer wissenschaftlichen Publikation.

Buchhaltung als Thermometer

Die Arbeit basiert auf einer Studie, die die Temperaturentwicklung bereits bis 2004 dokumentiert. «Für die letzten 250 Jahre gibt es zuverlässige Temperaturmessungen», erklärt Luterbacher. Indirekt müssen Temperaturangaben für Zeiten rekonstruiert werden, in denen es noch keine Messinstrumente gab. «Dies geschieht anhand von historischen Dokumenten – beispielsweise haben Mönche Witterungstagebücher geführt», sagt er. Aber auch uralte Stadtbuchhaltungen können Rückschlüsse liefern, wie This Rutishauser, Forscher an der Universität Bern, erklärt: Wenn die Flüsse im Winter zufroren, mussten Männer das Eis zerhacken, damit keine Eisschollen einen Wasserstau und eine Überschwemmung verursachen konnten. Wurden viele Männer für solche Dienste entlöhnt, weise das auf einen kalten Winter hin.
Als Ergänzung wurden zudem Daten aus Eiskernbohrungen aus Grönland beigezogen. Die Informationen in den Eisschichten zeigen indirekt den Temperaturverlauf an. Diese Informationen können auf Eisschichten angewandt werden, die entstanden sind, als weder Temperaturmessungen durchgeführt werden konnten, noch Dokumente aus dieser Zeit vorhanden sind.

Gleich zwei Jahreszeitrekorde

So entstand ein Temperaturdiagramm für die letzten 500 Jahre. Sowohl für den Herbst als auch für den Winter suchte die Forschergruppe jeweils drei frühere Extremwerte. «Je weiter die Daten zurückgehen, desto unsicherer werden sie», schickt Luterbacher voraus. Trotz den 0,8 Grad, die wegen dieser Unsicherheiten beispielsweise beim sehr warmen Herbst im Jahr 1680 dazugerechnet werden, war der Herbst 2006 immer noch um ein ganzes Grad wärmer. Auch an die Spitzentemperaturen des vergangenen Winters kommt in den letzten 500 Jahren keiner annähernd heran.
«Besonders bemerkenswert ist, dass auf den wärmsten Herbst auch gleich der wärmste Winter folgte», sagen die Forscher.

Schneeglöckchen weisen Trend

Rutishauser konzentriert sich auf die Auswirkungen solcher Extremtemperaturen auf die Natur: Er wertet Beobachtungen darüber aus, wann Schneeglöckchen zu blühen beginnen. «Sie reagieren stark auf Temperaturen», erklärt er. Unwetter, Dürreperioden oder Murgänge seien Einzelereignisse, die in der Klimaentwicklung schwer einzuordnen seien. Aus einfachen Beobachtungen des Blütestands von Pflanzen könne hingegen auch ein Trend für beispielsweise die letzten 50 Jahre berechnet werden. «Temperaturmessen ist wie Fiebermessen: Fieber sagt noch nicht viel über den Zustand des Patienten aus», sagt Rutishauser. Die Pflanzenbeobachtungen helfen auch, die historischen Dokumente umzuwandeln. Wenn ein Schneeglöckchen bereits im November blüht, können anhand der gemessenen Temperaturen Rückschlüsse auf eine gleiche dokumentierte Beobachtung gemacht werden. Die Forscher versuchen, das Wetter, das der Mensch täglich emotional erlebt in ein Gesamtbild einzuordnen, das der Einzelne nicht erfassen kann. «Im Winter hielt ich einen Vortrag in Adelboden. Ich sollte erklären, warum es für das Weltcuprennen keinen Schnee hat», erzählt Rutishauser. Als er mit seinem Vortrag fertig war, hatte es zu schneien begonnen. «Es wird immer Schwankungen geben, aber damit kann die Klimaerwärmung nicht mehr weggeleugnet werden», sagt Luterbacher.

Vorboten der Zukunft

Die Klimatologen um Jürg Luterbacher arbeiteten mit Berner Historikern, Münchner Biologinnen und Meteo Schweiz zusammen. «Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat an der Universität Bern Tradition», sagt er. Finanziert wird die Forschungsarbeit von der Universität Bern und dem Nationalen Forschungsschwerpunkt Klima. Die Arbeit mit dem Historiker Christian Pfister macht die Gruppe zu Experten für den Blick zurück. Die Erklärung, warum Europa gerade den wärmsten Herbst und Winter in 500 Jahren erlebt hat, werden andere zu geben versuchen: «Nach dem Hitzesommer 2003 haben Forscher vom englischen Wetterdienst herausgefunden, dass die Ursache zu mindestens 50 Prozent beim Menschen liegt», erklärt Luterbacher.

Nochmals andere Experten sind für Zukunftsprognosen zuständig, aber so viel kann auch der Berner Klimatologe sagen: «Solche Konstellationen von Extremen sind Vorboten, und man kann in Zukunft damit rechnen, dass sie deutlich häufiger vorkommen werden.» (ba)

Der Bund, Anita Bachmann [20.06.07] http://www.espace.ch/artikel_386199.html

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