Hoi zäme
Die MCS am südwestlichen Ende der Konvergenzlinie über den Alpen, im Bereich Südostfrankreich am 04.09.08 war ein geiles Teil! Über Stunden war sie blitzaktiv - und ich konnte wegen zwei Terminen am Freitag und Samstagmorgen nicht gehen 

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Da die Konvergenzlinie am Samstag nur etwas östlich verschoben war und die KF mit präfrontalen Auslösestrukturen in Richtung Mitteleuropa unterwegs war, dachte ich zuerst an eine zweite Auslöse in Ostfrankreich und im Schweizer Mittelland am Abend des 05. Sep. 08. Estofex hatte schon mal Level 1 gegeben, doch später die Gebiete abgeändert.
Wegen eines Systemfehlers hatte ich eine zeitlang keinen Internetzugriff, musste den Termin verschieben und kam mit dem Studium der Wetterkarten in Verzug. Dann hatte ich um 15:15 Uhr wieder Zugriff und sah, dass die nordöstliche Ecke von Frankreich und Karlsruhe (D) eine interessante Zone wird. Estofex stellte ein Update auf Level 2 in Aussicht (was abends auch geschah) und warnte vor einzelnen Tornados. Tatsächlich hatte es etwas CAPE und einige Kilometer südwestlich von Karlsruhe ein oranges Tornado-"Kringelchen" 

 . Hohe Taupunkte, ein guter LI-Wert, optimale Windscheerung und gleichzeitige Ankunft vom "Left end" des 300 hPa-Jet's. Tagsüber lange Sonneneinstrahlung, Gebiet ausserhalb des Föhneinflusses.... also was soll da noch schief gehen? Mal einen Teil der Karten, die ich mir zu Gemüte führte:
 
Die vorausgesagte Tornadoregion war etwas südwestlich von meinem Standort:
 
 
 
Meine Idee "Tail end Charlie" im Süden abzufangen, liess ich südlich von Baden wieder fallen, als der Föhn im ganzen Mittelland sich massiv durchsetzte, ein Flugzeug plötzlich auf 12'000 Metern ohne Kondensstreifen weiter flog und Greg (Crosley) am Telefon mir riet in den Nordosten von Frankreich zu gehen, wo die einströmende, trockene Schicht (noch) nicht vorhanden sei.
Als ich den Rheingraben hinauf fuhr, sah ich die östliche Kante des riesigen Wolkenbandes der KF immer im gleichen Abstand westlich von mir - und wie mit dem Käsemesser abgeschnitten. Die nach Nordosten ausreissenden Wolken lösten sich regelmässig auf. Ich begann zu zweifeln, auch, weil die Nachmittagstemperatur von 28,5° Grad bei der Dämmerung gerade mal noch 19,0° Grad war (Basel). Gegen Norden im Rheingraben stieg sie zeitweise auf 23,5° Grad *juhee* - doch nur streckenweise.
Hmmm, umdrehen und nach Hause gehen?
Ich war bereits bei Strassbourg vorbei, als Greg mir telefonisch das Update von Estofex auf Level 2 mitteilelte, und fuhr genau in dieses Gebiet der vorausgesagten schweren Gewitter. Aber wo waren sie? Dann rief mich Ralph (nordspot) an und meinte, dass die kräftige Linie in Richtung Mainz südlich ansetzt. Ich fuhr nach Karlsruhe, tankte mal für den Fall einer langen Nacht das Auto voll. Kaum eingestiegen sah ich westlich die ersten Blitze (22:57 Uhr). Ich fuhr in Richtung Landau nach Wörth und einige Kilometer in Richtung Speyer, um vom "Lichtsmog" der Stadt wegzukommen. In nördlicher Richtung entstand eine neue Zelle, mit hoher Blitzrate, die aber schnell wieder abnahm. Doch es waren prächtige Erdblitze in einer Entfernung von schätzungsweise 15 -17 km. Eine neue Zelle bildete sich nordöstlich von mir; wieder kräftige Blitze. 
Da geschah etwas wirklich Sonderbares. Ich war mit Ralph um 23:54 Uhr am Telefon, als vermutl. einige Kilometer südlich von Heidelberg (rd. 18-20 km nordöstlich von meinem Standpunkt) ein gewaltiger positiver Erdblitz den Nachthimmel erhellte und Ralph und ich gleichzeitig "Ohhh" riefen. Aber wieso Ralph, der im rd. 170 km entfernten Konstanz nach Norden schaute? Er habe am Horizont eine ultrakurze, bläuliche Licherscheinung gesehen, die in den Himmel hinauf schoss. So besteht also der eindeutige Verdacht, dass dieser Erdblitz einen sog. "Blue jet" produzierte.
Etwas nordöstlich vom Grenzknick Frankreich-Deutschland war mein Standort. Nicht weit weg von dem genialen, blitzintensiven Gewitter bei Luxenburg:
 
Danach war "Aus die Maus" und ich wartete vergebens auf die in Estofex für diese Region angesagten Schwergewitter.
An dieser Stelle nochmals Danke Greg und Ralph für das Nowcasting in dieser etwas kniffligen Wetterlage. Ausser ein paar Blitzli im Tessin, war dies das einzige Gewitter in ganz Europa (Luxenburg / Saarbrücken).
Gruss Cyrill
 
 - Editiert von Cyrill am 07.09.2008, 17:54 -