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Re: NOWCAST: Schauer/Gewitter 20.04.2010

Verfasst: Di 20. Apr 2010, 21:48
von nordspot
@ Stefan:
lies doch nochmal dem Cyrill seine Analyse genau durch, dann hast die Antwort, dunkle Energie gibts net :unschuldig:

Gruss

Ralph

Edit@Stefan: schau mal die 1015er Isobarenlinie hier an: http://www2.wetter3.de/Animation_12_UTC/06_1.gif Siehst du den ausgeprägten Knick um die Schweiz herum? Das hat eben schon früher in der Schweiz getrögelt als nördlich davon (Bodensee, Schwabenland) Ich hoffe mich nicht zuweit ausm Fenster gelehnt zu haben, scheint aber absolut Sinn zu machen was Cyrill schreibt.

Re: NOWCAST: Schauer/Gewitter 20.04.2010

Verfasst: Di 20. Apr 2010, 22:23
von Rontaler
Hallo,

Anbei noch drei Bilder des heutigen überraschend konvektiven Abends:

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Gruss

Re: NOWCAST: Schauer/Gewitter 20.04.2010

Verfasst: Mi 21. Apr 2010, 01:07
von Cyrill
Stefan Reichenbach hat geschrieben:Cyrill: Gute theorie. Aber ich würde die Frage anders stellen: Warum kam es westlich der Kantone LU und AG überhaupt gar nicht erst zu vernünftigen Schauern und wenn dann überhaupt auch nicht Richtung Alpen sondern im Flachland (Biel, BE-Oberaargau) wärend es ab diesen ostwärts gleich mehrmals Gewitter gab. Gerade eben erst wieder bei der Rigi.

2. Wie konnten selbst 12Z Modelle derart daneben liegen was Napf westwärts betrifft?

Nordspot: Cyrill's Analyse liefert den Gewitter- ja grossflächig Niederschlagfeien Gebieten aber keine Antwort. Das klingt viel mehr nach wir hätten was auslösendes über die ganze Schweiz hinweg gehabt. So haben auch Modelle und ESTOFEX entsprechend deutliche Signale Richtung mehr als nur Schauer im ganzen Land gehabt.
Hoi Stefan
Danke für die "gute Theorie" :unschuldig: Nun, Deine Frage ist natürlich durchaus berechtigt und die teilweise unzutreffenden Vorhersagen und Modelle bestätigen ja die schwierige Einschätzung der Lage. Dennoch (am Rande erwähnt), ich habe nicht von "Auslösendes über die ganze Schweiz hinweg" erwähnt.

Ich habe mir noch einige Gedanken gemacht und glaube eine Lösung zum Problem gefunden zu haben. Jedenfalls klingt die quasi Erweiterung meiner "Theorie" durchaus plausibel.
1.) Die aufgetretenen Phänomene lassen sich mit mesoskaligen Modellen kaum, genau darstellen. Man müsste die Verhältnisse im mokroskaligen Bereich genauer anschauen (siehe unten)
2.) Es handelte sich heute in den von Dir erwähnten Gebieten um die Folgen von sog. Leewellen.

Leewellen entstehen beim Überströmen eines orografischen Hindernisses (Berg, Hügel). Ihre Amplitude hängt von der Geschwindigkeit der anströmenden Luft, der Länge und Form der Hügelkette, dem Anströmungswinkel (< 30°), dem Temperatur- und Druckgradienten (Bodendruckdifferenz) und dem Inversionsgrad der verschiedenen, bis in die Stratosphäre reichenden Luftschichten ab. Leewellen entstehen überwiegend in den Winter-, Frühlings- und Herbstmonaten, da die im Sommer eher vorherrschende (störende) konvektive Energie kaum bis gar nicht vorhanden ist.
Zudem können, soweit ich verstanden habe, Leewellen trogvorderseitig auftreten, wenn die Trogform eher schmal und die Druckverteilung flach ist. Wir hatten heute einen länglichen, flachen Trog, der in Richtung seiner Achse nach Ostsüdost vorstiess. Damit verbunden hatten wir kühle, in diese Richtung vorstossende Luftmassen, welche den Jura aus WNW überströmten, in einem Winkel kleiner als 30°.
Hinter dem Jura, auf der Ost- bzw. Leeseite kommt es zu Absinkprozessen, die logischerweise eine Auslöse verhindern; umso mehr, wenn in diesem microskaligen Bereich kein konvektives Energiepotenzial vorhanden ist.
Da nun aber im Bereich der Burgunder Pforte, bei anströmendem West- bis WNW-Wind die orografische Komponente zur Leewellenbildung minimiert ist, kann die Luftmasse fast ungehindert in den Südschwarzwald und in die nordöstliche Voralpenregion vorstossen, wo in Kammbereichen gewittrige Niederschläge entstehen können.
Eine im rechten Winkel zum Juranordfuss stehende, gedachte Linie, würde gleichzeitig die nördliche Grenze markieren von potentiell im "Windschatten" des Jura entstehende Leewellenbereichs. Deshalb gab es nördlich vom Napfgebiet / Luzern usw. lokale Gewitter, während z.B. in Bern alle Zellen starben.

Zudem habe ich die Überquerung der Jetachse erwähnt und dazu bei Lorenzen einen sehr interessanten Hinweis gefunden:
"Die (zur Bildung von Leewellen erforderlichen) Bedingungen werden meistens im Warmsektor oder auf der antizyklonalen Seite eines Jetstreams angetroffen. Auf der zyklonalen Seite des Jets kommt es in der typisch feuchtlabilen Kaltluftströmung zu Schauerbildungen, die häufig ein leeseitiges Schwingen der Atmosphäre infolge hochreichender konvektiver Durchmischung verhindern oder zumindest stark beeinträchtigen."

Quelle: http://www.mittelgebirgsleewelle.de/tre ... .htm#2.9.1 Der Effekt der Symmetrie

So sehe ich die 300er-Jet-Komponente, mit ihrem asymmetrischen Einfluss, je nach Drehung (Mäandrierung), der Jetachse auf das Wetter als einleuchtende Erklärung für die enormen, kleinräumigen Unterschiede beim Entstehen von Gewittern in solch speziellen Lagen.

@ nordspot
Hoi Ralph. Eben, die 1015 hPa-Isobare, mit dem kleinen "Näsli".

Gruss Cyrill

Re: NOWCAST: Schauer/Gewitter 20.04.2010

Verfasst: Do 29. Apr 2010, 23:06
von Mark Vornhusen
Markus Pfister hat geschrieben:Eben Gewitter mit lautem Donner auf dem Schwäbrig - Musik in den Ohren.
Nun abendlicher Abzug nach Osten:

Gruss

Markus
Ja, das war eine sehr fotogene Gewitterzelle mit schönem Mammatus:
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Grüsse,
Mark

Re: NOW: Schauer/Gewitter 20.04.2010

Verfasst: Mi 5. Mai 2010, 22:34
von Roland Morgenthaler
Hallo zusammen

Ich habe nachträglich noch ein paar Bilder, deren genaue Bedeutung ich erst jetzt richtig erkannt habe. :roll:
Am Abend bin ich nach Gottlieben gesaust, um das nördlich vorbeiziehende Gewitter beobachten zu können. Ich begann wie wild zu fotografieren. Plötzlich sah ich fast über mir eine eingedrehte Wolke. Ich konnte deutlich Rotation erkennen und dachte, das währe nur ein Wolkenfetzen, der von den Turbulenzen verwirbelt wurde. Ich sah, wie sich der vermeintliche Wolkenfetzen immer weiter zu einer Spitze eindrehte und danach wieder verschwand. Das dauerte ca. 4 Minuten.
Erst jetzt, als ich die Bilder mehrmals angeschaut habe, bemerkte ich, dass es kein Wolkenfetzen, sondern ein neuer Aufwind einer entstehenden Zelle war. Ich bin mir sicher, dass das ein (Mini)funnel war.

Die Qualität der Bilder hat bei der Hektik etwas gelitten, aber man erkennt etwas.

Das 1. Bild wurde kurz vor dem Funnel gemacht.

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Kurz danach bildete sich der (Mini)funnel.

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Kurze Zeit später verschwand er wieder.

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Wenn es beim 1. Gewitter bereits so was zu beobachten gibt, was gibt’s dann beim nächsten und übernächsten? :mrgreen:

Gruss Roland

Re: NOW: Schauer/Gewitter 20.04.2010

Verfasst: Do 6. Mai 2010, 12:46
von Badnerland
Kleiner Nachtrag zur Schauerzelle westlich von Basel:
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Gruss Benni