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Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Sa 7. Jan 2012, 15:06
von Kaiko (Döttingen)
@Michael

Bei Kyrill war die Kaltfront nicht so markant wie bei Andrea von Nord nach Süd. Der Windsprung von West/Südwest auf Nordwest ereignete sich erst am Morgen des 19. Januar 2007, was zum Laseyer in Wasserauen führte.
Analyse zu Kyrill von meteomedia http://www.meteomedia.de/index.php?id=348
Daher trat während Kyrill bei Quinten wahrscheinlich kein Rotorwind auf, da zuwenig Nordkomponente im Windfeld.
Man müsste aber auch die genauen lokalen Luftdruckverhältnisse analysieren um weitere Aussagen machen zu können.

Zu Andrea. Der Höchstwert in Quinten trat um 17:30Uhr (Ortszeit) auf, was mit dem Durchzug der Front übereinstimmt:
Bild


Noch ein Wort zum Messwert von der Konkordiahütte:
Eiken: Kanalisierung Windböen von 85km auf 120km/h > ca. Faktor 1.4
Urner Reusstal: 105km/h auf 145km/h > ca. Faktor 1.4
Konkordiahütte: 1.4 mal Wert von Jungfraujoch 175km/h = 245km/h

Für mich wären Werte um 250km/h also noch plausibel.
Am besten montiert meteomedia einen zweiten Anemometer am Messmast und wir hätten immer einen zweiten Vergleichswert zur Hand ;)

Gruss Kaiko

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Sa 7. Jan 2012, 15:07
von Slep
@Marco, schöne Donnerschläge :up:

Nicht so weit von Winti, im Wald bei First, zwei Opfer des Sturms:-
Bild

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Sa 7. Jan 2012, 16:48
von Chicken3gg
Kleiner Nachtrag zum Wind auf dem Grossen St. Bernard

Um 23 Uhr herrschte ein Mittelwind von unter 50km/h.
Zwischen 0:30 und 0:40 gemäss Wettermelder 233km/h Mittelwind! (max. Böe um 0:40 210km/h)
Bild
http://www.wettermelder.sf.tv/#aggregat ... xpert=true

20min später wieder Mittelwind bei 61km/h.

Und herrschten da oben wirklich Böen aus östlicher Richtung?

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Sa 7. Jan 2012, 17:23
von Michael (Dietikon)
@Kaiko: Ich habe mir soeben die 10 min-Werte von Quinten angesehen. Ich sehe da keinen Rotor. Der Wind resp. Sturm kommt aus westlichen Richtungen und springt während dem Maximalwind von 290° auf 250°. Das ganze ist verbunden mit einem raschen Druckanstieg um 3.7 hPa in 20 min.

Auf dem Jungfraujoch traten die stärksten Winde auch mit der Kaltfront um 18:00 MEZ auf. Danach Druckanstieg und fallende Temperaturen, gefolgt von baldigen Ausfall des Windmessgeräts. Zwei weitere sekundäre Maxima treten um 15:50 und 16:40 MEZ auf. Der Druck sinkt vor der Front kontinuierlich ab und die Temperatur bleibt praktisch konstant. Kurz vor eintreffen der Front wurden leichte Druckschwankungen verzeichnet. Die markanteste tritt um 16:40 MEZ auf mit 0.6 hPa/10 min Druckabfall welche von einem Anstieg um 0.5 hPa/10 min gefolgt wird. Diese Druckschwankung tritt interessanterweise gemeinsam mit dem sekundären Windmaximum auf dem Joch und der Extremböe bei der Konkordiahütte auf.

Grüsse, Michael

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Sa 7. Jan 2012, 19:54
von Nfry
Hier noch das Video von dem "besten" Rumpler. Ansonsten war Blitztechnisch nicht viel los bei mir... :neinei:
Aber trozdem: :up:

http://www.youtube.com/watch?v=ijn4E-yMihc

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: So 8. Jan 2012, 00:10
von Vortex2
Hier noch ein kleiner Videobeitrag von mir zum Sturmtief Andrea:

http://www.youtube.com/watch?v=KlgJ49rWqMM

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: So 8. Jan 2012, 11:56
von Kaiko (Döttingen)
spannende Videos :up:

@Michael: Ich habe noch einen anderen Lösungsansatz für die Böenspitzen in Quinten gefunden.

Als die Front über den Leistkamm der Kurfirsten brauste, erzeugte der starke Niederschlag Fallböen wie in einem Sommergewitter.
Diese wurden entlang der Geländeeinschnitte am Südhang oberhalb Quinten kanalisiert und zum Walensee geleitet.
Bei Quinten trafen diese Böen auf den Weststurm welche durch den Druckanstieg von West nach Ost unterwegs war, und wurden nach Osten abgelenkt.
Die Messstation Quinten liegt ja etwas östlich vom Bach, welcher in den Walensee mündet.
Das ganze illustriert in einer Grafik:
Bild

Die Theorie mit einem möglichen Rotor müsste man aber weiter im Auge behalten, da die vorgelagerten Gebirge in Richtung Nordwest meiner Meinung nach Leewellen auslösen können.

Dass das ganze mit der Front gekoppelt war ist auch an den Messdaten der Wetterstation Tannenboden Flumserberg ersichtlich, wo um 17:35Uhr Böen von 108km/h gemessen wurden:
Bild
http://www.flumserberg.ch/winter/de/tod ... ations.htm

Gruss Kaiko

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: So 8. Jan 2012, 12:21
von Michael (Dietikon)
Hallo Kaiko,

Ich vermute, dass die hohen Druckgradienten und die Baroklinität an der Front in den sich verengenden Taleingängen (gap flow) diese starken Winde verursacht haben. Während den stärksten Böen kam der Wind vom See und wehten etwa talparallel. Aufgrund der geringeren Reibung konnten sich die Winde auf dem See maximal beschleunigen. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass an diesem Tag Rotoren auftraten (siehe Beitrag von Klipsi).

Grüsse, Michael

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Mo 9. Jan 2012, 11:51
von Severestorms
Interessant, danke Kaiko für die wertvollen Informationen zu den möglichen Rotoren! Ich werde bald Einträge im Sturmarchiv machen.

Gruss Chrigi

Re: Sturmtief Andrea 05.01.2012

Verfasst: Mo 9. Jan 2012, 20:49
von Uwe/Eschlikon
Hallo

Was ich allerdings anzweifle, sind die gemessenen 270km/h bei der Konkordiahütte.

- die Hütte steht wohl frei und offen über dem Gletscherplateau, aber warum treten ausgerechnet dort die höchsten Windspitzen auf?
- welche topografischen Gegebenheiten sind dafür verantwortlich (das ist mir etwas schleierhaft, war ich doch selbst schon 2x dort oben)?
- warum wurden zB. am Eggishorn oder am Jungfraujoch nicht noch höhere Werte zur selben Zeit gemessen, da diese Stationen höher und auch frei liegen?
- wie kann so ein Messgerät bei Schneesturm präzise messen? Da müsste doch alles schneeverklebt sein

Gruss, Uwe