Hoi Zäme
So, nun noch mein Beitrag zum Nacht-Chasing vom 21.05.2009.
Gleich vorweg, dass war bis jetzt mein persönlicher Saison Höhepunkt des laufenden Jahres! Ich muss aber auch sagen, dass die folgenden Bilder dem erlebten wohl nicht gerecht werden können und die Qualität aufgrund der sehr schwierigen Lichtsituation manchmal etwas leidet. Es war definitiv die Art von Gewitter, die man selber vor Ort erleben muss. Trotzdem werde ich versuchen meine Eindrücke so gut als möglich hier weiter zu geben.
21:00 Uhr / Aarau
Nachdem man auf den Radarbildern sehen konnte, dass sich eine lange Gewitterlinie so langsam der Nordschweiz näherte, hielt mich auch nichts mehr zu Hause. Ich startete mein Chasing. Der fleissige Leser wird jetzt schon vermuten wo es hingeht. Ja genau, Ziel war auch diesmal Anwil im Baselland.
Ich rechnete damit, dass die Gewitter natürlich weiter nördlich durchziehen würden, wollte aber eine zu lange Fahrt nicht mehr auf mich nehmen und hoffte einfach auf eine schöne Blitzshow, wenn diese auch vielleicht etwas weit weg sein sollte.
21:30 Uhr / Anwil
Ich erreichte meinen Standort. Im Nordwesten waren schon einige Blitze zu bestaunen. Ich setzte mich in das frisch geschnittene Gras an einer Anhöhe und genoss die Stimmung.
Auf dem Radar waren zwei kleine Gewitter zu sehen, die etwas der Linie voraus liefen und nun schon bald die Höhe meines Standortes erreicht hatten (wenn auch etwas nördlicher).
Der schwarze Kreis zeigt meinen ungefähren Standort. - Quelle: http://www.landi.ch
Ich versuchte einige Blitze mit der Kamera einzufangen, was aufgrund der grossen Entfernung nicht ganz einfach war.
21:41 / Richtung Norden. Das rötliche Licht entstand übrigens,
wegen den Lichtern von Basel im Hintergrund.
21:23 / Richtung Norden
Es blitze nicht all zu Häufig und insbesondere auf der gesamten Linie. Es war schwierig sich für einen Punkt zu entscheiden und natürlich gingen immer dort wo ich gerade nicht hin fokussiert hatte die schönsten Blitze nieder.
21:25 / Richtung Norden
22.30 Uhr
Die Ersten Gewitter waren nun schon nach Nordosten weitergezogen und ich wartete gespannt auf die eigentliche Gewitterlinie die sich kurz vor Basel befand. Es flackerte ganz schön Richtung Nordwesten (Basel).
Dann plötzlich keine Erdblitze mehr. Dafür stieg die Frequenz von Wolkenblitzen immer mehr an. Fotografieren wurde schwieriger und ich genoss einfach das Spektakel. Jedes Mal wenn ich dachte, mehr geht nicht, stieg die Frequenz der Wolkenblitze weiter an. Die Blitzfrequenz erreichte sicher 1 Blitz pro Sekunde, es waren aber abschnitte dabei, wo es auch bis zu 3 mal pro Sekunde zu einer Entladung kam! Langsam vernahm man auch ein Art Dauer-Donner, wie ich es selber noch nie miterlebt hatte. Das ganze Schauspiel dauerte sicher 10 Minuten. Es war gewaltig!
22.50 Uhr,
Die Zelle war jetzt merklich näher gekommen. Die Blitzrate wurde wieder etwas schwächer, dafür konnte man in der kurzen zeit wo ein Blitz die Gegend erleuchtet, erste Konturen erkennen, bevor sich wieder alles in der Dunkelheit verlor.
War dort eine Wallcloud zu sehen?! Was ist das für eine Struktur? Mammatus an der Vorderseite? Ich hatte keine Chance in der Dunkelheit etwas zu erkennen und das ganze kam auf mich zu – Right-Mover!?! Bei jedem Blitz erkannte ich einige Details die sehr bedrohlich wirkten, aber als ganzes konnte ich es nie erfassen.
22:58 / Richtung Nordwesten
22:59 / Richtung Nordwesten. Schönes Lowering auf der linken Seite
Dann auf dem Handy das Radar abgerufen...
Quelle: http://www.landi.ch
23:00 Uhr
Das ganze war irrsinnig Schnell. Jetzt kam Hektik auf! Kameraeinstellung ändern! 15 Sekunden (wie ich zuvor Belichtet hatte) war unbrauchbar, es gab nur unscharfes Gewisch auf dem Bild, da die Zelle in dieser Zeit, trotzdem noch 3-5 mal aufflackerte. Runter auf 5 Sekunden, dafür aber mit der Iso auf 1000 rauf. Das Bild wird dann halt körnig, aber wenigstens bekomme ich so die Struktur auf das Bild.
23:01 / Richtung Norden. Nun war die Wallcloud gut zu erkennen.
23:03 / Richtung Norden. Ein gewaltiger innerer Blitz erleuchtete die gesammte Basis.
Das ganze gieng nun sehr schnell. Die schwarze Wand kam immer näher. Auf der Vorderseite gingen alle paar Sekunden Wolkenblitze durch, die für eine kurze Zeit auch etwas die Basis beleuchteten. Es war in der tat eine gewaltige Zelle!
23:05 / Richtung Norden. Dynamik pur!
Nun kam langsam immer stärkerer Wind auf. Nicht wie gewohnt Böen, sonder relativ konstante starker Wind. Geschätzte 60 kmh dürften das schon gewesen sein. Der Kern der Zelle war nun auf gleicher Höhe wie ich (aber etwas nördlicher). Der Wind blies aus Richtung West / Südwest und war auch nicht sonderlich kühl. Das war kein typischer Outflow, sondern wohl her der Inflow! Leichter Regen setze nun ein. Ich knipste (anders kann man dem nicht mehr sagen) so gut wie möglich in Richtung Zentrum der Zelle weiter. Was für eine Wolkenabsenkung!
23:06 / Richtung Norden
Der Regen wurde stärker und ich war nun auch schon etwas hinter dem Zellkern der nun im Nordosten von mir lag. Das Licht wurde schlechter (die Blitze im Vorderen Teil der Zelle konnten die Basis von meinem Standort aus nicht mehr erhellen). Ich musste die Belichtungszeit (leider) wieder verlängern.
23:07 / Richtung Nordosten. Aufgrund der längeren
Belichtungszeit (15 Sekunden) verschwinden die Konturen
23:08 / Richtung Nordosten. Man beachte das "Zipfelchen" Unten
in der Mitte. Viel Platz für Spekulationen, aber lassen wir das.
Jetzt regnete es schon kräftig und wenn ich und meine Kamera nicht ganz nass werden wollten, musste ich jetzt einen trockenen Platz suchen. Ich sprang ins Auto und beobachte die gespenstige Szenerie weiter. Ich sah immer wieder Seitlich der Zelle (also im Südosten), dass es vor der Zelle weiterhin zu Entladungen kam. Die Basis blieb aber einfach schwarz ohne ersichtliche Konturen, dass Licht reichte einfach nicht mehr aus um etwas zu sehen.
Ich wartete noch etwas und fuhr dann mit der Zelle etwas gegen Osten (ohne dass ich nochmals eine Chance gehabt hätte an sie ran zu kommen). Dafür gab’s noch einpaar Blitze zu sehen.
23:23 / Richtung Nordosten von Kienberg aus.
Es war mittlerweilen 23.30 Uhr, und die Blitze waren nur noch als Flakeren hinter der Hügelkette zu erkennen. Was für ein Gewitter!! Ich brach mein Chasing ab und fuhr nach Hause.
Das war wieder mal etwas vom Eindrücklichsten was ich bis jetzt gesehen hatte. Zuerst das schon fast strobo-artige Wetterleuchten und dann diese gewaltige Zelle, mit einer sehr bedrohlich abgesenkten Basis.
Schwierig das ganze nur annähernd so zu schildern wie man es erlebt hatte. ich hoffe es ist mir etwas gelungen.
Schönes Wochenende und Grüsse
Crosley
Noch etwas in eigener Sache. Das Gewitter forderte zu einem späteren zeitpunkt weiter Östlich, ein Todesopfer (Baumschlag auf ein Auto). Es versteht sich von selbst, dass sich meine Begeisterung für das Gewitter klar zu dem sehr tragischen Vorfall abgrenzt. Ich bedaure das Unglück sehr!