Original von Marco (BE/TG)
P.S.: chasing mit Philippe und Stephan von heute Nachmittag, Resultat
war zuerst schöner Durchzug der Vorläuferlinie knapp südlich Bantiger
mit einigen schönen Naheinschlägen, dann hätten wir die zweite Zelle
beinahe verpasst weil vom Ulmiz aus kaum klare Strukturen erkennbar waren,
erwischten aber eine intensive Niederschlagszone in der Region Kiesen-
Linden-Eggiwil gerade noch \\\\\\\"von hinten\\\\\\\". Fotos werden wohl von Philippe
und/oder Stephan noch folgen....
Ciao zusammen
Hier also die versprochenen Bilder von der Chasingtour mit Marco (Fahrer -> Vielen Dank!), Philippe und meiner Wenigkeit. Erwartet nicht allzu viel von meiner Seite her, ich hoffe, dass Philippe noch etwas beisteuern kann...
Für den Überblick hier erst mal eine Karte:
Los gings kurz nach 13 Uhr, Startort war Meteotest in der Länggasse (Standort 1). Vorerst waren wir noch ohne Philippe unterwegs, der war noch zu Hause und hielt uns via Telephon über die Entwicklung auf dem Laufenden. Die Sache eilte, denn die von Marco angesprochene erste Vorläuferlinie war zackig unterwegs. Der Bantiger im Osten von war unser erstes Ziel, in der Hoffnung, dort von erhöhter Warte aus die Geschichte auf uns zukommen zu lassen.
Kaum angekommen (Standort 2), gings auch schon los. Südlich von uns zog eine Zelle durch, welche sicher ein gutes Dutzend Nah einschläge produzierte. Die Fotoausbeute meinerseits war mager, zu diffus waren die Lichtverhältnisse, hier dennoch zwei Bilder mit Blickrichtung Worb/Grosshöchstetten:
Der Blick in den Updraft-Bereich:
...und 2 Minuten später, praktisch identische Blickrichtung und ein bisschen reingezoomt: der Starkniederschlagsvorhang rauschte mit flottem Tempo an uns vorbei. Wir selber wurden bis auf wenige Tropfen verschont.
Nun klarte es rasch wieder auf und die Sonne heizte für etwa eine halbe Stunde gut ein - Zeit für eine Stärkung im Restaurant Alpenblick (Standort 3). Philippe informierte uns über die Genfersee-Zelle, was zu diesem Zeitpunkt eigentlich eher für eine Zugbahn entlang des Jurasüdfusses sprach. Die Signale waren jedenfalls wiedersprüchlich. So entschieden wir uns dafür, Philippe in Schliern (Standort 4) aufzuladen und das weitere Vorgehen spontan zu planen.
Schnell war der Entschluss gefasst, auf den Ulmizberg (Standort 5) zu fahren: Die Genfersee-Zelle in Richtung Freiburger Voralpen. Wir hofften, das ganze aus der Ferne mitverfolgen können und mit etwas Glück randlich noch etwas abzukriegen. Die Sicht spielte jedoch überhaupt nicht mit, die Stimmung war November-like wie bei einer Bisenlage, nur kam der Wind aus der falschen Richtung und die vereinzelt erkennbaren Blitze passten auch nicht in dieses Bild. Philippe hielt Rücksprache mit unserem Backoffice (herzlichen Dank an dieser Stelle!), die Genfersee-Zelle zog über die Stockhorn-Kette in Richtung Thun weiter.
Vom Ulmizberg erwarteten wir nicht mehr allzu viel. Philippes Vorschlag, unseren Standort hinter den Lisiberg (Standort 6, frei Blick in Richtung Thun) erwies sich als goldrichtig: Lisi- und Ulmizberg liegen in Luftlinie keine 3 km auseinander, dennoch war die Sicht sehr viel besser. Der Entschluss war schnell gefasst: ab auf die Autobahn Richtung Thun und dann ins Emmental. Vielleicht reichts noch, um die Zelle zu erreichen und sonst halt ein Hochwasserchasing. Aufgenommen vom Beifahrersitz aus (Standort 7, und zwar ganz exakt

) folgendes Bild, der Core-Punch schien unvermeidlich:
In Kiesen verliessen wir die Autobahn Richtung Oberdiessbach/Linden/Eggiwil, hier war auch die Zone der stärksten Niederschlagsintensität unserer Tour. Kurz vor Oberdiessbach sahen wir zum ersten Mal das Wasser in den Feldern stehen, auf dem Weg nach Linden überquerten wir zwei kleinere Gräben. Der erste, welchen wir begutachteten (Standort 8), entwässert ein Einzugsgebiet von gut 0.5 km^2 und führte gute 200 Liter Wasser pro Sekunde, der Geschiebetrieb war deutlich hörbar. Der zweite Graben (Standort 9) war weniger spektakulär.
Kurz nach Linden dann ein erstes Highlight (Standort 10):
Auf ca 50 Metern Länge stand das Wasser bis zu 15 cm tief unter Wasser. Das Wasser stammt aus einem Kanalisationsschacht, welcher den Vorplatz der Betriebsgebäude einer Kiesgrube entwässert. Sah ziemlich spektakulär aus, dass die Strasse überflutet wird, kommt an dieser Stelle aber wahrscheinlich gar nicht so selten vor. Es wies jedenfalls nichts darauf hin, dass die Niederschlagsmengen exorbitant hoch waren: Zwar hatten sich auf den Wiesen zum Teil Pfützen gebildet, es gab jedoch weder Rutschungen an den Hängen noch führte der Jassbach (keine 100 m von der Strasse entfernt) extrem viel Wasser.
Nächstes Ziel war die Emme bei Eggiwil, in der Hoffnung, deren Reaktion auf das Gewitter beobachten zu können. Kurz nach Eggiwil hielten wir bei einem Fusssteg über die Emme an. Weit imposanter als die Emme war der kleine Schmittengraben (3 km^2, Gebietsgrenzen auf der Karte rot eingezeichnet, Blickrichtung von der Strasse aus bachaufwärts):
Die Wasserführung auf dem obigen Bild beträgt irgendwas zwischen 1 und 3 m^3/s (Bilder zur Abschätzung gibts vielleicht noch von Philippe...), auch hier war der Geschiebetrieb deutlich zu hören.
Hier der Schmittengraben bei der Einmündung in die Emme:
Die Emme führt im Vergleich dazu relativ wenig Wasser (Blickrichtung flussaufwärts, der Schaum im Vordergrund wird durch das Wasser des einmündenden Schmittengraben erzeugt):
Wieder zu Hause hat sich herausgestellt, dass die Emme bei Eggiwil (Messstation liegt ca. 2 km flussaufwärts) einen Abfluss von nur etwa 4 m^3/s aufgewiesen hat:
Abfluss Emme-Eggiwil
Meinereiner war dann langsam nass bis auf die Knochen; was Gewitter anging, war die Luft draussen und so bliesen wir zum Rückzug... kurz nach 18 Uhr waren wir wieder zurück in der Länggasse.
Der Nachmittag hat sich auf jedenfall gelohnt, war eine sehr spannende Sache!