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Astronomische Ereignisse vom 2./3./4. März 2007

Verfasst: Sa 24. Mär 2007, 09:13
von knight
@Andreas, @ Christoph: Komischerweise gab es regionale Unterschiede bezüglich der Helligkeit. In Niedermuhlern (Sternwarte Uecht), im Seeland, Düdingen, Freiburg (CH), Verdun (FR) und Venezuela ( ;-) ) wurde die Finsternis als zu dunkel empfunden. Ich stiess im Internet auf Berichte, die von einer "normalen" Helligkeit sprachen.

Liebe Grüsse
Dominic

Astronomische Ereignisse vom 2./3./4. März 2007

Verfasst: So 25. Mär 2007, 23:20
von knight
Wie hell war die Mondfinsternis wirklich?

Vor der Mofi wurde ich in einem Lokalradio interviewt und die Frage, ob ich eine Mondfinsternis speziell wissenschaftlich verfolge, musste ich verneinen. Mehr als drei Wochen später schmunzle ich über meine Aussage. Ich habe mich noch nie so heftig im Nachhinein mit einer Mondfinsternis auseinandergesetzt...

Es geht mir bei der Frage nicht darum, herauszufinden, wer die richtige Antwort liefert. Es gibt kein richtig oder falsch. Viel mehr nimmt es mich Wunder, warum diverse Leute die Finsternis so unterschiedlich wahrgenommen haben?

Überlegungen und Beobachtungen bis jetzt:

Da wir am 3./4. März nahe dem astronomischen Frühlingspunkt waren, läuft der Terminator mehr oder weniger einem Längengrad nach. Die Totalität dauerte von 23:44 Uhr bis 00:58 Uhr. Der Terminator wanderte ungefähr von ca. 110° östliche Länge bis ca. 85° östliche Länge bzw. von ca. 70° westliche Länge bis 105° westliche Länge.
Diese überlegung hätte ich mir auch schenken können - ich hätte einfach die Satellitenbilder zu Hand nehmen können und schauen, wo der Terminator durchläuft.

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Satellitenbilder 4.3.2007 UTC 00.00 - Tag- und Nachtgranze Ost

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Satellitenbilder 4.3.2007 UTC 00.00 - Tag- und Nachtgranze West

Vergleicht man die Satellitenbilder mit anderen aus dieser Region, so ist mir kein signifikanter Unterschied aufgefallen. Frage an die Meteorologen: Stimmt dies, hatten wir zu diesem Zeitpunkt einen normalen Bedeckungsgrad?

Zum Feststellen wie hell eine Mondfinsternis tatsächlich ist, fallen mir zwei Möglichkeiten ein.
Zuerst die subjektive:

Beobachtet man den Mond von blossem Auge, sieht man folgenden Verlauf: Beim Eintritt in den Kernschatten überblendet der direkt beschienene Teil des Mondes den abgedeckten (von der Erde indirekt beschienenen) Teil. Während der Mondfinsternis wird der dunkle Teil auf einmal erkennbar - dies erfolgt früher, wenn die Erde den Mond hell anleuchtet. Ein Hobbyastronom hatte das Gefühl, dass dies bereits nach 20 Prozent Abdeckung der Fall war, was relativ früh ist! Dies spräche für eine helle Mondfinsternis... Ich selber kann diese Beobachtung leider nicht bestätigen.

Die Objektive:
Folgender empirscher Wert gilt es zu bestimmen:

L = - (M - 4) / 2.3

Dabei gilt:
L = Danjon-Stufe
M = Helligkeit des Mondes während der Mitte der Finsternis.

Für die Schätzung der Helligkeit des Mondes muss man den Feldstecher verkehrt (!!) herumhalten, so dass der Mond kleiner erscheint. Man schaut mit einem Auge durch den Feldstecher und mit dem anderen visiert man einen gleich hellen Stern an. Für die "richtige" Helligkeit muss man noch einen Korrekturfaktor berücksichtigen:

F = 5*log(G) + 0.31

Dabei gilt:
F = Korrekturfaktor
G = Vergrösserung des Feldstechers

F wird in der Formel

M = m - F

eingesetzt.

Auf folgende Zahlenwerte bin ich gekommen:

F = 4.8
m = 5
M = 0.2

Die Schätzung mit dem Feldstecher ergab einen Wert für den Mond von M = 0.2 und somit sind wir bei der Danjon-Stufe bei einer 1.5 angelangt, was einer dunklen Mondfinsternis entspricht...

Gerne nehme ich diverse Anregungen entgegen. Es kann doch nicht sein, dass die Helligkeit von Ort zu Ort so stark differiert! Die atmosphärischen Bedingungen in der Schweiz waren einwandfrei. Ein Astro-Kollege hatte in dieser Nacht Dienst auf der Sternwarte Zimmerwald, wo er per Laserbeschuss die die Distanz der Satelliten zur Erde vermessen musste. Gemäss seinen Aussagen war es eine sehr störungsfreie (musste zwar ein paar Wolken ausweichen) Nacht.

Zum Schluss noch ein Stimmungsbericht, den ich im Internet unter

http://www.sternfreunde-kelheim.de/repo ... eport.html

gefunden habe. So schön sollte man auch einmal eine Finsternis beobachten...

Unser Vorsitzender Bernhard Deufel berichtet aus Indien:

Es war eine der interessantesten MoFis seit den dunklen Pinatubo-Finsternissen Anfang der 90ger Jahre. Besonders imposant waren die Farbspiele in der Nähe des Außenrandes des Kernschattens. Solche blaugrünen Farbsäume am Mondrand habe ich noch nie beobachtet. Und dies war nun meine 9.Totale Mondfinsternis seit 1985! Ich empfand diese Finsternis auch als die dunkelste, die ich je gesehen habe. Das lag sicherlich auch am tiefen Eintauchen des Mondes in den Kernschatten. Ich habe die Finsternis an der Küste Goas unter Kokospalmen ab 20 Minuten vor Eintritt in den Kernschatten bis ca. 10 Minuten nach Mitte der Finsternis (in Indien dann 5 Uhr morgens) am Strand verfolgt. Während es langsam dunkler wurde und immer mehr Sterne sichtbar wurden, stieg im Osten der Skorpion mit Jupiter komplett über den Horizont und im Südwesten leuchtete das Kreuz des Südens in 15 Grad Höhe, daneben Hadar und alpha Centauri.

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...und ich musste mich mit l'eau de vie warm halten...

Liebe Grüsse
Dominic