Re: Forcast / Now, 30.04.12, Gewitter Süddeutschland, Rheing
Verfasst: Di 1. Mai 2012, 16:39
Hoi zäme
Chasingbericht, 30.04.12:
Grundsätzlich habe ich mich natürlich schon darauf eingerichtet (wie erwähnt) im Bereich Südschwarzwald, bzw. Donau- und Neckarquellgebiet inkl Schwäbische Alp zu positionieren und mich dort mit Ben (BaWü) zu treffen. Ist auch nicht weiter schlimm, dass z.B. in den Vorläufen (+30 h) hinsichtlich VT 18z relativ grosse Unterschiede bei GFS, WRF und HiRLAM festzustellen war. HiRLAM modellierte im Zielgebiet eine doch recht ansprechende Bodenkonvergenz, mit einem kleinen Bereich > 5 LI, wenn auch max. CAPE-Werte zunächst weiter östlich gerechnet wurden, was mir einleuchtete (Sat-Bild).
Doch auch 6 h später war z.B. die Konvektionsbewölkung bei GFS, inkl. Feuchteeinschub drin, was perfekt zur Sigmaringerzelle gestern gepasst hätte. Doch plötzlich in einem der letzten Läufe am Montag war quasi alles Makulatur, bzw. alles weiter westlich gerechnet. So änderte ich meinen Plan, denn ich befürchtete, dass die geringte Luftfeuchtigkeit im ursprünglichen Zielgebiet von teilweise < 35% (RH 700 hPa) nichts Konvektives hervorbringen könne, zumal die Südströmung nördlich der Alpen stark war.
Roland Morgenthaler und ich fuhren also Richtung Westen, positionierten uns vorerst in Pratteln, um von dort aus zu entscheiden, weiter nach Strassbourg (nördl.), oder in den Raum Belfort / Vogesensüdfuss zu fahren. In der Zwischenzeit hatte sich westlich von Pontarlier eine Linie gebildet, mit einer südöstlich davon angehängten, blitzaktiven Zelle; Zugrichtung Nordnordost. Da GFS noch in unserer Region Gewitter modellierte, war ich da noch gelassen und wir suchten uns einen idealen Spotterplatz etwas westlich von Mulhouse. Doch die zunächst relativ langsam vorankommende Linie legte an Tempo zu, riss in der Burgunder Pforte ab, wobei sie nach Nordnordwest von uns weg driftete. Die Zellen übersprangen diese Region und plötzlich sahen wir nördlich von uns im Bereich Colmar /Strassbourg eine einzelne Zelle über den Vogesen, welche ständig duch CC's bis zur Wolkenobergrenze flackerte. Nur wenige Minuten später traf uns die von Fabienne hier erwähnte Druckwelle, mit Böenspitzen um geschätzte 75-80 km/h. Das war's.
@ Willi, Ben
Gratuliere zu den Aufnahmen.
Ben, Du hast die Vermutung geäussert, dass die Sigmaringer-Zelle durch eine lokale Bodenkonvergenz getriggert worden sein könnte. Hmm, ich bin mir da irgendwie nicht so ganz sicher, kann mir aber das "Phänomen" auch nicht ganz erklären. Roland und ich haben darüber diskutiert und sind zu einem plausiblen Ergebnis gekommen: Betrachtet man im Donnerradar-Archiv die aus Süden herangeführte Feuchtigkeit, überquert ein grosses NS-Gebiet den Alpenkamm und ein Ausläufer erreicht Landquart, strömt als abtrocknende Luftmasse ins Rheintal, wo auf Höhe Feldkirch keine Signale mehr zu sehen sind. Zur selben Zeit hatte sich über dem Bodensee ein "CAPE-Nest" gebildet. Ich vermute nun, dass sich über unserem nördlichen Binnengewässer die trockene Luft wieder anfeuchten konnte, um kurze Zeit später weiter nördlich im Raum Friedrichshafen / Markdorf (Linzgau / D) eine einzelne, konvektive Zelle herausbilden zu können. Da zu diesem Zeitpunkt (meines Wissens) dort keine Bodenkonvergenz vorhanden war, stelle ich hier mal die These in den Raum, dass sie sich durch ihren eigenen Outflow "ernährte" und deshalb auch (im Vergleich zu den westlichen Zellen) auch so langlebig war. Vielleicht gibt's aber auch eine andere Erklärung (die mich sehr interessieren würde)...
Gruss Cyrill
Chasingbericht, 30.04.12:
Grundsätzlich habe ich mich natürlich schon darauf eingerichtet (wie erwähnt) im Bereich Südschwarzwald, bzw. Donau- und Neckarquellgebiet inkl Schwäbische Alp zu positionieren und mich dort mit Ben (BaWü) zu treffen. Ist auch nicht weiter schlimm, dass z.B. in den Vorläufen (+30 h) hinsichtlich VT 18z relativ grosse Unterschiede bei GFS, WRF und HiRLAM festzustellen war. HiRLAM modellierte im Zielgebiet eine doch recht ansprechende Bodenkonvergenz, mit einem kleinen Bereich > 5 LI, wenn auch max. CAPE-Werte zunächst weiter östlich gerechnet wurden, was mir einleuchtete (Sat-Bild).
Doch auch 6 h später war z.B. die Konvektionsbewölkung bei GFS, inkl. Feuchteeinschub drin, was perfekt zur Sigmaringerzelle gestern gepasst hätte. Doch plötzlich in einem der letzten Läufe am Montag war quasi alles Makulatur, bzw. alles weiter westlich gerechnet. So änderte ich meinen Plan, denn ich befürchtete, dass die geringte Luftfeuchtigkeit im ursprünglichen Zielgebiet von teilweise < 35% (RH 700 hPa) nichts Konvektives hervorbringen könne, zumal die Südströmung nördlich der Alpen stark war.
Roland Morgenthaler und ich fuhren also Richtung Westen, positionierten uns vorerst in Pratteln, um von dort aus zu entscheiden, weiter nach Strassbourg (nördl.), oder in den Raum Belfort / Vogesensüdfuss zu fahren. In der Zwischenzeit hatte sich westlich von Pontarlier eine Linie gebildet, mit einer südöstlich davon angehängten, blitzaktiven Zelle; Zugrichtung Nordnordost. Da GFS noch in unserer Region Gewitter modellierte, war ich da noch gelassen und wir suchten uns einen idealen Spotterplatz etwas westlich von Mulhouse. Doch die zunächst relativ langsam vorankommende Linie legte an Tempo zu, riss in der Burgunder Pforte ab, wobei sie nach Nordnordwest von uns weg driftete. Die Zellen übersprangen diese Region und plötzlich sahen wir nördlich von uns im Bereich Colmar /Strassbourg eine einzelne Zelle über den Vogesen, welche ständig duch CC's bis zur Wolkenobergrenze flackerte. Nur wenige Minuten später traf uns die von Fabienne hier erwähnte Druckwelle, mit Böenspitzen um geschätzte 75-80 km/h. Das war's.
@ Willi, Ben
Gratuliere zu den Aufnahmen.
Ben, Du hast die Vermutung geäussert, dass die Sigmaringer-Zelle durch eine lokale Bodenkonvergenz getriggert worden sein könnte. Hmm, ich bin mir da irgendwie nicht so ganz sicher, kann mir aber das "Phänomen" auch nicht ganz erklären. Roland und ich haben darüber diskutiert und sind zu einem plausiblen Ergebnis gekommen: Betrachtet man im Donnerradar-Archiv die aus Süden herangeführte Feuchtigkeit, überquert ein grosses NS-Gebiet den Alpenkamm und ein Ausläufer erreicht Landquart, strömt als abtrocknende Luftmasse ins Rheintal, wo auf Höhe Feldkirch keine Signale mehr zu sehen sind. Zur selben Zeit hatte sich über dem Bodensee ein "CAPE-Nest" gebildet. Ich vermute nun, dass sich über unserem nördlichen Binnengewässer die trockene Luft wieder anfeuchten konnte, um kurze Zeit später weiter nördlich im Raum Friedrichshafen / Markdorf (Linzgau / D) eine einzelne, konvektive Zelle herausbilden zu können. Da zu diesem Zeitpunkt (meines Wissens) dort keine Bodenkonvergenz vorhanden war, stelle ich hier mal die These in den Raum, dass sie sich durch ihren eigenen Outflow "ernährte" und deshalb auch (im Vergleich zu den westlichen Zellen) auch so langlebig war. Vielleicht gibt's aber auch eine andere Erklärung (die mich sehr interessieren würde)...
Gruss Cyrill

