Hoi zäme
ich schliesse mich da noch so gerne der Meinung von Andreas (Winterthur) an: geniale Bilder, vor allem wieder erste Sahne von Ben (BaWü)
Vielen Dank auch für die vielen positiven Feedbacks !!!
@ Christian (Schlieren)
Hat auch mir sehr grossen Spass gemacht erneut mit Dir zu chasen

Nächstes Mal gibt's zwischendurch sicher 'ne warme Mahlzeit...."räusper"....; versprochen
Wirklich schade, dass dieser Wolkenschlauch nicht bei Tageslicht zu sehen war, oder zumindest vom CG angestrahlt auf dem Foto noch besser erkennbar gewesen wäre. Einfach Pech: 25 Sek. Belichtungszeit, "klick" und aus, und nach 25,2 Sekunden schlug er in der Nähe ein...

Aus meiner Sicht hatte er aber kurz Boden- bzw. Wasserkontakt...
Chasingbericht 07.09.2013
Bereits am Mittwoch, 04.09.2013, lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Wochenende, da GFS in der Mittelfrist ein Ausgreifen des westlich gelegenen Troges, inkl. Abspaltung modelliert hatte:
Dazu auch:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=165583#p165583
Mit meinem Hinweis, dass uns erst ab dem 08.09.2013 die (Gewitter-)Lage beschäftigen werde, dachte ich natürlich an ein langsames Vorankommen der KF, die bereits Tage vorher erkennbar war. Vermutlich war das Bodenhoch über Skandinavien mit 1025 hPa zu wenig stark, um die Blockade in dieser Cut-off-Situation aufrecht zu erhalten, was dem westlichen KLT die Möglichkeit verlieh, allmählich (und rd. 24 Std. früher als prognostiziert) nach Osten einzuschwenken.
So betrachtete ich den 07.09.2013 inzwischen als weitaus spannender, wenngleich ich bei diesem spätsommerlichen Setup die der KF vorausgehenden Konvergenz als sehr kritischen Faktor im Verlauf der Episode betrachtete, mit dem Verdacht, sie könnte jener vorweg die Energie abgraben. Zudem sind Bisenkonvergenzen oft nur im Lee des Hochschwarzwaldes, bzw. im Bereich des Neckarquellgebietes günstig; in den übrigen Gebieten kann die Bise bodennah soweit durchgreifen, dass sie stabilisierend wirkt und konvektive Entwicklungen unterbindet.
Ein weiterer kritischer Punkt war die doch sehr stark bei den Britischen Inseln okkludierende Front, was ein Hinweis auf eine schleifende KF ist und deshalb den orografischen Bedingungen mehr Gewicht zu geben ist, als sonst. Zumindest nach der GFS-Modellierung (850er Theta-E) schien die Front nach dem 12z-Termin beinahe im Bereich des Pariser Beckens stehen zu bleiben, mit Tendenz einer leichten Rückläufigkeit (s. Vergleich 18z-Termin):
Dies ist im Mitteleuropa-Ausschnitt fast noch besser erkennbar:
In solchen Lagen setzt aus Süden über das französische Rhonetal frontvorderseitig WLA ein, was durch den Tiefausläufer unterstützt wird. Anhand der Karlsruher Rückwärtsrajektorie (GFS, 18z-Termin) ist diese Advektion feuchter Mittelmeerluft aus der Genueser Bucht erkennbar.....,
.... was insofern ein positiver Faktor für die Gewitterentwicklung ist und anhand der RH 700 hPa-Karte grob aufzeigt, wo dieses Feuchteangebot sich konzentriert:
Entsprechend der 6-stündige Niederschlag.....,
.... grossräumige Hebungszonen.....,
... mit konvektiven Entwicklungen:
Von den beiden in Frage kommenden Targets (Südschwarzwald / Neckarquellgebiet und Lyon / Pontarlier, bzw. Annecy / Genf) entschied ich mich für das Letztere, schon aufgrund des etwas höher gerechneten Superzellenparameters (18z-Termin) bei Lightning Wizard (GFS-basiert)......
..... und bei 25 m/s Scherung und einem slight risk für Tornados, fahre ich gerne ein paar hundert Kilometer weiter

:
Ausschlaggebend waren aber auch höhere MUCAPE und ein MULI von - 5 etwas westlich von Genf (WRF 8km bei Keraunos.org)....:
....... und bei diesen traumhaften SRH (0-3 km)-Werten von rd. 450 m2/s2 bin ich ehrlich gesagt schon gerne ganz in der Nähe
Etwas südlicher bei Janeks WRF-ARW (18z-Termin) ebenso traumhafte Höhendivergenz (Intervall 4 Stufen, 60 m/s) gerechnet,.....:
.....1'250 J/kg ML50 CAPE, TP von 18° Grad Celsius usw., sowie der SMR-Parameter vielversprechend:
Doch selbst die schönsten Karten sind nur Anhaltspunkte (und es wäre ja langweilig, wenn es genau so kommen würde, wie modelliert..

). Aber es kam eben anders und etwa so, wie ich es am Morgen ein wenig befürchtet hatte, als ich gg. 11 00 MESZ, das Satellitenbild anschaute. Im Bereich der östlich der KF sich bildenden (oben erwähnten) Konvergenzzone, entstand bereit massive Bewölkung, welche die Sonneneinstrahlung dämpfte. In Südfrankreich die bänder-, oder wellenartige, hochreichende Bewölkung (Cirrus, Cirrocumulus) erkennbar, was auf eine (zu) starke Höhenströmung schliessen lässt. Und die eigentliche KF (s. DWD-Modell oben) ist das leicht strukturierte Wolkenband vom Pariser Becken hinunter bis an die nordspanische Küste; dem entsprechend hielt sich meine Begeisterung in Grenzen:
Cosmo2 war bei solchen SSW-Lagen und schleifenden Fronten bisher recht zuverlässig und so schlug ich vor Abfahrt in Winterthur, bzw. Schlieren vor, dass wir uns im Bereich Nyon am Genfersee positionieren und dort weiter entscheiden:
Bei Rolle bereits um die Mittagszeit erhöhte MUCAPE von gg. 1'300 J/kg:
Wir fuhren bei Nyon von der Autobahn an die Route de Suisse, um irgendwo einen günstigen Spotterplatz zu suchen. Doch wie an einer Perlenkette, reihen sich dem Ufer entlang private Grundstücke mit noblen Villen und nur gerade bei Coppet (vor Genf) besteht die Möglichkeit freie Sicht auf den See vom Ufer aus zu erlangen. Zudem bestätigte das Radarbild meine Bedenken, dass im Bereich Lyon die Gewitterlinie mit vereinzelt knackigen, konvektiven Zellen zu optimistisch gerechnet wurden. Typisch für solche SSW-Lagen im Rhonetal sind grossflächige, stratiforme Niederschlagsgebiete, mit eingelagerten, moderaten Zellen:
Wir entschieden in der Schweiz zu bleiben, fuhren nach Montagny, von wo aus wir in der Ferne die ersten Blitze sehen konnten. Es war inzwischen kurz 20 00 MESZ, als die Linie uns überquerte und sich entsprechend der Cosmo2-Vorhersage verstärkte. Erhöhte MUCAPE-Werte am Genfersee (Anetz, 17z), zwischen Rolle und Lausanne:
Wir fuhren sofort los, unterquerten den Starkniederschlagsbereich, positionierten uns am Ufer bei Rolle und die stärkste und blitzreichste Zelle kam uns genau von Annemasse her entgegen:
Danach ging es über Vevey (wo eine Zelle leider zusammenklappte) über Fribourg (wo westlich von uns bei Payerne das Dauergeflacker einer sich intensivierenden Zelle sichtbar war) und Bern nach Lyss, wo wir von Osten her die Gewitterlinie wieder erreichten und fuhren nach Biel, begleitet von heftigen Sturmböen (alle Fotos weiter vorne im Thread).
Interessant dazu: Cosmo2-Messung......
.... und Vorhersage, rd. 11 Stunden vorher:
Gruss Cyrill