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Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: So 4. Sep 2011, 17:13
von Rheintaler
Kaiko (Döttingen) hat geschrieben:Hallo Roman

Gemäss Mitteilung MeteoSchweiz wurde der Niederschlagsmesser repariert:
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... rkeit.html

Gruss Kaiko
Immerhin. Mich würde von Meteoschweiz aber vor allem interessieren, ob die von mir bezweifelten Niederschlagsmesswerte aus den Statistiken gelöscht wurden. Solch exorbitante Werte haben sich natürlich auch in der Presse niedergeschlagen. In einem Bericht von SF Meteo über den Sommer 2011 heisst es beispielsweise: "Auch im Osten war es an einigen Orten deutlich zu nass, so lag die Niederschlagsmenge in Chur ebenfalls 47 Prozent über dem langjährigen Durchschnittswert."
Quelle: http://meteo.sf.tv/sfmeteo/wwn.php?id=201108291200

Nimmt man als Normperiode den Zeitraum von 1961 bis 1990, erhält man für Chur als durchschnittliche sommerliche Niederschlagsmenge (Juni bis August) 280 mm.
Quelle: http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... summen.pdf
Gemäss SF Meteo Wettermelder mass man im Sommer 2011 411,3 mm. Subtrahiert man nun von dieser Menge die zweifelhaften Werte (65,6 mm -> siehe erster Post), käme man auf 345,7 mm. Dieser Wert läge nur noch 23,46% über dem langjährigen Mittel. An meiner Wetterstation, welche nur wenige Kilometer von der Messstation Chur entfernt liegt, mass ich in den Monaten Juni bis August 303,8 mm. Auch umliegende Stationen von Meteoschweiz (Elm, Davos, Vaduz) verzeichneten keine derart grossen Abweichungen vom Normwert (+9,79%, +6,15%, +15,04% -> Quellen: Meteoschweiz, SF Meteo Wettermelder).

Lange Rede, kurzer Sinn: Da Meteoschweiz das Messgerät repariert hat, muss sie sich sicher sein, dass zumindest ein Messwert fehlerhaft war. Dieser Wert ist aus den Statistiken zu löschen. Alles andere ist nicht konsequent.

Gruss
Roman

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: So 4. Sep 2011, 17:48
von Bernhard Oker
Die Daten vom Bière schauen seit ein paar Stunden nicht ganz in Ordnung aus.
(Temperatur und Feuchtigkeit)
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... tation=BIE

Gruss
Bernhard

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Mo 5. Sep 2011, 07:36
von Marco (Hemishofen)
Hallo Rheintaler
Lange Rede, kurzer Sinn: Da Meteoschweiz das Messgerät repariert hat, muss sie sich sicher sein, dass zumindest ein Messwert fehlerhaft war. Dieser Wert ist aus den Statistiken zu löschen. Alles andere ist nicht konsequent.
Die offensichtlich falschen Messwerte werden aus dem datawarehouse manuell gelöscht. Wir verfügen über ein Team,
welches diese Arbeit so gut wie es halt irgendwie geht, erledigt. Im Falle von Chur ist der Fehler schon seit einigen
Tagen oder mittlerweile Wochen bekannt. Es gibt weitaus problematischere Fälle wie e.g. langsame Drift eines Sensors,
den man erst nach einiger Zeit und signifikanter Grössenordnung des Fehlers überhaupt erkennt - solche Messfehler
nachträglich zu korrigieren ist eine echte challenge.

Bzgl. Bière: ich werde die Verdachtsmeldung den Messtechnikern und dem datawarehouse-Team zur Überprüfung melden,
falls nicht schon geschehen. Danke für den Hinweis, Bernhard.

Liebe Grüsse, Marco

P.S. zum Thema Statistiken/Klimatologie: ich finde es eine Unsitte, schon vor Monatsende jeweils die Monats- und
Saisonbilanzen breitzuwalzen - gilt für MeteoSchweiz, SF und alle andern wahrscheinlich auch, selbst der DWD tut das:
http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/ ... _news.html
Pure mediale Ungeduld und headline-Geilheit, ich finde diese Berichte gehören nicht vor dem 1. des Folgemonats veröffentlicht.

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Mo 5. Sep 2011, 16:48
von Rheintaler
Marco (Stettfurt) hat geschrieben:Hallo Rheintaler
Lange Rede, kurzer Sinn: Da Meteoschweiz das Messgerät repariert hat, muss sie sich sicher sein, dass zumindest ein Messwert fehlerhaft war. Dieser Wert ist aus den Statistiken zu löschen. Alles andere ist nicht konsequent.
Die offensichtlich falschen Messwerte werden aus dem datawarehouse manuell gelöscht. Wir verfügen über ein Team,
welches diese Arbeit so gut wie es halt irgendwie geht, erledigt. Im Falle von Chur ist der Fehler schon seit einigen
Tagen oder mittlerweile Wochen bekannt.
Nur um der Transparenz willen: Darf man in nächster Zeit erfahren, welche Werte aus welchem Grund gelöscht werden?

Gruss
Roman

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Mo 12. Sep 2011, 09:52
von Marco (Hemishofen)
Hoi zämä,

ich habe intern abgeklärt, wie die Abläufe bei den Veröffentlichungen der nun frei verfügbaren Monatsstatistiken sind.
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... 01108.html
  • Kurz vor Monatsende erscheint eine erste Bilanz, die als vorläufig deklariert wird. Damit werden vor allem die vielen
    medialen Bedürfnisse abgedeckt, wenngleich die endgültigen Zahlen noch nicht auf die Nachkommastellen genau vorliegen
  • Anfang Folgemonat werden die endgültigen Zahlen veröffentlicht, der Bericht wird aufdatiert mit allen zu dem Zeitpunkt vorliegenden,
    allenfalls auch korrigierten Werten. Ingenieure, Klimatologen, Statistiker, etc. tun gut daran, diesen Zeitpunkt abzuwarten.
Auslöser dieser Diskussion war ja eigentlich der defekte Niederschlagsmesser von Chur, in diesem Zusammenhang eine wichtige Anmerkung:
die Zeiten haben sich geändert, Messwerte sind nicht mehr wie früher sakrosankt sobald sie mit Tinte in einem Bericht niedergeschrieben werden.
Heutzutage besteht die Möglichkeit, nachträglich Werte zu korrigieren wenn sie falsch sind. Ich mag mich erinnern an einen Fall im Oktober 2009,
wo in Quinten am Walensee bei einem Kaltlufteinbruch eine sehr hohe Windspitze registriert wurde. Der Werte wurde anfangs geflagged und gelöscht,
weil spekuliert wurde, dass es sich um eine Fehlmessung handelte. Auf nachträgliche Intervention wurde der Wert dann wieder in die Datenbank aufgenommen,
weil im Rahmen der möglichen Variabilität und der lokalen Effekte am Standort eine korrekte Messung doch nicht ausgeschlossen werden konnte.
Weiter wird sehr viel Aufwand getrieben, lange Messreihen zu homogenisieren, damit sie für klimatologische Analysen verwendbar sind. Dabei können sich
Messwerte auch sehr viel später ändern. Dies zwei Beispiele die illustrieren sollen, dass wir bzgl. Messwerten umdenken müssen.

Wahrscheinlich gilt weiterhin das Stammtisch-Sprichwort: wer misst, misst Mist. Jede Messung, seien es Punktmessungen oder Fernerkundung ist
letztlich eine Approximation an eine Realität, die höchsten annähernd und bedingt repräsentativ für grosse Gebiete/Zeiträume erfasst werden kann.

Nachtrag: ich wurde im Zusammenhang mit Datenmanagement auf dieses Dokument auf der MeteoSchweiz homegape aufmerksam gemacht, das
als Referenz gelten soll.

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Mi 5. Okt 2011, 10:27
von Chicken3gg
Schön einheitliche Temperaturen in der Schweiz, sowohl im Flachland als auch auf 4'000m :-D
Bild

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Mi 5. Okt 2011, 13:15
von Thomas Jordi (ZH)
Grundsätzlich trifft die Prognose das Schweizer Wetter im Durchschnitt recht gut. *SCNR*

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Di 11. Okt 2011, 00:59
von Stocken
Hallöchen

Ich hab ja schon lange nicht mehr nachgefragt und über den normalen Dienstweg ist für folgende Frage meistens schwer eine Antwort zu kriegen.

Kann einer der lieben MS-Mets. deshalb bitte mal in ZH-Kloten nachfragen, wie die W1=8 am Sonntag um 18z zu Stande gekommen ist?

Nach 12z taucht eigentlich kein ww mehr auf und auch um 15z kein W1. Zudem ist in keiner METAR-Meldung in den Zeitrraum rr ersichtlich.

Vielen Dank für eine Aufklärung.

Liebe Grüsse
Pepe

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Di 11. Okt 2011, 08:50
von Marco (Hemishofen)
Ciao Pepe, ich werde nachfragen, danke für den Hinweis.

Re: Liebe MeteoSchweiz...

Verfasst: Do 13. Okt 2011, 15:50
von Marco (Hemishofen)
@ Pepe: also es hat gemäss Beobachter während dem ganzen Nachmittag keinen Schauer auf dem Platz gegeben,
der von den Messgeräten registriert wurde, jedoch hat er kurz nach 1140 UTC, also kurz nach Abgabe der SYNOP
Meldung von 1200 UTC die noch ein paar Tropfen beobachtet und sie daher im W1 1800UTC berücksichtigt (in
dem Fall ist das fehlende W1 um 1500 UTC ein Fehler?). Die Situation ist also ein Grenzfall in extremis.

Vorschlag an die Turnierredaktion: zählt doch sowohl für trocken als auch für Schauer ausnahmsweise die volle
Punktzahl, um im Sinne einer Kompormisslösung eine einigermassen faire Wertung zu erhalten. Wetter lässt
sich halt nicht immer bis ins hinterste Detail in Schubladen pressen, es geht um kontinuierliche physikalisch Parameter.

Gruss Marco