Re: Wechselhaftes Westwindwetter mit Schauern und Gewittern ab 16.05.2021
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 08:01
				
				Fürs Sturmforum sicher auch interessant (mein aktuelles Œuvre) zum ganz normalen Mai:
Hier gehts zum Artikel mit Grafiken und allem drum und dran: https://www.zsz.ch/garstiger-mai-das-we ... 9194949551
Text:
Garstiger Mai? Das Wetter in Zürich könnte noch viel schlimmer sein
Gross ist derzeit das Wehklagen über den regnerischen Mai. Ein Blick ins Klimaarchiv relativiert aber die derzeitige «Kälte».
Toll war das Wetter in diesem Mai bisher nicht. Statt Sonnenschein und Frühlingswärme gab es Kälte, Regen und teilweise sogar Sturm. Und zwar praktisch ohne Unterbruch.
Aber: Ist dieser Mai im Grossraum Zürich wirklich so schlimm und aussergewöhnlich?
Eine Analyse der Daten der Meteo-Schweiz-Wetterstationen Zürich-Fluntern, Kloten und Wädenswil zeigt: Wir haben eigentlich keinen Grund, uns zu beschweren.
Temperatur: Sehr kühl, aber nicht rekordverdächtig
Um einordnen zu können, wie kalt oder warm ein Monat ist, wird in der Klimatologie die Monatsdurchschnittstemperatur mit langjährigen Normwerten verglichen. Der aktuelle Normwert bezieht sich auf die Phase zwischen 1981 und 2010.
In Zürich-Fluntern weist der Mai bisher eine Monatsdurchschnittstemperatur von 10,2 Grad auf. Die langjährige Norm 1981-2010 an dieser Wetterstation liegt bei 12,6 Grad. Der Mai ist bisher also 2,4 Grad kühler als üblich.
Blickt man in der Datenreihe etwas weiter zurück, relativiert sich diese «Kälte» aber stark. In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es gleich reihenweise Maimonate, die noch viel kühler waren, nämlich 3 bis 4 Grad unter der Norm.
Noch schlimmer zu leiden hatten Frühlingsliebhaber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In dieser Periode bot der Mai teilweise extreme Ausreisser in den kalten Bereich mit fast 6 Grad unter der Norm.
Um einen vergleichbar kühlen Mai zu finden, muss man allerdings gar nicht so weit zurückgehen. Der Mai 2019 war ähnlich kühl wie der aktuelle. Damals schneite es im Grossraum Zürich sogar bis in tiefe Lagen.
Der Eindruck ausserordentlicher Kälte dürfte wohl auch daher rühren, dass sich der Mai, genauso wie der gesamte Frühling, seit Ende der 1990er-Jahre markant erwärmt hat. «Ein Rückfall in das früher übliche Temperaturregime wird da als aussergewöhnlich empfunden», sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Regen: Da geht noch viel mehr
Wolken, Wind und Regen dominierten bisher das Bild im Mai. Schaut man sich aber die bisher effektiv gefallenen Regenmengen an und vergleicht diese mit der langjährigen Norm, zeigt sich Überraschendes.
In der Zürichseeregion (Wetterstation Wädenswil) wurden bisher 116 mm Regen gemessen (bis 20. Mai). Der langjährige Durchschnitt liegt hier jedoch bei 135 mm. Der Mai bringt es am Zürichsee also erst auf 86 Prozent des üblichen Monatssolls. In Zürich-Fluntern sieht es ähnlich aus. Nur an der Wetterstation Kloten ist das Monatssoll bereits erreicht.
Extrem nass ist der Mai 2021 damit keineswegs. In Wädenswil muss man nicht weit in die Vergangenheit zurückgehen, um Monate zu finden, in denen es viel extremer «schiffte». 1999 kamen zum Beispiel mehr als 250 mm vom Himmel – also mehr als das Doppelte des aktuellen Werts.
Punkto Nässe kann der Mai 2021 also noch ordentlich zulegen. Er läge immer noch unter dem, was hierzulande klimatologisch möglich ist.
Sonne: Meist hinter den Wolken
Die Sonne hat sich bisher in diesem Mai selten blicken lassen. Hier stimmt der subjektive Eindruck sehr gut mit den Daten überein, die Meteo Schweiz im Grossraum Zürich misst.
In Zürich-Kloten wurden bis zum 20. Mai erst 81 Sonnenstunden registriert. Im Durchschnitt scheint die Sonne an dieser Station im ganzen Mai während 186 Stunden. «Wir sind also erst bei 44 Prozent der normalerweise zu erwartenden Besonnung», sagt Stephan Bader. Bis Ende Monat dürfte sich diese Bilanz zwar noch etwas aufbessern. Es kann jedoch bereits jetzt davon ausgegangen werden, dass der Mai 2021 als sonnenarmer Monat in die Statistik eingehen wird.
Auch bei der Besonnung gilt aber: Dieser Mai ist nicht so schlimm, wie er dargestellt wird. In den Klimadaten finden sich in der Vergangenheit Exemplare des «Wonnemonats», die Frühlingsfans heutzutage in die Verzweiflung treiben würden. Im Mai 1939 zeigte sich die Sonne zum Beispiel nur 68 Stunden am Himmel über Zürich.
Keine Veränderung bis zum Monatsende
Gross ändern dürfte sich der Wettercharakter bis Ende des Monats wohl nicht mehr. Die Prognosen der Wettermodelle zeigen, dass sich zwar über die Pfingsttage vorübergehend eine leichte Verbesserung einstellen wird – zumindest dahingehend, dass es kaum regnen wird. Bereits in der kommenden Woche fällt der Mai dann aber in sein bisheriges Muster zurück. Es ist erneut mit Wolken, Wind und Regen zu rechnen.
Der Mai 2021 bleibt sich also treu. Er wird so zu Ende gehen, wie er angefangen hat.
			Hier gehts zum Artikel mit Grafiken und allem drum und dran: https://www.zsz.ch/garstiger-mai-das-we ... 9194949551
Text:
Garstiger Mai? Das Wetter in Zürich könnte noch viel schlimmer sein
Gross ist derzeit das Wehklagen über den regnerischen Mai. Ein Blick ins Klimaarchiv relativiert aber die derzeitige «Kälte».
Toll war das Wetter in diesem Mai bisher nicht. Statt Sonnenschein und Frühlingswärme gab es Kälte, Regen und teilweise sogar Sturm. Und zwar praktisch ohne Unterbruch.
Aber: Ist dieser Mai im Grossraum Zürich wirklich so schlimm und aussergewöhnlich?
Eine Analyse der Daten der Meteo-Schweiz-Wetterstationen Zürich-Fluntern, Kloten und Wädenswil zeigt: Wir haben eigentlich keinen Grund, uns zu beschweren.
Temperatur: Sehr kühl, aber nicht rekordverdächtig
Um einordnen zu können, wie kalt oder warm ein Monat ist, wird in der Klimatologie die Monatsdurchschnittstemperatur mit langjährigen Normwerten verglichen. Der aktuelle Normwert bezieht sich auf die Phase zwischen 1981 und 2010.
In Zürich-Fluntern weist der Mai bisher eine Monatsdurchschnittstemperatur von 10,2 Grad auf. Die langjährige Norm 1981-2010 an dieser Wetterstation liegt bei 12,6 Grad. Der Mai ist bisher also 2,4 Grad kühler als üblich.
Blickt man in der Datenreihe etwas weiter zurück, relativiert sich diese «Kälte» aber stark. In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es gleich reihenweise Maimonate, die noch viel kühler waren, nämlich 3 bis 4 Grad unter der Norm.
Noch schlimmer zu leiden hatten Frühlingsliebhaber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In dieser Periode bot der Mai teilweise extreme Ausreisser in den kalten Bereich mit fast 6 Grad unter der Norm.
Um einen vergleichbar kühlen Mai zu finden, muss man allerdings gar nicht so weit zurückgehen. Der Mai 2019 war ähnlich kühl wie der aktuelle. Damals schneite es im Grossraum Zürich sogar bis in tiefe Lagen.
Der Eindruck ausserordentlicher Kälte dürfte wohl auch daher rühren, dass sich der Mai, genauso wie der gesamte Frühling, seit Ende der 1990er-Jahre markant erwärmt hat. «Ein Rückfall in das früher übliche Temperaturregime wird da als aussergewöhnlich empfunden», sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Regen: Da geht noch viel mehr
Wolken, Wind und Regen dominierten bisher das Bild im Mai. Schaut man sich aber die bisher effektiv gefallenen Regenmengen an und vergleicht diese mit der langjährigen Norm, zeigt sich Überraschendes.
In der Zürichseeregion (Wetterstation Wädenswil) wurden bisher 116 mm Regen gemessen (bis 20. Mai). Der langjährige Durchschnitt liegt hier jedoch bei 135 mm. Der Mai bringt es am Zürichsee also erst auf 86 Prozent des üblichen Monatssolls. In Zürich-Fluntern sieht es ähnlich aus. Nur an der Wetterstation Kloten ist das Monatssoll bereits erreicht.
Extrem nass ist der Mai 2021 damit keineswegs. In Wädenswil muss man nicht weit in die Vergangenheit zurückgehen, um Monate zu finden, in denen es viel extremer «schiffte». 1999 kamen zum Beispiel mehr als 250 mm vom Himmel – also mehr als das Doppelte des aktuellen Werts.
Punkto Nässe kann der Mai 2021 also noch ordentlich zulegen. Er läge immer noch unter dem, was hierzulande klimatologisch möglich ist.
Sonne: Meist hinter den Wolken
Die Sonne hat sich bisher in diesem Mai selten blicken lassen. Hier stimmt der subjektive Eindruck sehr gut mit den Daten überein, die Meteo Schweiz im Grossraum Zürich misst.
In Zürich-Kloten wurden bis zum 20. Mai erst 81 Sonnenstunden registriert. Im Durchschnitt scheint die Sonne an dieser Station im ganzen Mai während 186 Stunden. «Wir sind also erst bei 44 Prozent der normalerweise zu erwartenden Besonnung», sagt Stephan Bader. Bis Ende Monat dürfte sich diese Bilanz zwar noch etwas aufbessern. Es kann jedoch bereits jetzt davon ausgegangen werden, dass der Mai 2021 als sonnenarmer Monat in die Statistik eingehen wird.
Auch bei der Besonnung gilt aber: Dieser Mai ist nicht so schlimm, wie er dargestellt wird. In den Klimadaten finden sich in der Vergangenheit Exemplare des «Wonnemonats», die Frühlingsfans heutzutage in die Verzweiflung treiben würden. Im Mai 1939 zeigte sich die Sonne zum Beispiel nur 68 Stunden am Himmel über Zürich.
Keine Veränderung bis zum Monatsende
Gross ändern dürfte sich der Wettercharakter bis Ende des Monats wohl nicht mehr. Die Prognosen der Wettermodelle zeigen, dass sich zwar über die Pfingsttage vorübergehend eine leichte Verbesserung einstellen wird – zumindest dahingehend, dass es kaum regnen wird. Bereits in der kommenden Woche fällt der Mai dann aber in sein bisheriges Muster zurück. Es ist erneut mit Wolken, Wind und Regen zu rechnen.
Der Mai 2021 bleibt sich also treu. Er wird so zu Ende gehen, wie er angefangen hat.




 
 