@ Peter Nürensdorf: ich hab eine andere traurige Erfahrung gemacht, die besten Windtage sind die,
an denen man Familien- oder andere Anlässe hat, die man nicht schwänzen kann!
Unser erster Wintersturm hält sich bis jetzt recht gut an den Fahrplan, zumindest in höheren Lagen.
LaDole und Chasseral haben die 120km/h Marke geknackt. Nur in den Niederungen des Mittellandes mag
der SW nicht so richtig:
Wind Chasseral
Wind Neuchatel
Selbst exponierte Stationen wie Zürich-MeteoSchweiz messen bis dato nicht grad berauschende Windstärken,
immerhin die Lägern ging heute Morgen mal in die Nähe der 100km/h. Auf dem Neuenburgersee standen
heute Nachmittag nur gemütliche 4-5Bf (geschätzt, subjektiv) als Antrieb zur Verfügung.
Ich werd das Gefühl nicht los, dass der blöde Schnee, der überall noch liegt (lag), die Stabilität
in den bodennahen Schichten im Flachland erhöht und das Mixing kaputt macht. Die Böen gehen drum in
den Niederungen immer nur dann richtig hoch, wenn in der Höhe labilisiert wird, z.B. bei Durchgang
von Front oder kleinen Trögen - sprich, wenn die Labilisierung von oben ausgelöst wird. Ich denke,
dass in der Nacht doch noch die eine oder andere stärkere Böe registriert wird, wenn die Höhenkaltluft
kommt.
Wegen dem Einfluss der Stabilität: ich hab bis jetzt noch nie so genau darauf geschaut bei W-Lagen, aber
bei guter Durchmischung der Luftschichten geht die Temperaturdifferenz NEU-CHA sonst oft bis 9-10°C, was etwa
trockenadiabatisch ist. Dies war heute nie der Fall (nur etwa 7°C), ein Indiz für ein trockenSTABILES Temperaturprofil:
Temperatur Chasseral
Temperatur Neuchâtel
Resultat sind schlappe 30-60km/h in Neuchâtel heute Nachmittag, obwohl es auf dem Chasseral mit über
100km/h pfiff (klassische Ressourcenverschwendung). Ja und was war denn gestern, kann man sich fragen?
Temperaturdifferenz etwas höher (gut 8°C am Nachmittag), d.h. weniger stabil. Wind in NEU in den Nachmittags-
stunden ähnlich wie heute, 30-50km/h. Gleichzeitig auf dem CHA aber deutlich weniger als 100km/h -> man
könnte argumentieren, dass der Wind auf 1500m zwar schwächer war, als heute, jedoch dank grösserer Labilität
besser zum Boden durchgemixt wurde.
Fazit: einmal mehr sind die starken Winde in den Niederungen eng an die vertikale Durchmischung und damit
an die Stabilität gekoppelt. Der feuchte, teils sogar schneebedeckte Boden zieht das Temperaturprofil im
Moment konstant auf die stabile Seite des Spektrums. Labilisiert wird es im Moment nur von oben, durch
Höhenkaltluft (ist nicht immer so, kann durchaus auch Sonneneinstrahlung sein, welche von unten her labilisiert,
auch im Winter!) und dies ist wichtig fürs timing der stärksten Böen!
Grüssli, Marco
P.S.: d.h. die stärksten Böen treten im Flachland darum wohl jetzt zwischen 18Z und 03Z auf,
danach lässt der Wind in der Höhe nach, davor war's zu stabil.
- Editiert von Marco (BE/TG) am 04.12.2005, 22:10 -