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Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Mi 26. Jul 2006, 20:43
von Chrigu Riggisberg
Hallo zäme

In Riggisberg hat es heute zwischen 11.00 und 12.30 Uhr 15 mm geregnet. Endlich. Die Natur freut es. Mich auch, obschon ich mit meiner Prognose ziemlich daneben lag. Solche features wie heute machen das Wetter erst so richtig spannend.

Gruss Chrigu

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Mi 26. Jul 2006, 21:59
von harrie
Meine Erfahrungen mit den Gewittern von heute waren nicht so gut. Ich bin voll drin gekommen (siehe unten), was mir sehr selten passiert (in über 200 Berg-, Schneeschuh- und Hochtouren in der Schweiz erst der 2. Mal). Zum Glück war die elektrische Aktivität minimal. Morgen und Freitag darf es aber wieder heftig gewittern ;-)

Die Wettervorhersagen für Mittwoch den 26. Juli von Meteoschweiz, Meteonews und SFDRS waren gut: erst gegen Abend Gewitter. Wie üblich schaue ich auch noch die Modellberechnungen an: es fällt auf dass GFS-MittelEuropa schon für die Mittagszeit Regen drin hat für die Berner und Walliser Alpen. Das alpine Modell NMM (4 km Auflösung) hat sogar etwas grössere Mengen. Wieso reden Meteoschweiz usw. da nicht über? Ich glaube mal an das Fingerspitzengefühl von die Wetterbureaus. Am Morgen im Zug sieht man richtung Berner Oberland schon Hebung aus die mittlere Schichten. Auch ein schlechtes Zeigen.

Es ist bewölkt im Gasteretal. Gesternabend hat es hier offenbar ziemlich gewittert. In Kandersteg liegen ästen auf den Bodem und im Tal ist das Wasser vom Fluss ziemlich braun (sieht man von oben). Der Aufstieg zu den Balmhornhütte ist meist ausgesetzt, aber ist sehr gut prepariert. Teilweise ist der Weg aus den Fels geschlagen. Auf eine Strecke gibt es Steinschlag. Verschiedene (kleine) Steine gehen mit grosser Geschwindigkeit nach unten. Ich laufe zurück und warte 5 Minuten geschützt ab. Oberhalb die Hütte (2200 m) sieht man dass es dunkler wird im Südwesten und anfängt zu regnen in Kandertal. Später regnet es auch im Gesterental, aber ich habe nur tropfen, und weil es nicht donnert, gehe ich weiter. Auf etwa 2600 m setzt intensiver Regen ein, aber ich gehe weiter weil es weiter im Südwesten deutlich weniger dunkler wird, und immerhin noch nicht gedonnert hat; es regnet noch aus einer Zelle welche über den Balmhorn zieht. Es fällt auf dass das Gipfelkreuz (Gasteräspitz) "zittert" (Word?). Weil das ein neues Phenomen für mich ist, schaue ich noch mal gut, aber es hört wie Elektrizität an, und ich denke dass es mit ein grösseres Spannungsfeld zu tun hat, und steige unmittelbar ab (der Hüttenwart erzählt später dass manchmal das Kreuz blau aufleuchtet, wahrscheinlich geht es dabei um St. Elmus Feuer (aus holländisch übersetzt)). Fünf Minuten später gibt es dann ein Naheinschlag. Ich steige dann ziemlich schnell ab, aber in die abschüssigen Stellen (steiles Gras, geneigte Platten; T3-T4) kann man nicht zu schnell gehen. Das Gewitter bewegt aber weg von Balmhorn ins Lötschental. Nach eine Pause in die Hütte (gemütliche Hütte, freundliche Bedienung) geht es weiter nach unten, und dann setzt der Regen nochmals wieder ein. Aus die Balmhorn Nordwand gehen dann ständig Steine (oder Eis?) ab.

Gruss

Harrie-Jan

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Mi 26. Jul 2006, 23:30
von Severestorms
@Harrie-Jan: Von einem Gewitter in den Bergen überrascht zu werden, ist wirklich nichts Angenehmes. Zum Glück bist du da heil wieder rausgekommen. In Bezug auf das leuchtende Kreuz: Du meinst das sogenannte Elmsfeuer.

@Christian: Mit "Pfupf" meinen wir Schweizer "Energie", "Ladung", "Pfeffer"... Thies hat es richtig erklärt. Mit "De Pfupf isch dusse" (der Pfupf ist raus) meinen wir, dass die Energie aufgebraucht ist.

Gruss Chrigi

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Mi 26. Jul 2006, 23:59
von c2j2
@Christian

ja das meinte ich auch so: der "pfupf" fehlte, das letzte Stück zum Glück (von uns).

GUte Nacht,

Christian

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Do 27. Jul 2006, 12:03
von JonasF
Die unerwartete Regenlage hat an meiner Wetterstation sehr erfreuliche 11 Liter pro Quadratmeter gebracht. Das ist der höchste Tageswert seit dem 5.Juli.
Hoffen wir nun, dass dieser Wert schon bald wieder getoppt wird :-D

Gruess
Jonas

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Do 27. Jul 2006, 14:06
von Federwolke
Was es in Österreich nicht alles gibt... :=(
27.07.2006 11:54
Windhose deckte drei Häuser ab
Mini-Hurrican trieb in Villach sein Unwesen. Blitzschlag lößte Brände in Keutschach aus.

In Maria Gail bei Villach wurden Mittwoch fünf Dächer beschädigt und Bäume entwurzelt. Im Raum Keutschacher-See wurden Brände durch Blitzschlag entfacht. Es sind keine Opfer zu beklagen.

Mini-Hurrican. In Villach kam der Mini-Hurrican plötzlich und verfehlte die Wallfahrtskirche Maria Gail nur um 400 Meter. Mittwoch gegen 17.30 Uhr riss der Sturm im Zentrum der Gemeinde drei Dächer von ihren Häusern, beschädigte fünf weitere Dächer schwer und stürzte sechs Bäume um.

Wie Sardinendosen. 96 Männer von sechs Freiwilligen Feuerwehren aus Villach-Stadt versuchten, die Schäden – geschätzte 100.000 Euro – zu begrenzen. Bezirkskommandant Andreas Stroitz: "Der Wirbelsturm hat zwei Blechdächer wie Sardinendosen aufgerollt und in die Nachbarschaft geschleudert, während direkt daneben alte Häuser und Schuppen mit Schilfmattendach unberührt blieben. Ein Glück, dass die scharfen Blechteile niemanden verletzt haben."

Großer Schaden. Die kaputten Häuser wurden mit Planen gesichert. Bei den abgedeckten Häusern drang Wasser ein, der Sachschaden ist beträchtlich.

Dachstuhl brannte ab. In Keutschach schlug ein Blitz in das Zweifamilienhaus eines 78 Jahre alten Pensionisten ein und verursachte einen Brand. Der Schwiegersohn des Besitzers entdeckte die Flammen und verständigte die Feuerwehr. Der Dachstuhl des Gebäudes wurde zerstört, der Schaden beträgt etwa 30.000 Euro.

Blitz traf Stromverteilerkasten. Fast zur gleichen Zeit traf ein Blitz den Stromverteilerkasten eines Campingplatzes am Keutschacher See. Der Schwelbrand wurde von den Florianijüngern gelöscht, der Schaden ist gering.

JOCHEN BENDELE/APA
http://www.kleine.at/regionen/kaernten/ ... 2/index.do

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Do 27. Jul 2006, 14:16
von fredi (Einsiedeln)
Fabienne,
Mini-Hurrican trieb in Villach sein Unwesen.

Jaja, so kommt´s, wenn der JOURNALISMUS sein Unwesen treibt... ;-) :=(

Grüess
nick

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Do 27. Jul 2006, 14:18
von Alfred
mit Schilfmattendach


Ich sag ja immer, wäre bei den Pfahlbauern nicht vorgekommen :D !

@Fabienne: Ist der Ausdruck Mini-Hurrican auch nicht richtig ;-) ?

Grüsse, Alfred
[hr]

Gewitter vom 26.7.06

Verfasst: Fr 28. Jul 2006, 10:38
von Marco (Hemishofen)
Hoi zämä

Gerade noch rechtzeitig konnte ich die 07UTC Analyse von Meteocentre Toulouse retten.

Bild

Man erkennt deutlich das kleinräumige, recht flache Tief, das sich bei Luxemburg gebildet hat. Es war vor allem
im Windfeld sehr deutlich erkennbar. In meiner eigenen Analyse der 06UTC Euro-synop-Karte hatte ich eine Konvervenzlinie
eingezeichnet, die sich vom Südrand des Tiefs bis etwa zum Pruntruter Zipfel erstreckte. Südlich davon, im Mittelland,
war diese nicht so schön definiert, was auf Grund unserer Topographie und der vorabendlichen Gewitteraktivität im Westen
auch nicht weiter erstaunlich ist. Eine weitere Konvergenzlinie ist erkennbar zwischen dem Tief über der frz. Poitou und
der Gascogne. Erfreulicherweise kam der Kollege beim DWD auf dasselbe Resultat:

Bild

Dies meine Meinung zum Thema Konvergenzlinie.

Um die Gewitter und die Fehlprognose zu erklären, reicht dies jedoch noch nicht. Zwei weitere Faktoren spielten mit,
wie weiter oben schon richtig analysiert wurde. Erstens schiffte es in den westlichen Landesteilen am Vorabend, was
die von Andreas erwähnte Anfeuchtung der Luft zur Folge hatte.

Zweitens war auf dem 300hPa dieser kleine Trog über Westfrankreich erkennbar. Am Morgen früh war dieser vermutlich
noch mehr mit der Französischen Konvergenzlinie in Verbindung, er lief in der Folge jedoch rasch (rascher als die Bodenkonvergenz)
ostwärts, unter Abschwächung. Modellkarten zeigten auch, dass seine Vorticityadvektion in einem Streifen von Südfrankreich über
die Westalpen bis zur Poebene ausgeprägter war, als nördlich davon (dies als mögliche Erklärung für das Fehlen von kräftigen Cb
in der Region Oberrheingraben, wo die Bodenkonvergenz ja eigentlich besser definiert war, als bei uns).

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Fazit: 3 Faktoren, deren Zusammenspiel diese gewittertechnische Überraschung erklären können.

- CH am Südrand einer Bodenkonvergenz
- Anfeuchtung und potentielle Labilisierung der Luft durch vorabendliche Konvektion/Niederschläge
- Aktivierung durch schwachen Trog im 300hPa Niveau, vorderseitiger PVA

Welcher der drei Faktoren das grösste Gewicht bei der Entwicklung hatte, weiss ich nicht.
Leider ist von diesen drei Zutaten nur noch eine übrig geblieben, nachdem sie den Weg durch die
gnaden- und rücksichtslos filtrierenden Gedärme der Medien bis zum Leser zurücklegen mussten ;)

Gruss Marco