Hoi zämä,
erstmal auch von meiner Seite her Gratulation und Dank an die vielen erfolgreichen Fotographen
und an diejenigen, welche die gemailten Fotos hier weiter zur Verfügung stellten.
Die grossen Nahaufnahmen zeigen übrigens sehr schön auf der Seeoberfläche
das horizontal gescherte Windfeld mit der Hose genau im Kernbereich der Scherung!
Wie von Andi versprochen hier noch ein Bisschen mehr Material von MeteoSchweiz.
Zuerst die Volumeninformation um mal die Höhe der Niederschlagsechos einzordnen,
denn egal ob wir mit dem ETH-Radar oder mit dem LaDole gucken, beide sehen auf
Grund der Distanz zum Radar vermutlich nur den oberen Teil der Wolke und kaum
den Schlauch, den wir mit den Augen auf den Bildern sehen, wie dies Willi schon
angedeutet hat. Um 1750UTC reicht ein recht intensiver Kern der Zelle bis auf 5-6km
Höhe (ein Rechteck in den Aufrissen ist 1km hoch):
Nun zu den Radarwinden: ich bin der Meinung, dass wir vorsichtig sein müssen.
Wir dürfen nicht jede kleine Scherungssignatur mit ganzen rotierenden Wolken
oder sogar Schläuchen in direkten Zusammenhang bringen!
Um die Unsicherheiten in den Radarmessungen zu dokumentieren hier der Doppler-Wind
vom LaDole, 1.5° Elevation von 1742 UTC, als fast zum selben Zeitpunkt wie Willi's
plot vom ETH-Radar. Nicht dass das Eine oder Andere falsch sein soll, aber sie
schauen nicht gleich aus:
Sprich, die Grössenordnung der Mess-Unsicherheiten sind wohl grösser als die Signale selbst!
Auch der LaDole sieht mit dem 1.5° Scan den Bereich der Wolke auf knapp 5000m Höhe,
wir haben noch den -0.3° Scan zur Verfügung. Hier der Plot um 1747UTC (1742 ist nicht spannend):
Um 1807UTC ähnliche Struktur, wenig weiter nordöstlich (etwa 2-4km), lässt aber kaum auf
nennenswerte Scherungen schliessen (in den übrigen -0.3° scans sieht es auch nicht interessanter aus).
Am deutlichsten ist ein Signal um 1805UTC im +0.5° scan, auch dieses zeigt qualitativ einen Bereich mit
nordöstlichen Höhenwinden über dem See und nur wenig davon entfernt südwestliche Höhenwinde im Uferbereich,
ganz ähnlich wie im ETH-Radar Bild:
Insgesamt ein tolles Ereignis, aber ich frage mich bei jeder Hose wieder, ob wir wirklich
die kleinräumigen Rotationen bei und rund um die Teile herum mit Radarwinden dokumentieren können.
Ich bin weder Radar- noch Tornadospezialist, aber vermutlich setzt sich so ein enges Wirbelgebilde
in der Wolken nicht einfach linear nach oben fort, so dass wir es mit dem Radar auf 3000-5000m sehen würden.
Ausserdem glaube ich nicht, dass eine ganze Wolke mit ihren Niederschlagspartiken rotieren muss,
um am Boden ein so dünnes Rüsselchen zu formen. Sprich, das rückstreuende, rotierende Volumen ist vermutlich viel kleiner,
als dass es deutliche Spuren in den >1x1km Pulsvolumen der Radars hinterlässt.
So, das wäre unser Futter für weitere, angeregte Diskussionen.
Gruss in die Runde
Marco