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Stürme Anfang Dezember 2007?

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Thies (Wiesental)
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Thies (Wiesental) »

in Freiburg ist es auch schon recht windig - die Station des meteorologischen Instituts registrierte immerhin schon 19,5 m/s auf unter 300 m/NN (also immerhin 8 Bft)
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

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Willi
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Willi »

weiss jemand von Euch wie der Sturm heisst?
Hallo Zebrine, willkommen!

Fridtjof, gem. FU-Berlin (Link verfällt)
http://www.met.fu-berlin.de/de/wetter/maps/emtbkna.gif

Gruss Willi
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert


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Tinu (Männedorf)
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Die Synoptische Übersicht des DWD von heute Morgen ist wie so häufig zum lesen ein Genuss:


S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.12.2007 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz
MWE: Heute aufkommender Adventssturm ("FRIEDTJOF") mit
Höhepunkt in den Abendstunden sowie Frontpassage in der Nacht.
Dabei schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen, auf den Bergen
Orkan. Darüber hinaus teils kräftiger Regen bis in die
Kammlagen der Mittelgebirge.
Am Montag stürmisches Schauerwetter, im Bergland wieder in
Schnee übergehende Niederschläge.
Am Dienstag vorübergehende Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag ... Wie bereits in den vergangenen Tagen mehrfach
angedeutet birgt der heutige 1. Advent eine Menge Brisanz in
sich. Der Blickpunkt ist dabei eindeutig auf die
Sturmentwicklung gerichtet, die in Verbindung mit einem vom
Seegebiet westlich von Irland via UK und Nordsee nach Jütland
(Montag, 00 UTC) ziehenden Tief steht. Klopft man die neuesten
Modellläufe hinsichtlich des Verlaufs der nächsten Stunden ab,
so ergibt sich ein recht homogenes und - in Bezug auf die
Vorläufe - auch relativ konsistentes Bild. Auffallend ist, und
dieses Merkmal wurde auch schon von den 18-UTC-Läufen
angedeutet, dass der stärkste Luftdruckgradient im Vorfeld der
okkludierenden Kaltfront zu finden ist, während es postfrontal
zu einem Auffächern des Gradienten kommt.
Vor allem am Nachmittag nimmt der Wind von Westen her stetig
zu, wobei in tiefen Lagen 8er bis 9er-Böen, vereinzelt auch
10er-Böen zu erwarten sind. Im Bergland kommt es zu schwerem
Sturm bzw. Orkan (10 bis 12 Bft), so dass hier vielerorts eine
UNWETTERWARNUNG fällig wird. Am Abend und in der ersten
Nachthälfte dehnt sich das Sturmfeld dann auch auf die
südlichen und östlichen Landesteile aus. Ist die Schichtung
angesichts der massiven WLA zunächst noch stabil und der
vertikale Impulsaustausch entsprechend gedämpft, so könnte sich
das mit Frontpassage ändern. Bei respektablen Oberwinden von 70
bis 80 Kt (GME, 850 hPa) ist nicht auszuschließen, dass -
vielleicht in Verbindung mit einem eingelagerten Gewitter -
auch mal eine 11er-Böe bis in tiefe Lagen durchschlägt.
Allerdings sei angemerkt, dass die ganz große Labilisierung der
Schichtung eigentlich erst im Laufe des Montags mit Annäherung
des nachfolgenden Höhentrogs einsetzt.

Neben der ganzen Sturmentwicklung verdient natürlich auch der
Parameter "Niederschlag" Beachtung. Dem Frontensystem weit
vorauseilende WLA, ab dem Nachmittag verstärkt durch
trogvorderseitige PVA sorgt für flächige kräftige Hebung, die
zu länger andauerndem und teils intensiven Regen bis in die
Kammlagen der Mittelgebirge sorgt. Trotz der inoffiziellen und
auf Empirie basierenden Regel "viel Wind, wenig Regen" gibt es
doch einige übereinstimmende Signale der Numerik, dass
zumindest im Stau einiger Mittelgebirge die Warnschwelle für
Dauerregen überschritten wird.

Montag ... Sturmtief "FRIEDTJOF" zieht langsam weiter nach
Osten und erreicht um 12 UTC etwa eine Position unweit von
Gotland. Auf seiner Südwestflanke schwenkt ein Bodentrog über
Deutschland ost-südostwärts, während sich gleichzeitig in der
Höhe ein Trog nach Süden ausweitet. Noch immer liegt ein
veritabler Druckgradient vor, wobei aber der Wind jetzt mehr
aus West bis Nordwest kommt. Zwar findet man in 850 hPa jetzt
"nur noch" simulierte Windgeschwindigkeiten von rund 50 Kt,
angesichts der Labilisierung der Schichtung besteht aber
durchaus die Möglichkeit, dass es zu einem vertikalen
Impulsaustausch kommt. Im Klartext, auch am Montag muss mit
Sturmböen 8 bis 9 Bft, vereinzelt auch 10 Bft sowie im Bergland
mit Böen bis zu Stärke 12 Bft gerechnet werden.
Hinsichtlich der Niederschläge sei erwähnt, dass diese im Süden
und Südosten zunächst noch skalig bedingt sind, wobei die
Schneefallgrenze - in der Nacht auf weit über 1000 Meter
gestiegen - bis zum Abend sukzessive auf rund 800 Meter sinkt.
Ansonsten sind die Niederschläge konvektiver Natur, wobei die
stärkste Schaueraktivität in einem von der Nordsee zur Mitte
des Landes reichenden Korridor zu erwarten ist. In der
einströmenden Meereskaltluft (in 500 hPa schwenkt ein
thermischer Trog mit rund -30-Grad von der Nordsee heran) sind
neben zahlreichen Regenschauern auch Graupelschauer und kurze
Gewitter möglich. Im Bergland kommt dann wieder die Schneephase
ins Spiel, Schneeverwehungen inclusive.

Dienstag ... Die Wetterlage beruhigt sich vorübergehend
insofern etwas, als dass sich von Südwesteuropa ein schwacher
Hochkeil bis nach Südwestdeutschland vorschiebt. In der Höhe
gelangt Deutschland zwischen einen sich dem Kontinent nähernden
Rücken und dem nach Osten abziehenden Trog. Der Gradient
fächert auf, gleichwohl sind vor allem im südlichen und
östlichen Bergland noch Sturmböen möglich. Aufgrund der nach
Osten und Südosten hin noch vorhandenen Zyklonalität sind dort
auch noch Niederschläge zu erwarten, in tiefen Lagen als Regen,
sonst als Schnee.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Summa summarum simulieren die Modelle ein erfreulich ähnliches
Szenario. Bei allem gegebenen Respekt vor dem Sturmtief
"FRIEDTJOF" kann man doch davon ausgehen, dass es sich um einen
vergleichsweise "normalen" Spätherbststurm handelt, nicht mehr
und nicht weniger.
Zwar sind die aktuellen Falltendenzen im
Bereich Irische See/Wales zwar recht imposant (knapp 10er Fall
um 08 UTC), allerdings fehlen z.B. im Satellitenbild einige
Konturen, die auf eine richtig heftige Entwicklung hindeuten
(z.B. Dry Slot und Cloud Head sind nur mäßig ausgeprägt). Und
auch die thermische Konstellation incl. der Frontenkonstruktion
lässt die ganze Sache vergleichsweise moderat erscheinen, fehlt
doch etwas die rückseitig direkt hereinschießende Kaltluft.

Im Hinblick auf die Niederschlagsentwicklung sei angemerkt,
dass sowohl die Modelle als auch die Statistik (LEPS, PEPS)
Signale auf ein Überschreiten der Warnschwelle in einigen
Mittelgebirgen andeuten.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert

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Peter,Walchwil ZG
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Peter,Walchwil ZG »

Hallo,
der neue GFS 06z Lauf zeigt nach meiner Meinung ein recht realistisches Bild der Spitzenböen mit Mittelland für die kommende Nacht:

Bild
Bild
Bild

In erhöhten Lagen im Mittelland (Zürichberg, Üetliberg, Bantiger usw.) können es über 100km/h sein.
Auf dem Jura und den Voralpengipfel auch 120 bis 140km/h, also ein ganz normaler Herbststurm wie er alle Jahre mal vorkommt.
Grüsse Peter

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Tinu (Männedorf)
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Sehr interessant bei diesem Sturm ist auch die Tatsache, dass er bereits im okkludierten Zustand bei uns ankommen wird. Will heissen, der Sturm verfügt nicht über die "klassische" Abfolge von Warmfront=>Warmsektor, Kaltfront=>Kaltsektor. Das wird in der Synop des DWD auch angetönt.

Bild

Die Profis mögen mich korrigieren, aber das ist keine Kaltfront, sondern eine Okklusion. Will heissen die Kaltfront hat die Warmfront bereits eingeholt, bevor das Ganze überhaupt in unsere Nähe kommt. Das könnte auch ein Grund für die eigentlich untypisch hohen Regenmengen sein, welche dieses Tief bringen dürfte.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Stefan im Kandertal

Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Stefan im Kandertal »

Mal schauen wie es hier blasen wird. Aber solche Lagen wo eine Front mitmischt, die auch noch gut Höhenkaltluft mitbringt reicht es meistens auch hier im belpberger Windschatten für stürmische Böen ;-). Vielleicht aber ist der Wind aber auch wieder mal dann am stärksten wenn es bei allen anderen vorbei ist.

Eine zuverlässige Wetterregel. Ist der Alarmzustand vorbei, geht es hier erst los

[:]

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crosley
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von crosley »

Hoi Zäme

Bei uns noch eher ruhig zurzeit. Einppar kleinere Böen in den letzten Stunden (gefühlsmässig so mit ca. 30- 40 kmh), jetzt aber seit gut 30 Minuten die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm...

Grüsse Crosley


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Thies (Wiesental)
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Hier ist es auch wieder wesentlich ruhiger geworden

Gruss, Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

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Friburg
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Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Friburg »

Auch bei mir herrscht gerade Windstille.
Gruss
Kevin (Laupen)

Matt (Thalwil)

Stürme Anfang Dezember 2007?

Beitrag von Matt (Thalwil) »

Über Frankreich (uv@850hPa ca. 70kt) nun folgende Werte am Boden:

Brest/Bretagne:
LFRB 021200Z 25029G46KT 3000 -DZRA BR OVC006 13/12 Q1003 NOSIG=

Paris Orly:
LFPO 021200Z 22019G35KT 190V250 8000 -RA BKN014 BKN100 11/09 Q1004 TEMPO 4000 BKN008=

Noch immer nicht klar scheint mir, in welchem zeitlichen Fahrplan die windbegünstigenden Faktoren ihr Maximum haben. Ich denke da an:

Windstärke 850hPa
Anströmrichtung 850hPa
Bodendruckgradient längs des Mittellandes
Schichtung (Niederschlag)
Hebung (Front)

Die Windstärke@850hPa hat vermutlich bereits am Abend und in der ersten Nachthälfte ihr Maximum. Zu dieser Zeit ist die Anströmung aber noch zu stark südlich denn westlich, was sich besonders im östlichen Mittelland bremsend auswirkt. Ausserdem gibts dort auch noch ein Gerangel mit dem Föhn. Die Schichtung wird durch den Niederschlag und die WLA (auf mittlerer Höhe) wieder stabiler als tagsüber.

In der zweiten Nachthälfte erreicht eine Kaltfront (Okklusion mit Kaltfrontcharakter) die Schweiz. Die absolute Windtstärke@850hPa ist bereits wieder kleiner. Dafür nimmt die Labilität wieder deutlich zu. Ausserdem dreht der Wind auf West, so dass er besser ins östliche Mittelland durchgreifen kann.

Hinter der Front steigt der Druck über dem Westen, das kanalisierte Abfliessen der Luft entlang der Voralpen Richtung Osten kann ebenfalls nochmals die Windspitzen herauftreiben.

Welche Region in welcher Phase ihre höchste Spitze abbekommt ist schwer zu sagen. Ich tippe, dass es in den meisten Regionen des Mittellandes Phase 2 ist, also in der zweiten Nachthälfte und den frühen Morgenstunden. In den Voralpen erwarte ich die höchsten Spitzen eher mit dem Einlaufen der Front (Nordwind) als mit dem Föhn selbst. Es ist gut möglich, dass Altdorf, Glarus und Vaduz morgen in der Rangliste ganz vorne dabei sind.

Aufgrund der Unsicherheiten und Variabilität kann man auch an einer eher vagen Aussage wie jener von MeteoSchweiz nichts herumnörgeln:
am späten Abend und in der Nacht stürmischer Südwest- bis Westwind, mit Windspitzen von 70 bis 110 km/h.
Gruess Mat

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