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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 23:11
von Andreas -Winterthur-
@Reto:

Zum Teil gebe ich dir recht. Grundsätzlich liess ich mich zu fest von der Flaute am Vormittag beeinflussen. Natürlich wird erst am Abend/Nachts abgerechnet und da ist inzwischen, vor allem lokal (s. Posting von Silas), einiges zusammengekommen. Was mich irritiert hatte, waren die fehlenden Niederschlagsbänder von der ASS rüber nach GR in den Vormittagsstunden, was für diese trogvorderseitige SW-Lage eigentlich klassisch gewesen wäre. Dort waren ja nach der von Michi geposteten Cosmo-2 12 Std. Summen Niederschlagskarte auch die stärksten Niederschläge zu erwarten. Dieses Niederschlagsmuster fehlte aber bis zur Mittagszeit weitestgehend. So waren denn auch die Summen bis 12Z meist um das mehrfache überschätzt, mit etwas goodwil waren einzig die gerechneten Mengen für die Bündner Südtäler, das Oberengadin sowie die Region Davos (Daten SMN) einigermassen treffend.

Grüsse Andreas

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 23:12
von Michi, Uster, 455 m
Ich denke auch, dass Cosmo (insbesondere 7) gar nicht so schlecht war, vergleicht man mit den Radarsummen sieht das recht vernünftig aus:

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Quelle: meteocentrale

Hier ein paar 18h-Summen, fast alle Grossregionen der Schweiz sind vertreten:

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Quelle: meteocentrale

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 23:18
von Andreas -Winterthur-
@Michi:

Die Modellkarte bezieht sich aber auf 12Z und die Summen auf 18Z. Etwas trivial betrachtet, könnte man sagen, dass sich die Front ganz einfach um einige Stunden verspätet hatte. Inzwischen stimmen ja die gemessenen Summen tatsächlich +/- mit dem 12Z Termin überein.

Gruss Andreas

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 02:47
von Reto Arosa/ZH/SO
@Andreas
Du hast schon recht, am Vormittag fehlten die NS-Bänder quer über das Bündnerland. Man könnte aber auch sagen, dass COSMO 2 etwas zu langsam war, oder die Niederschläge in der ersten Nachthälfte zu früh kamen. In der Nacht gab es den von dir am Vormittag vermissten Niederschlag über dem Bündnerland.

Hier als Beispiel das Radar- und Satbild von 3.50 Uhr:
Bild
Quelle MeteoNews

Vergleiche mal die COSMO 2 Karte mit den eingetroffenen Niederschlägen, wenn wir die erste Nachthälfte dazu nehmen:
Bild

NS-Summen mit der ersten Nachthälfte, aber ohne den heutigen Abend (Stationen mit mehr als 15 mm):
Stabio (TI) 49.0
Buffalora (GR) 41.5
Mt. Generoso (TI) 35.9
Chasseral (BE) 31.7
Robbia (GR) 29.8
La Chaux-de-Fonds (NE) 29.0
Samedan - St.Moritz (GR) 26.8
Porrentruy (JU) 25.5
Weissfluhjoch (GR) 24.8
Robiei (TI) 24.3
Corvatsch (GR) 22.8
Neuenburg (NE) 22.4
Hinterrhein (GR) 21.6
Davos (GR) 21.4
Basel-Binningen (BL) 20.2
Scuol (GR) 20.2
Lugano (TI) 19.8
La Frétaz (VD) 19.5
Altdorf (UR) 19.5
Mathod (VD) 19.3
San Bernardino (GR) 17.6
Nyon (VD) 16.5
Comprovasco (TI) 16.4
Disentis (GR) 16.3
Bern (BE) 16.2
Engelberg (OW) 16.1
Napf (BE) 15.5
Piotta (TI) 15.4

Ich weiss, es ist nicht korrekt den Niederschlag der ersten Nachthälfte einzurechnen, aber so könnte man die etwas überheblichen Mengen einigermassen rechtfertigen. Es hat zwar zeitlich nicht so gut gepasst, aber mengenmässig wars in diesem Fall nicht schlecht. ;)
Im Gegensatz zu Michi bin ich der Meinung, dass COSMO 2 in diesem Zeitraum besser ausgesehen hat als COSMO 7.
Ein Kompliment verdienen - was die zeitliche NS-Verteilung in den Ostalpen angeht - auch unsere Kollegen im Amerika. GFS rechnete am Mittwoch in GR ein NS-Maximum in der Nacht zum Donnerstag und vor allem nochmals am Donnerstagabend, was ziemlich genau so eintrat!

Gruss aus dem tropfnassen Arosa (43 Liter in den letzten 24 Stunden - seit dem 22. Juli sogar bereits 222 Liter, das gibt 74 Liter pro Woche!)
Reto

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 09:47
von Christian Schlieren
Hoi Zäme

COSMO 7 nun mit Starkniderschlag auf der ANS mit bis zu 100mm im östlichen Mittelland von Samstag auf Sontag :shock:

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@Andreas
Ich fuhr auch auf grund der COSMO Prognosen los, ich muss aber sagen wen ich gewust hätte das es so kommt währe ich sicherlich nicht losgefahren, aber ich würde bei den gleichen Modellvorhersagen jederzeit wieder gehen ;) :unschuldig:
Das mit dem Stau ist auch immer so eine sache, am schönsten zum fahren ist einfach schon in der Nacht ;)

Gruss

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 09:51
von Matt (Thalwil)
Es ist erfreulich, dass die prognostizierten NS-Mengen im grossen und ganzen nicht übertroffen wurden (oft sogar unterboten). Die längeren Regenpausen haben ebenfalls dazu beigetragen, dass bisher keine Probleme in den Gewässern entstanden. Dennoch bleibt die Lage angespannt: Bis Mitte nächste Woche ist wiederholt mit Regen zu rechnen. Die Böden bleiben gesättigt und auch in den Seen (vor allem im Osten) ist wenig Puffer vorhanden. Wenn der Regen bis Mitte nächster Woche weiterhin durch längere Pausen unterbrochen wird, sollten eigentlich keine Probleme entstehen. Doch wer will schon bei dieser prognostischen Knacknuss die Hand ins Feuer legen. Als Beispiel die NS von SA auf SO. GFS wässert vorallem westlich der Linie Oberwallis-Basel, EZ-WRF jedoch östlich davon: ;)

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Gruess, Mat

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 10:21
von Andreas -Winterthur-
@Reto: In etwa so stelle ich mir idealerweise eine informative Nachbearbeitung vor, *für so was haben wir in den Wetterdiensten ja zum Glück immer genügend Zeit *(Ironiefilter wieder aus ;) )

Allgemein: scheint nun also doch wieder "frontaler" gerechnet zu werden. COSMO-2 und LaMMa EZ-WRF stimmen verblüffend gut überein. Wenn es so kommt, mit diesen Mengen in 12 Std., könnte es da und dort zu viel werden. Mit den gestrigen 12Z-Läufen sah es mir vor allem für den Kt. GR kritisch aus. Insbesondere in den normalerweise nur moderat feuchten inneralpinen Gebieten geht es bei Starkniederschlägen ja jeweils schnell mit den Murgängen.

Was meinen die Bündnerexperten?

Gruss Andreas

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 10:28
von Uwe/Eschlikon
Hallo

Über die derzeitige Sättigung der Böden kann man allerdings geteilter Meinung sein.
Denn die Sättigung ist auf kleinstem Raum sehr unterschiedlich und auf Grund der NS-Verteilung der letzten Tage und Wochen auch regional sehr unterschiedlich.
Dazu kommen all die Verdichtungsschäden auf Grund intensiver Landwirtschaft!

Bei mir zu Hause sind die Böden keinesfalls gesättigt, wie ich vorgestern bei Grabarbeiten im Garten feststellte: Nach 5-10cm recht trockener Oberschicht, folgte eine gut durchfeuchtete Mittelschicht ab etwa 10cm. Diese war jedoch nicht nass, sondern optimal feinkrümelig. Darunter folgte eine zuerst feuchte, dann aber immer trockener werdende Schicht. Dies wohl auf Grund der Hitze zu Beginn des Sommers, wo es hier sehr trocken war. In tieferen Schichten ist hier also immer noch ein Manko an Wasser vorhanden.

Grüsse, Uwe

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 10:51
von Matt (Thalwil)
@Uwe

Bodenfeuchte und das Verhalten des Bodens als Wasserspeichers ist eine delikate und kleinräumige Sache (Lange her, die Vorlesungen in Bodenkunde...). Letztendlich ist entscheidend, welche Menge innert welcher Zeit in den Abfluss gelangt. Im Allgemeinen - unter spezieller Nicht-Berücksichtigung von Eschlikon ;) - werden die Böden in den Voralpen und im Osten nicht viel Wasser zurückhalten.

Hier die Messdaten:
http://www.bodenfeuchte-ostschweiz.ch/

Gruess, Mat

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 11:17
von Reto Arosa/ZH/SO
Mat (Zürich) hat geschrieben:Letztendlich ist entscheidend, welche Menge innert welcher Zeit in den Abfluss gelangt. Im Allgemeinen - unter spezieller Nicht-Berücksichtigung von Eschlikon ;) - werden die Böden in den Voralpen und im Osten nicht viel Wasser zurückhalten.
Jep, sehe ich auch so. Hier noch ein Bild von gestern Abend aus Arosa, das diese Aussage unterstreicht. In diesem Bachbett fliesst normalerweise nur sehr wenig oder überhaupt kein Wasser, weil es zwischen den Steinen versickert und unterirdisch in einen Stausee fliesst. Momentan sieht das aber ziemlich anders aus, von versickern ist keine Spur.

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Gruss Reto