Re: NOW: Gewitter am 3. August 2011
Verfasst: Do 4. Aug 2011, 17:28
Hoi RontalerRontaler hat geschrieben:Salü Ralph/Konstaz
Danke für dein Feedback. Ich kann mich auch täuschen, ...
Für meine Begriffe bauen die Zellen heute stetig im Süden der alten Zellen an, sprich die ganze Konvektion frisst sich immer weiter in den Süden voran, das erweckt den Anschein, die Zelle(n) würde(n) nach rechts ausscheren.
Die Zelle, die sich vom Berner Oberland in Richtung Urnerland, Glarus und jetzt Graubünden vorangearbeitet hat zeigt von mir aus gesehen keine abnormalen Strukturen, die auf ein stärkeres Unwettergeschehen hindeuten könnten.
Gruss aus der Innerschweiz an den Bodensee
Nein, Du hast Dich nicht getäuscht. Deine Beobachtung ist richtig. Bei solchen Lagen ist dies auch eher der Regelfall. Genau diesen Entwicklungscharakter der Gewitterlinie habe ich bei meinem Chasing in meine Entscheidungen eingebaut - und lag goldrichtig.
D.h. jene Zelle mit der vorerst höchsten Intensität, von der Zentralschweiz her kommend, hatte ich schon auf dem Radar gesehen (als ich etwa bei Hinwil war) und frontseitig waren bereits die ersten Blitze zu sehen (auf der Autobahn bei Rüti, Blickrichtung Süden).

11:05 MESZ, rosaroter Fleck im Bereich Albis, südlich vom Zürich- / Obersee. Südöstlich davon der neue Anbau sichtbar (orange-gelb).
Doch ich rechnete mit einem raschen Abbau des Albissektors der Linie und der Verstärkung des südöstlichen Anbausektors im Bereich Glarnerland (was auch geschah).

11:25 MESZ, Anbausektor nun innert 20 Minuten mit höchster Intensitätsstufe (bei Schänis; Kt. Glarus). Nördlicher Teil am absterben und (Foto folgt) Mammatus am Schirm.
Ich hatte mich für eine Position ausserhalb des erwarteten Cores, aber so nah wie möglich an der Zelle entschieden und war zuerst beim Chapelihof (Grinau); zuviele Bäume, schlechte Sicht.
Ich fuhr zurück nach Uznach, konnte dadurch leider den gigantischen CG nicht filmen, der in einem Wald einen Baum (Tanne?) in eine kurz aufflammende Feuersäule verwandelte; doch ich bin mit dem restlichen Videomaterial sehr zufrieden.
Chasingbericht:
Zuerst wollte ich von Winterthur her die Uster-Zelle bei Aadorf abfangen. Doch als ich den immensen Stau in Richtung Osten auf der Autobahn sah, entschied ich mich für die Innerschweizer-Zelle. Trotz Sperrung der Strecke Illnau-Pfäffikon (ZH)-Wetzikon, war der Verkehr über Uster/Aatal noch erträglich.
Ich positionierte mich bei Uznach (siehe oben) und fuhr danach über Sargans ins Rheintal, von wo ich auf die Rückseite der Zelle blicken konnte, die noch ziemlich blitzaktiv war.

12:30 MESZ, Zelle westlich vom Fürstentum Lichtenstein. Südwestlich davon (wie im Nowcast am Telefon vorhergesagt) bildete sich bereits die nächste Gewitterlinie; und bei Sargans war es extrem schwül.

13:05 MESZ; Wieder das selbe "Spielchen", wie von Rontaler angesprochen: nördlicher Teil der Linie (noch) hohe Intensitätsstufe, auf dem Weg ins Rheintal, Höhe Buchs (CH) / Schaan (FL).

13:55 MESZ; nördlicher Teil abgestorben und der südliche Anbau nun mit höchster Stufe, genau über Sargans.
Tja - und ich war in Schaanwald (statt in Bad Ragaz) und der nördliche Teil klappte 5 km vor mir zusammen

Bei Marbach machte ich Pause, dachte, dies sei noch nicht alles, blickte auf den Donnerradar, doch da war nichts mehr. Das Vorstossen des Höhenkeils nach Osten war bei GFS gut sichtbar; enge Geschichte. Bei den ANETZ-Daten war aber noch eine Zone zwischen Aarau (über ZH) nach Konstanz drin, mit örtlich und zeitlich zunehmenden CAPE-Werten (ca. 700 J/kg bei Zürich und ca. 1'800 J/kg bei Tägerwilen). Was auf dem Sat-Bild auszumachen war, sah ich dann auch auf der Rückfahrt nach Winterthur. Ein relativ breites, wolkenfreies Band in Nord-Süd-Achse ermöglichte der Sonne nochmals einzuheizen.
Auf der Mörsburg bei Winterthur, mit eingeschränkter Sicht nach NW, beobachtete ich die Zellen in Richtung SW, welche immer wieder zusammenklappten. In der Dämmerung sah ich schon zwischen den Bäumen hindurch (NW) die glatten, sauberen Strukturen einer konvektiven Entwicklung bei Schaffhausen, was mir auch logisch erschien: CAPE (immer noch) rd. 1'200 J/kg, CIN keine, RH 850 92%, Takt 24° Grad Celsius, TP 19° Grad Celsius usw. Inzwischen war es 21:00 Uhr MESZ und ich sah die Zelle auf dem Radar, östlich von Schaffhausen, wie sie innerhalb kurzer Zeit gelb und um 21:15 Uhr MESZ rosa im Zellkern wurde.

Und kein Blitz drin...; und dies noch über dem Bodensee. Ich verstand die Welt nicht mehr. Leicht verzweifelter Anruf an Ralph (nordspot) in Konstanz um 21:19 MESZ: "...müssten doch Blitze drin sein, oder?!" Er lakonisch: "Blitzt ja die ganze Zeit!" IM DR-Update von 21:20 MESZ waren sie dann drin. Ich fuhr also noch nach Kreuzlingen, wo ich zwei mässig blitzaktive Linien aus Distanz beobachten konnte.
Bilder / Video folgen.
Gruss Cyrill
PS @ Chrigi
Bei Schänis lag kleinkörniger Hagel am Strassenrand; schien nur ein schmaler Hagelzug gewesen zu sein.