Ich denke entscheidend für den weiteren Verlauf ist bei dieser Grosswetterlage die Position und Stärke der Hochdruckblockade über dem Atlantik. Der Blick auf die kleinräumigeren Modelle mit all den Randtiefs und deren möglichen Position(en) ist meines Erachtens derzeit nicht sinnvoll. Das ist Kaffeesatzlesen in Reinkultur, da sich die Randtiefs sowieso um die grossen, letztlich steuernden Elemente (Langwellentröge, Keile), herum positionieren.
Am Freitag ist das Atlantikhoch nach GFS noch relativ ungünstig, d.h. weit entfernt vom Kontinent platziert. Im Vorfeld des Keils liegt ein kleiner Höhentrog. Aufgrund dessen Positionierung vor den Britischen Inseln kommt es zu WLA und im Alpenraum dürfte sich in der Folge sogar eine schwache Föhnströmung aufbauen.
Bei ECMWF sieht das im übrigen ganz ähnlich aus:
Nicht der "schwache" Kaltluftvorstoss aus Osten, sondern die Konstellation im Westen verhindert also eigentlich den Wintereinbruch bis ins Flachland.
Interessant ist, was die Modelle in der Folge zeigen. Auch hier lohnt der Blick auf den Atlantik meines Erachtens mehr, als jener in die Tiefen der russischen Steppe. Gemäss GFS verstärkt sich der Atlantik-Keil aufs Wochenende und drückt allmählich gen Kontinent. Das hat/hätte zur Folge, dass der Trog ostwärts geschoben und somit die Strömungsverhältnisse verändert würden. Kaltluftvorstösse aus Nord/Nordwest lägen dann drin, was zumindest ab leicht erhöhten Lagen Winter zur Folge haben
könnte.
ECMWF stützt zumindest die grossräumige Entwicklung auf dem Atlantik, d.h. auch hier verstärkt sich der Keil und drückt nach Osten, was in der Folge zwangsläufig eine Austrogung über Mitteleuropa begünstigen muss.
Alles in allem sind das keine Vorzeichen für einen Sibirischen Wolfswinter analog Februar 2012. Allerdings sollte man sich vielleicht hin und wieder klarmachen, dass diese extreme Form bei uns in Mitteleuropa doch weitaus seltener und damit auch weniger wahrscheinlich ist, als die aktuell in den Modellen angedeutete Austrogung.