Hi Mike,
vielleicht wäre eine PM oder ein anderer Thread besser, doch da es sich um das aktuelle Geschehen handelt, anworte ich mal hier
Der Fall ist zw. Schwzw., Vogesen und Rheingraben in der Realität etwas komplexer. Zu Deiner ersten Frage:
Die Windverhältnisse waren/sind wie folgt:
Am Boden weht SW-Wind, der durch die Lagedes Rheintals in einen Südwind umgelenkt wird. Da der Rheingraben südlich von Freiburg komplett offen ist und sich zur burgundischen Pforte hin öffnet, gibt es zumindest bei uns nichts zum Stauen. Durch Kanalisierungs- und Reibungseffekte gab es sogar fast stürmische Böen (hat ordentlich den fast pulvrigen Schnee verweht). Im
850 hPa-Niveau wehten die Winde fast aus Westen. Genau in diesem Höhenniveau und aufgrund der kräftigen Strömung ist damit das Ende eines jeden Niederschlagspakets im Lee der (hohen) Vogesen vorbestimmt. Pech aber auch, dass die höchsten Vogesengipfel genau westlich von Freiburg liegen.
Oberhalb von 850 hPa dreht der Wind dann auf NW. Doch aufgrund der Effekte im 850 hPa-Bereich, hat der NIederschlag kaum eine Chance. Dennoch gab es wenig nördlich von Freiburg Schneefälle im Graben. Warum? Aufgrund der West-/NW-Winds in der Höhe und der nur noch flachen Vogesen, ist der Leeeffekt dort schwächer. Mit der NW-Strömung haben es die letzten kümmerlichen Reste des NS-Gebiets immer noch fast bis an die Stadt geschafft (war auf dem Radar und v.a. live schön zu sehen).
Wäre die Strömung jetzt wesentlich schwächer gewesen, hätte es wenigstens noch ein wenig mehr geschneit, da dann zum einen das Föhn-Fenster kleiner wird und zum anderen Hebungseffekte des Schwzw. trotz SW-Wind weiter in den Graben reichen. Wie schon am Freitag lag Freiburg zwar auf dem Radar schon unter dicken Niederschlagsgebieten, doch der fast stürmische S/SW-Wind hält die bereits aus dem Staueffekt generierten Flocken in der Höhe, so dass erst knapp 5 km östlich von Freiburg Schneefall einsetzt. Zum Vergleich: Kirchzarten hatte heute fast ganztags auf fast gleicher Höhenlage kräftigen Schneefall.
Ach ja, mit "punktgenau" meine ich einfach nur, dass der Niederschlags just an den fast linienartig verlaufenden westlichen Bergausläufern einsetzte.
Jetzt kommt aber der Fehler in meiner Argumentation mit dem SW-Staueffekte am Hochrhein. Ich vermute im heutigen Fall doch eher, dass der kräftige Höhenwind die Wirkung des Schwzw.-Leeeffekts ein ganzes Stückchen weiter nach Osten/Südosten verlegt hat. Dass es von "unten" noch bodennah W/SW-Wind gab, hat den Leeeffekt wohl zusätzlich geschwächt.
Im am Jura geben zeigen die Analyse-Karten eher eine West, fast schon NW-Komponente anstatt einer SW-Komponente. Gut möglich also, dass dadurch eventuelle Staueffekte an anderer Stelle als bei klassischen SW-Strömungen ansetzen bzw. hier wiederum durch den NW-Wind in der Höhe sobals sie erzeugt wurden sofort ins Aargauische transportiert wurden.
Und abschließend: weht der Wind aus NW am Boden, dann bekommt Freiburg, wenn überhaupt, dann nur einen schwachen Vogesen-Leeeffekt ab (aufgrund der im NW nur flachen Vogesen). Zusätzlich wirkt der Kaiserstuhl im Rheingraben wie eine Hebungsmaschine. Aufgrund der Beckenlage Freiburgs, der N-S-Achse des Grabens und nördlich von Freiburg bereits höherer Berge, können Staueffekte viel intensiver wirken. Hätte wir heute bodennahen NW-Wind gehabt, dann wären erfahrungsgemäss 10 oder gar mehr Zentimeter drin gewesen...
Wie auch immer... sehr komplex ist der Fall aus meiner Sicht schon. Wäre spannend, eine Profimeinung zu hören
Beste Grüße, Thies