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Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 14:08
von Urbi
Die "obersten Turner" sehen sich eher als militärisches Kader. Weshalb da Zivilorganisationen voll trauen :roll: ?
Das Problem ist das fehlende Vertrauen und die Unfähigkeit Kompetenzen zu delegieren. Und dies innerhalb unserer gut durchorganisierten Gesellschaft.

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 14:43
von Bruno Amriswil
Falls dies noch niemand gelesen hat:
Der letzte Abschnitt stellt einem schon die Nackenhaare auf......

Bild
Quelle: Teletext.ch

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 15:29
von Andreas -Winterthur-
Da musste viel passieren (Joran / Gewitter) bis sich das OK bemüht das erste Mal MeteoSchweiz anzurufen:
Ja schon ziemlich schräg, wenn sich x mittelgrosse Gartenbeizen mehr für das Wetter interessieren (und teils mehrmals täglich anrufen) als das OK eines Grossanlasses!

Gruss Andreas

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 15:53
von Thomas Jordi (ZH)
gerade wenig Zeit, schreibe dann noch was ausführlicheres, aber generell sieht man an diesem Ereignis die FAR/POD Problematik.
Wetterprognosen werden immer "unsicher" sein, genau deshalb wäre ja der direkte Draht zum Meteorologen so wichtig. Ich kann - welch Überraschung - am Telefon nun mal viel detaillierter sein und die Problematik schildern, also im "heute zeitweise sonnig"-Textli.

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 16:08
von Urbi
Thomas Jordi (ZH) hat geschrieben:aber generell sieht man an diesem Ereignis die FAR/POD Problematik.
Falschalarmquote (FAR)
Detektierwahrscheinlichkeit (POD) - Problematik
detektieren

Gruss
Urbi

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 16:42
von Federwolke
Dominik (Glattbrugg) hat geschrieben:Der Spruch: "Die Polizei - dein Freund und Helfer" muss seit heute wohl in: "Die Polizei - dein Freund, Helfer und Meteorologe" geändert werden. Da war pure Naivität am Werke!
Wundert uns das? In Zeiten der Boulevardisierung des Wetters ist doch jeder ein Meteorologe. Man führe sich nur mal die Leserkommentare unter beliebigen Artikeln zum Wetter zu Gemüte. Heute meint doch jeder, der gerade den Windeln entwachsen ist und fähig, halbwegs eine Tastatur zu bedienen, er sei auf jedem Gebiet ein Experte - bei Wetter und Klima ist dies aber ein besonders ausgeprägtes Phänomen. Schliesslich kann ja jeder zum Fenster raus schauen und weiss genauestens Bescheid, sogar über weltweite Veränderungen eines überaus komplexen Systems! Dass sich die Polizei befähigt fühlt, die Wetterüberwachung für einen Grossanlass zu übernehmen, dazu ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Und danach werden nicht nur Politiker, sondern sogar Sportredaktoren zu Wetterexperten, die meinen, ihren überaus wichtigen Senf zum Thema abgeben zu müssen: http://www.derbund.ch/sport/weitere/Ein ... y/16409129

Bei der nächsten Grossdemo in Bern werde ich die Polizei dabei beraten, ob sie passiv oder aktiv eingreifen soll, denn ich weiss ja als Meteorologin bestens Bescheid über Gruppendynamik, Aggressionspotenzial und Deeskalationsstrategien. Mal schauen, was sie dazu meinen...

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 17:04
von Willi
Also mich irritiert die masslose Ahnungslosigkeit des OK, was den Wetterradar angeht. In den Statements des OK's wird der Wetterradar nirgends erwähnt. Klar, das OK ist in guter Gesellschaft mit vielen anderen Bewohnern unseres Landes, schliesslich kennen auch nicht alle das Matterhorn. Aber wer im Sommer Wettergefahren einschätzen will, kommt um den Wetterradar nicht herum. Ich behaupte mal, nur dank dem Wetterradar war die Gefahr überhaupt zum voraus (0-1h) erkennbar. Das sollte langsam zum Grundwissen des hintersten und letzten gehören, der Verantwortung für den Schutz gegen Wettergefahren übernimmt.

Gruss Willi

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 17:32
von lukasm
Hallo zusammen

Hier noch ein Link http://www.tagesanzeiger.ch/sport/weite ... y/16409129

Ich weiss nicht, mir behagt diese Erklärung nicht ...

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 19:08
von Michael (Dietikon)
Es ist schon sehr ärgerlich, wie sich das OK aus der Verantwortung zu stehlen versucht. Aus meiner Sicht hat es höchst fahrlässig gehandelt und müsste zur Verantwortung gezogen werden. An einem Grossanlass wie diesem ist ganz klar, dass die Organisatoren auch Wettergefahren mitberücksichtigen müssen. Die Verantwortung teilweise an die Besucher abzuschieben, wie dies einige im Forum versuchen, ist völlig verfehlt. Man kann einfach nicht erwarten, dass man als Besucher eines Turnfests die ganze Zeit die Wettersituation im Auge behält und die Wetterentwicklung richtig beurteilen kann. Es ist etwa so als würde man nach einem Hauseinsturz sagen, dass die Bewohner mitverantwortlich seien, weil sie die Statik nicht geprüft hätten!

Natürlich kann das OK die meteorologische Situation nicht selbst beurteilen und müsste dafür einen Experten beiziehen. Schon alleine, dass dies nicht gemacht wurde (nachdem ja bereits ein Schadenereignis durch Sturmwinde aufgetreten ist!), zeigt, wie fahrlässig und ignorant gehandelt wurde. Es gibt Situationen, in denen das Nowcasting sehr schwierig ist, aber hier war das nicht der Fall. Man hätte sehr gut eine halbe Stunde vor Einsetzen des Sturms das Fest unterbrechen können und die Besucher anweisen sich in Sicherheit zu begeben. Offenbar wäre das ja kein Problem und eine Sache von wenigen Minuten gewesen!

Dieses von Fabienne beschriebene Phänomen, dass sich inzwischen fast alle als Experten auf jedem Gebiet fühlen, finde ich übrigens höchst bedenklich. Gerade diese Selbstüberschätzung ist es, welche zu solchen Katastrophen führt. Leider fällt auch auf, dass gerade in Positionen (ob in der Politik, Wirtschaft, Medien etc.), die mit viel Verantwortung einhergehen, häufig keine Verantwortung übernommen wird, wenn dies angebracht wäre. Wer das nicht kann, hat dort aber nichts verloren! Just my two cents zu dem Thema.

P.S. Habe den grottenschlechten Artikel von David Wiederkehr im Tagi erst jetzt gesehen. Also das ist ja ein dickes Ding! Zuerst mit meteorologischem Unwissen behaupten, dass der Sturm nicht vorhersehbar war bzw. zu schnell kam um zu evakuieren. Dann noch die Verantwortung an Polizei und MeteoSchweiz abwälzen und diese als nicht verantwortungswürdige, unnötige Institutionen betiteln. Der gehört offensichtlich auch in die oben genannte Kategorie der selbsternannten Experten und sollte sich wohl besser darauf beschränken Artikel zum Thema Sport zu verfassen.

Re: Gewitter, werden Gefahren unterschätzt?

Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 20:15
von säschu (Bösingen)
Als ehemaliger Trainer und Organisator von Trainings im Fussball gibt es folgendes zu erleben.
Ich Warmduscher verkrieche mich während des Trainings mit meinem Team in der Buvette, nur weil es da ein wenig Blitzt und Donnert. Ein echter Fussballer, Camper und Sportler mag doch so ein Gewitterchen nichts anhaben :( .

Ich glaube kaum dass ein Organisator eines Anlasses (Fussball meist Fussballer, Turnen meist Turner, Konzerte meist Musiker) sich so mit der Materie auseinandersetzen wie wir.
Die meisten haben einen grossen Kampf für Sponsoren, Zuschauer und Mitglieder, also Geldgeber zu liefern. Und dann etwas zu Organisieren, dass es rechtlich auch noch stimmt.

Sicherheit ist ein Posten. Aber wer macht mehr als nötig?
Dass man mit relativ wenig Aufwand viel bewirken kann ist den meisten Sportlern nicht klar.
Wird es auch nie werden, da der "Hero Sportler" sich von einem Wetterchen nicht ins Boxhorn jagen lässt!
Irgendwie so etwas habe ich auch bei einem der interviews gehört.

Wichtig wäre jetzt, dass Versicherungen die Bezahlen müssen (vor allem SUVA) bei solchen Ereignissen nicht nur Fluchtwege fordern, sondern auch Meteorologischen beistand in ihre Bedingungen zum bezahlen aufnehmen.
Die Warnstufen bestehen und welchen Beistand wann gefordert ist müsste man bestimmen.

Damit habe ich einen weiteren Verantwortlichen gefunden.
Die Versicherung, die ohne zu hinterfragen die Schäden bezahlt.

@ Willi. Es gibt sehr wenige, die das Rader kennen, geschweige denn interpretieren können(vielleicht noch Landi, ob man den Grill anwerfen darf).
Auch bei OK's von Festen ist das glaube ich keine Kernkompetenz.

Ohne sanften Zwang zum wissen müssen wird der Mensch nichts ändern! Und vergessen.

Schön ist übrigens, wenn dir die Wirtin in Interlaken danke sagt, weil sie genug Zeit hatte alles sturmsicher zu Organisieren.
Oder der Kolege anruft, was sie mit ihrem Fest machen sollen!

Wie bei Wolf wurde ich aber auch schon (wer hört denn da auf den dahergelaufenen Möchtegern experten, wenn der Profi alles mögliche macht) nett belächelt.
Nun ja. wenn ich all den Besserwissern trauen würde, dann ...(Wem geht's nicht so?).

Gruss Sacha